Bei einem milden Verlauf reicht oft ein wenig Bettruhe. Reagiert der Körper stärker auf das Coronavirus, können bei einer Covid-19-Infektion im Laufe der Erkrankung verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen. Zu Beginn helfen antivirale Wirkstoffe, die Virusvermehrung im Körper einzuschränken.
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Pfizer-Pille Paxlovid schützt vor schwerem Verlauf
Den größten Erfolg bei der Behandlung von Covid-19-Erkrankten verspricht nach wie vor das antivirale Medikament Paxlovid des US-Pharmakonzerns Pfizer. Laut der vom Unternehmen selbst durchgeführten Studie reduzierte die Einnahme des Medikaments das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines Todesfalls um 89 Prozent.
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An der Studie waren mehr als 1.200 Erwachsene beteiligt, die sich mit dem Coronavirus infiziert und aufgrund von Vorerkrankungen wie Diabetes oder Fettleibigkeit ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hatten. Am 27. Januar 2022 hatte die EU-Arzneimittelbehörde EMA grünes Licht für die bedingte Zulassung von Paxlovid gegeben.
Weitere Studien zur Wirksamkeit von Paxlovid
Laut einer Studie, die am 2. Juni 2022 im Fachblatt "Clinical Infectious Diseases" veröffentlicht wurde, verringert Paxlovid "das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung oder der Sterblichkeit hochwirksam". Patienten, die allerdings keine Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen oder Bluthochdruck mitbringen, scheinen weniger von diesem Medikament zu profitieren. Nicht nur Krankenhäuser, auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte können für Paxlovid ein Rezept ausstellen.
Im August 2022 erschien eine israelische Studie zum Wirkstoff Nirmatrelvir, einer der beiden Bestandteile von Paxlovid neben Ritonavir. Die Studie kam zum Ergebnis, dass Nirmatrelvir bei Personen über 65 Jahren, die an der Corona-Variante Omikron erkrankt waren, eine frühzeitige Behandlung mit dem Wirkstoff das Risiko eines schweren Verlaufs sowie die Sterberate bei Covid-19 deutlich verringerte, bei Personen zwischen 40 und 65 Jahren dagegen kaum Nutzen zeigte. Allerdings vermerkten die Studienautoren, dass das Medikament so selten verabreicht worden sei, dass die Datenlage nicht sehr aussagekräftig wäre: Von mehr als 100.000 Patienten erhielten nur 4 Prozent Nirmatrelvir.
Woraus Paxlovid besteht
Die Kombinationsbehandlung mit Paxlovid besteht aus drei Tabletten, die zweimal täglich eingenommen werden müssen: eine Tablette mit dem Wirkstoff Ritonavir, der in der HIV-Behandlung bereits angewandt wird, und zwei Tabletten des antiviralen Wirkstoffs Nirmatrelvir. Nirmatrelvir ist ein sogenannter Polymerase-Hemmstoff. Das heißt, "es hemmt ein spezifisches Enzym in Coronaviren, das benötigt wird, um Coronaviren zu vermehren", sagte der Münchner Infektiologe Christoph Spinner in der Podcast-Reihe des Bayerischen Rundfunks. Ritonavir soll dafür sorgen, dass das Nirmatrelvir nicht zu schnell abgebaut wird.
Erste Wahl in den ersten Tagen nach Corona-Erkrankung
Nach Einschätzung der Fachgruppe COVRIIN beim Robert-Koch-Institut (RKI) ist Paxlovid das Medikament erster Wahl bei Gefahr eines schweren Verlaufes in den ersten Tagen einer Corona-Erkrankung, also wenn die ersten Symptome vor nicht mehr als fünf bis sieben Tage begonnen haben, besser noch kürzer. Dann soll Paxlovid fünf Tage lang zweimal täglich eingenommen werden. Das Risiko eines schweren oder gar tödlichen Verlaufs könne dann um fast 90 Prozent gesenkt werden, so die Einschätzung von COVRIIN.
Diese kurze Zeitspanne könnte ein Grund dafür sein, dass Paxlovid bislang wenig eingesetzt wird, denn nicht immer ist schon innerhalb der ersten Tage nach Symptombeginn absehbar, dass ein schwerer Verlauf von Covid-19 droht.
Unerwünschte Wechselwirkungen von Paxlovid mit anderen Medikamenten
Insbesondere der Bestandteil Ritonavir des Medikaments Paxlovid hat Wechselwirkungen mit etlichen anderen Arzneimitteln, deren Wirkung durch Paxlovid verringert oder gar toxisch werden kann. Wer also andere Medikamente einnimmt, sollte das unbedingt mit seiner Ärztin oder seinem Arzt abklären. Eine Liste der Medikamente, bei denen mit Paxlovid Vorsicht geboten ist, findet sich beim RKI.
Das schränkt in der Praxis den Gebrauch von Paxlovid ein: Der ideale Anwendungsfall sind Patienten, die schon in den allerersten Tagen der Corona-Erkrankung klar erkennbar dem Risiko ausgesetzt sind, dass ihre Erkrankung einen schweren Verlauf nehmen könnte - etwa, weil sie Risikopatienten sind oder Vorerkrankungen haben, aber keine der Medikamente einnehmen, die in Wechselwirkung mit Paxlovid stehen.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte informiert über den Gebrauch von Paxlovid.
Nebenwirkungen und der Rebound-Effekt
Bislang beobachtet wurden als Nebenwirkungen vor allem Kopfschmerzen, Durchfall, Erbrechen und Einschränkung des Geschmackssinns, diese allerdings häufig.
In einzelnen Fällen hat die US-amerikanische Gesundheitsorganisation CDC einen Rebound-Effekt nach der Behandlung mit Paxlovid festgestellt: Einige Tage nach Abklingen der Symptome flammte die Corona-Erkrankung erneut auf, allerdings deutlich milder als zuvor.
Wird das Coronavirus resistent gegen Paxlovid?
Einige Forschende hegen den Verdacht, dass Paxlovid zu Mutationen des Coronavirus führen könnte, die genau gegen die Wirkweise des Medikaments resistent wären. Doch die bislang vorliegenden Studien dazu sind noch sogenannte "Preprint-Studien", also noch nicht von Fachkreisen evaluiert.
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Video: Wie Hausärzte Paxlovid verschreiben
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Antivirale Tablette Molnupiravir von Merck verringert das Risiko
Eine Alternative zu Paxlovid ist Molnupiravir (Produktname Lagevrio). Es wird wie Paxlovid als Tablette eingenommen. Das Medikament verringert die Fähigkeit des Coronavirus, sich in den Körperzellen zu vermehren und bremst damit die Weiterentwicklung von Covid-19 ab. Einer klinischen Studie des Herstellers Merck Sharp & Dohme zufolge halbiert es bei infizierten Patienten das Risiko einer Krankenhauseinlieferung und eines tödlichen Krankheitsverlaufes. Eine im August 2022 veröffentlichte Studie zeigte ebenfalls, dass Molnupiravir die Sterblichkeit bei einer Corona-Erkrankung signifikant senken kann, allerdings profitieren Geimpfte und Jüngere weniger als ältere Erkrankte. Die Studie untersuchte hospitalisierte Patienten in Hongkong. Dagegen veröffentlichten britische Forscher im Dezember 2022 eine Studie aus Großbritannien, nach der Molnupiravir bei Corona-Infizierten zwar eine deutliche Erleichterung im Verlauf der Covid-Erkrankung mit sich brachte, auf die Hospitalisierungsrate oder einen tödlichen Verlauf aber keinerlei Einfluss hatte. Durchgeführt wurde diese Studie nur an mehrfach gegen das Coronavirus geimpften Personen, die nicht unbedingt im Krankenhaus waren.
Molnupiravir wurde am 11. November 2021 in Großbritannien zugelassen, am 22. Dezember 2021 in den USA. Seit 3. Januar 2022 kann das antivirale Medikament Molnupiravir auch in Deutschland verordnet werden, obwohl das Zulassungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist.
Zugelassen wurde das Medikament für Menschen, die mindestens einen Risikofaktor für die Entwicklung eines schweren Krankheitsverlaufs aufweisen, darunter ein unterdrücktes Immunsystem, Übergewicht, hohes Alter, Diabetes und Herzerkrankungen.
Der Therapiebeginn sollte wie bei Paxlovid innerhalb der ersten fünf Tage nach Symptombeginn erfolgen. Nach einem positiven Antigen-Schnelltest kann der Hausarzt das Medikament verordnen. "Eine Lieferung an die Patientinnen und Patienten ist über den Botendienst der Apotheke vorgesehen." (RKI mit Hinweisen zur Therapie von Covid-19 am 6. April 2022.)
Remdesivir verkürzt manchmal Krankenhausaufenthalt
Remdesivir von Gilead wird nicht als Tablette, sondern in der Regel im Krankenhaus als Infusion verabreicht. Das Medikament war eigentlich gegen Ebolafieber und Marburgfieber entwickelt worden. Seit dem 3. Juli 2020 ist es in der EU auch zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Laut einer US-Studie mit rund 1.000 Covid-Patientinnen und Patienten konnten diejenigen, die Remdesivir erhalten hatten, das Krankenhaus nach durchschnittlich elf Tagen verlassen. Die Kontrollgruppe, die ein Placebo bekommen hatte, verließ die Einrichtung erst nach 15 Tagen. Doch die Wirksamkeit von Remdesivir ist umstritten, Studien kamen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Das Selbstverwaltungsgremium des deutschen Gesundheitswesen, der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat den Nutzen von Remdesivir insgesamt aber im September 2021 als positiv bewertet. Zwar hat das Medikament weder bei Jugendlichen noch schwer erkrankten Erwachsenen einen merklichen Nutzen, Erwachsenen mit einer noch nicht schweren Lungeninfektion dagegen profitieren von Remdesivir.
Dexamethason schützt vor zu starken Entzündungsreaktionen
Dexamethason zählt zur Gruppe der Medikamente, welche die körpereigene überschießende Immunreaktion, die als Antwort auf eine Virusinfektion auftreten kann, bremsen soll. Der Wirkstoff ist ein sogenannte Glucocorticoid, das besser als Kortison bekannt ist. Es kommt nur bei schweren Verläufen zum Einsatz, wenn eine invasive Beatmung im Krankenhaus notwendig ist. Dexamethason soll nur über einen Zeitraum von zehn Tagen gegeben werden, um Nebenwirkungen gering zu halten. Es kann als Tablette oder Infusion gegeben werden.
Mehrere kontrollierte Studie belegen damit ein verringertes Risiko an der Infektion zu sterben. Der Effekt ist vor allem bei schwer Erkrankten deutlich. Es kommt vor allem im Krankenhaus zum Einsatz, wenn eine künstliche Beatmung notwendig wird und die Krankheitsdauer sieben Tage überschreitet.
Tocilizumab und Anakinra dämpfen ebenfalls Entzündungen
Seit dem 7. Dezember 2021 ist auch Tocilizumab in der EU zugelassen und steht in Deutschland zur Verfügung. Es kann es zur Behandlung von an Covid-19 erkrankten Erwachsenen verwendet werden, die eine zusätzliche Sauerstofftherapie benötigen. Es kann als Infusion oder Fertigspritze verabreicht werden.
Anakinra, eigentlich ein Rheuma-Medikament, steht seit dem 20. Dezember 2021 in Deutschland auch für Covid-19-Patientinnen und Patienten zur Verfügung. Ziel ist auch hier, eine zu starke Reaktion des Immunsystems bei Covid-19 zu verhindern. Es sollte von Ärztinnen und Ärzten verschrieben und überwacht werden, die mit dieser Medikamentengruppe Erfahrung haben.
Ausblick: Bei Covid-19 helfen oft auch die üblichen Medikamente, die bei Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen oder Grippe eingesetzt werden. Bettruhe ist bei leichtem Fieber und Müdigkeit angesagt. Sobald es zu Atemnot kommt, sollte man zum Arzt gehen oder den Notarzt verständigen. Je nachdem, wie die Krankheit verläuft, kommen auch Herz-Kreislauf-Medikamente, Thrombosemittel oder Arzneistoffe, welche die Lungenfunktion unterstützen, zum Einsatz. Derzeit werden außerdem hunderte Wirkstoffe speziell gegen Covid-19 erprobt. Viele wurden bereits zugelassen oder sind zur Zulassung eingereicht worden. Die "forschenden Pharma-Unternehmen" geben dazu einen Überblick.
Medikamente, die gezielt bei Long-Covid-Erkrankungen unterstützen könnten, sind noch nicht auf dem Markt. Doch es werden verschiedene Medikamente bereits erprobt. Da es eine große Bandbreite von Long-Covid-Symptomen gibt, ist auch die Bandbreite der gesuchten Heilmittel entsprechend groß.
Wir haben am 23. Dezember 2022 in diesem Artikel den Absatz zu Molnupiravir mit neuen Studienergebnissen aktualisiert.
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