Um genaue Informationen über den Zustand des Waldes zu bekommen, nutzten die Forscher in Oberpfaffenhofen die Daten von sogenannten Erdbeobachtungssatelliten. Sie untersuchten 20.000 Datensätze aus dem All. Konkret wollten sie die Veränderungen in der Waldstruktur im Zeitraum von Januar 2018 bis April 2021 beleuchten.
Die Ergebnisse, die nun vorliegen, sind eindrücklich. Insgesamt sollen deutschlandweit fast fünf Prozent der gesamten Waldfläche betroffen sein, so das Forscherteam vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Wo 2017 noch Bäume standen, sind jetzt zahlreiche große kahle Flächen.
Starke Verluste in Mitteldeutschland
Auf den Grafiken zeigen sich teilweise enorme Veränderungen. Betroffen ist vor allem Mitteldeutschland. Dort gingen in einigen Regionen rund 30 Prozent des Waldes verloren. In manchen Landkreisen ging die Hälfte des ursprünglichen Nadelwaldes verloren - und das innerhalb von etwa drei Jahren. Deutschlandweit melden die Forscher Baumverluste auf rund 501.000 Hektar. Das ist mehr als fünfmal so groß wie der Europapark.
Grafik: Verluste im Baumbestand von Januar 2018 bis April 2021
Im Laufe des Jahres will das Team in Oberpfaffenhofen nun noch ermitteln, was genau zu den starken Veränderungen geführt hat: Schädlinge, Wetterextreme, Stürme oder geplante Abholzungen. Denn die aktuellen Ergebnisse können nur aufzeigen, wo Bäume verschwunden sind. Weshalb, darüber können die Daten noch keine Auskunft geben.
Geograf Frank Thonfeld vom DLR sieht das Projekt als guten Startpunkt. Die Datengrundlage sei perfekt, um sich deutschlandweit einen Überblick zu verschaffen, wo und wie groß die betroffenen Flächen sind und wann die Kahlflächen entstanden sind.
In Bayern gab es die größten Baumverluste bei Passau, im Raum Hauzenberg. Obwohl es in Nordbayern ebenfalls starke Verluste gab, hat es den Landkreis Passau laut der Satellitendaten schwerer getroffen. Etwa 17 Prozent des Baumbestandes ging dort verloren.
Grafik: Landkreis Passau in Bayern am stärksten betroffen
Wald in Bayern wird sich weiter verändern
Die Experten der bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft verfolgen die Entwicklung des Waldes seit Jahrzehnten. Laut Vizepräsident Kurt Amereller werden auch in den kommenden Jahren weitere Schäden auftreten.
Die Prognose sei klar: Es wird immer wärmer. Die Frage sei nur, wie schnell und wie sehr. Kritische Szenarien sagen voraus, dass es in Bayern irgendwann nur noch Wälder mit Baumarten gibt, die wir heute noch gar nicht kennen. Kurt Amereller hofft auf eine mildere Entwicklung. Fest stehe aber, dass sich der Wald verändern wird. Ein großflächiges Monitoring sei deshalb immer eine gute Sache.
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