Anfang November wurden die aktuellen Ergebnisse der DEBRA-Studie (Deutsche Befragung zum Raucherverhalten) (externer Link) veröffentlicht. Für diese werden seit 2016 jährlich über 92.000 Menschen befragt. Ein Resultat der Studie ist: Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen E-Zigaretten. Besonders bei jungen Menschen kommen diese Produkte gut an. Mediziner warnen aber davor, diese Zigaretten als harmlos zu betrachten. Bei vielen Inhaltsstoffen sei unklar, wie sie sich auf den Körper auswirken.
Vor allem bei jungen Menschen beliebt
Stephanie Klosterhalfen ist Gesundheitsökonomin und arbeitet als Wissenschaftlerin am Universitätsklinikum Düsseldorf. Dort betreut sie auch die DEBRA-Studie. Zwischen 2016 und 2023 sei der Konsum von E-Zigaretten in Deutschland um 38 Prozent gestiegen. Derzeit liegt er, auf die Bevölkerung ab 14 Jahren gerechnet, bei 2,2 Prozent. Gerade bei jungen Menschen seien E-Zigaretten beliebt, sagt Klosterhalfen, besonders die Einwegprodukte. Diese sind günstig und bieten bis zu 600 Züge. Allerdings würden nach wie vor rund 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland klassische Tabakzigaretten rauchen.
Dampfen statt verbrennen
Der größte Unterschied zwischen E-Zigaretten und Tabakzigaretten ist: Bei E-Zigaretten wird eine Flüssigkeit (Liquid) verdampft, während bei herkömmlichen Zigaretten Tabak verbrannt wird. Je nach Gerät verdampfen E-Zigaretten Liquids bei 150 bis 300 Grad Celsius. Bei Tabakzigaretten erreichen die Temperaturen rund 900 Grad. E-Zigaretten gibt es als Einwegprodukt oder zum Wiederbefüllen, mit Patronen oder mit einem Tank.
Viele offene Fragen zu Dampfen
Für den Lungenfacharzt Matthias Urlbauer vom Klinikum Nürnberg ist klar: E-Zigaretten sind nicht weniger, sondern anders gefährlich als herkömmliche Zigaretten. Das liegt vor allem daran, dass die eingeatmeten Dämpfe der E-Zigarette tiefer in die Lunge eindringen können als der Rauch von Tabakzigaretten. Welchen Schaden die enthaltenen Stoffe dort anrichten, ist noch unklar. Urlbauer rechnet aber damit, dass in 20 Jahren neue Krankheitsbilder auftauchen werden. Im Klinikalltag beobachtet er vermehrt Asthma bei Nutzern von E-Zigaretten. Einen direkten Zusammenhang könne man bisher aber noch nicht belegen, so der Lungenfacharzt.
Wirkung der Aromen unklar
Es gibt rund 16.000 Aromen, die als Liquid in E-Zigaretten verdampft werden. Bei den meisten sei bisher völlig unklar, wie sich diese auf den Körper auswirken, sagt Urlbauer. Schon jetzt ist aber belegt, dass auch E-Zigaretten Schadstoffe enthalten, die krebserregend sind. Blei, Formaldehyd oder Arsen - alles Stoffe, die nicht in den Körper gelangen sollten, so der Arzt.
Bunt beworben wie Bonbons
Matthias Urlbauer, der am Klinikum Nürnberg seit vielen Jahren auch Raucher-Entwöhnungskurse anbietet, ärgert sich vor allem über die - aus seiner Sicht - Lügen der Industrie. Beworben werden die E-Zigaretten mit angeblich 95 Prozent weniger Schadstoffen als herkömmliche Zigaretten. Das sei schlichtweg irreführend. Ihn stört außerdem, dass die E-Zigaretten als bunte, gut schmeckende Produkte beworben würden: "Die meisten Produkte enthalten aber auch Nikotin und können so schnell abhängig machen", sagt Urlbauer. Gerade das Gehirn von Jugendlichen sei besonders anfällig dafür. Die Aromen der E-Zigaretten übertünchten häufig das enthaltene Nikotin, das jungen Menschen in der Regel wenig schmeckt.
"Dual Use" besonders gefährlich
Laut der DEBRA-Studie sind Menschen, die die beliebten Einwegprodukte nutzen, vier Jahre jünger als Nutzer von wiederverwendbaren E-Zigaretten und häufiger weiblich. Zudem kombiniert diese Gruppe E-Zigaretten mit normalen Zigaretten. Gerade dieser "Dual-User" sei besonders gefährlich, sagt Matthias Urlauber. Somit bekomme die Lunge in allen Bereichen Schadstoffe ab. Die verdampften Aromen der E-Zigarette, die bis in die Alveolen (Lungenbläschen) gelangen, als auch die verbrannten Partikel der Zigarette, die größer sind und in den oberen und mittleren Lungenbereich gelangen.
Rauchen von Nikotin ist immer schädlich für die Lunge und die Gesundheit, sagt Urlbauer. Allerdings könne es jeder schaffen, seine Sucht zu besiegen, egal in welchem Alter. Diese Erfahrung mache er immer wieder bei seinen Raucher-Entwöhnungskursen am Klinikum Nürnberg. Vor allem junge Menschen müssten aber besser vor den Gefahren der E-Zigaretten gewarnt werden. Und es brauche auch Verbote für einige Aromen, fordert der Lungenarzt.
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