In einer ehemaligen Tabaktrocknungshalle wird gezeigt, wie mühsam die Handarbeit mit den empfindlichen Tabakpflanzen gewesen ist. Vor allem die Ernte: Blätter wurden und werden noch immer überwiegend händisch eingesammelt. Früher wurde jedes Blatt einzeln mit Nadel und Faden für die Trocknung vorbereitet. Fast an jeder Hauswand trockneten damals die Tabakblätter in der Sonne. Schwarzweiß-Fotos aus den Hochzeiten des mittelfränkischen Tabakanbaus hängen in der Ausstellung, daneben jede Menge Ernte- und Tabakschneidemaschinen. Im Informationszentrum ist aber auch zu sehen, wie in den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten durch die Jahrhunderte geraucht wurde.
Aushängeschild Tabak
Tabak war das landwirtschaftliche Aushängeschild des Landkreises Roth, sagt Kammersteins Bürgermeister Wolfram Göll. Eine Tradition mit viel Fachwissen, die es für die nachfolgenden Generationen zu erhalten gelte.
"Fast jeder Hof hier in der Gegend hatte einst auch Tabak angebaut, das droht zu verschwinden!" Wolfram Göll, Bürgermeister Kammerstein
Arbeitsintensives Nachtschattengewächs
Einer, der noch überwiegend vom Tabakanbau lebt, ist Landwirt Michael Götz. In Schattenhof baut er auf 30 Hektar das sensible Nachtschattengewächs an. Der 28-Jährige ist Tabakbauer in vierter Generation. Schon sein Ur-Ur-Großvater hatte in Kammerstein Tabak angebaut. Die sandigen, zum Teil lehmigen Böden hier sind perfekt. Derzeit schwimmen die noch zarten, kleinen Tabakpflänzchen in zwei Gewächshäusern in Styroporplatten auf dem Wasser – bei konstant 30 Grad. Erst vor wenigen Tagen wurden sie ausgesät. Wenn sie gut gedeihen, kommen sie Ende April aufs Feld. Tabak mache um ein Vielfaches mehr Arbeit als zum Beispiel Getreide, sagt Michael Götz.
"Der Volksmund sagt, Tabak will nach der Aussaat jeden Tag von seinem Herrn gesichtet werden, das stimmt leider!" Michael Götz, Landwirt Schattenhof
Schwindende Sonderkultur
Sein Kammersteiner Tabak ist eine nikotinarme, seltene Sorte, die fast nur für Wasserpfeifen verwendet wird und das auf der ganzen Welt. Michael Götz ist einer von nur noch wenigen Landwirten in der Region, die auf Tabak setzen. Gab es einst rund 60 tabakanbauende Betriebe im nördlichen Landkreis Roth, sind nunmehr lediglich eine Handvoll übrig geblieben. Michael Götz glaubt an eine Zukunft des Tabakanbaus, auch ohne extra Subventionen seitens der EU. Nur auf "ein Pferd" wolle er aber nicht setzen. Erdbeeren und Hühner seien ebenso eine wichtige Existenzgrundlage auf dem Hof in Schattenhof.
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