Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft: 20.000 bis 40.000 Jahre ist es her, dass Mensch und Wolf die ersten Schritte aufeinander zu machten. Der Hund ist der älteste Begleiter des Menschen. Wahrscheinlich, weil sich beide so ähnlich sind: Mensch und Hund leben in Gemeinschaften und sind sehr kommunikativ.
Der Hund wendet sich an seinen Menschen
Hunde verstehen es ausgezeichnet, ihre Bedürfnisse mitzuteilen und so den Menschen für ihre Zwecke einzuspannen. Ein Beispiel: Verhaltensforscher stellten einen Teller mit Fleisch in einen Käfig. Weder ein Wolf noch ein Hund können ihn alleine öffnen. Lässt man einen Wolf vor den Käfig, versucht er, ihn mit viel Kraftaufwand zu öffnen. Der Hund hingegen wendet sich, sobald er merkt, dass er nicht weiterkommt, an die Menschen. Mit Blicken und Lauten bettelt er darum, dass diese die Türe öffnen.
Dass Tierhalter die Bedürfnisse oder Gefühle ihres Hundes, die sich auch in seinem Gesicht, in seinem Blick, widerspiegeln, deuten können, ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Mensch-Tier-Beziehung. Das Hunde das umgekehrt auch können, legen verschiedene Studien nahe. Hundebesitzer sind längst davon überzeugt, dass ihr tierischer Freund sie versteht und auf ihre Stimmung reagiert. Tatsächlich scheinen die Tiere nicht nur auf die Tonlage, sondern auch auf den Inhalt zu hören, wenn ein Mensch etwas zu ihnen sagt.
Kann der Mensch die Gefühle seines Hundes deuten?
Der Hund hat sich im Rahmen seiner genetischen Möglichkeiten perfekt an den Menschen angepasst. Er hat sogar eine eigene Kommunikation entwickelt, um seine Bedürfnisse mitzuteilen oder die Bedürfnisse des Menschen zu verstehen. Und die Menschen? Sind sie in der Lage, Hunde zu verstehen?
Studie zum Hundeverstehen
Wissenschaftler um Frederica Amici vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben in einer Studie von 2019 versucht, das herauszufinden. Sie haben untersucht, wie gut Menschen die Gesichtsausdrücke von Hunden (und auch Schimpansen und Menschen) deuten können und woher dieses Verständnis rührt.
An dem Versuch nahmen insgesamt 89 Erwachsene und 77 Kinder teil. Sie wurden in unterschiedliche Gruppen eingeteilt, je nachdem, ob sie selber einen Hund besitzen, ob sie in einem Umfeld aufgewachsen sind, das Hunden positiv gegenübersteht oder aus einer Kultur stammen, die Hunden nicht so nahe steht. Diesen Probanden wurden Hundebilder vorgelegt, auf denen die Tiere unterschiedliche Gesichtsausdrücke hatten - von glücklich, über ängstlich bis traurig. Die Versuchsteilnehmer sollten dann die Bilder den Gefühlen zuordnen.
Das Ergebnis der Studie
Die Fähigkeit, beim Hund wütende oder glückliche Gesichtsausdrücke zu identifizieren, war bei allen Teilnehmern gleich ausgeprägt - unabhängig vom Alter und von der Hundeerfahrung. Über das Erkennen dieser beiden Emotionen ging es bei den teilnehmenden Kindern aber kaum hinaus. Sie waren nur eingeschränkt fähig zu erkennen, wie ein Hund sich gerade fühlt, was er mit seinem Blick aussagt - unabhängig von ihrer Hundeerfahrung.
Im Gegensatz dazu variierte die Fähigkeit der Erwachsenen, die Emotionen eines Hundes einzuordnen, und war abhängig von ihrer Erfahrung mit Hunden und davon, welches Gefühl ausgedrückt wurde. So hatten sie zum Beispiel Schwierigkeiten, einen ängstlichen Hund zu erkennen. Diese Ergebnisse stimmen mit früheren Studien überein, was auch darauf hindeutet, dass Angstgefühle bei Hunden besonders schwer zu lesen sind.
Teilnehmer mit einer positiven Einstellung Hunden gegenüber und Hundebesitzer waren insgesamt besser in der Lage, die Gefühle der Vierbeiner zu interpretieren, als Teilnehmer mit weniger Hundeerfahrung oder die keine positiven Hundeerfahrungen gemacht haben.
Die Fähigkeit, Hundeemotionen zu erkennen, ist nicht angeboren
Diese Ergebnisse sind bemerkenswert, weil sie darauf hindeuten, dass man nicht unbedingt einen Hund besitzen muss, um dessen Gefühle interpretieren zu können. Menschen, die in einem Umfeld aufgewachsen sind, in dem Hunde eine positive Rolle spielen, sind mit ihrer Interpretationsfähigkeit fast gleichauf.
Fazit
Das Ergebnis der Studie zeigt, dass einige Hundegefühle wie Wut und Glück unabhängig von der Erfahrung frühzeitig erkannt werden. Die Fähigkeit, Hundeemotionen darüber hinaus zu lesen, ist kleinen Kindern nicht in die Wiege gelegt, sondern wird im Laufe der Entwicklung erworben. Weitere Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet könnten dazu beitragen, gefährliche Zusammenstöße zwischen Mensch und Hund zu vermeiden.
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