Die Kampagne rund um die Europäische Impfwoche (externer Link) will das Bewusstsein in der Bevölkerung steigern, dass ein kleiner Piks viel Unheil abhalten kann: für einzelne Personen, aber auch für Gesellschaften als Ganzes. Denn auch wenn es in Deutschland derzeit nur eine bußgeldbewehrte Impfpflicht gibt - nämlich die seit dem 1. März 2020 gültige Pflicht-Schutzimpfung gegen Masern für Kinder - so gibt es doch etliche Impfempfehlungen.
Auf sie weist die Impfwoche der Weltgesundheitsorganisation WHO hin, die vom 21. bis 27. April 2024 stattfindet. Sie fällt mit dem 50-jährigen Bestehen des Erweiterten Impfprogramms zusammen. Bei dem lag anfangs der Schwerpunkt auf sechs Impfungen: Tuberkulose, Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus, Kinderlähmung und Masern. Im Jahr 1974 wurde das Erweiterte Impfprogramm ins Leben gerufen. Mit den Jahren kamen weitere Impfempfehlungen dazu – etwa für Hepatitis B, Röteln, Rotaviren oder Covid-19.
Eine vollständige Liste mit den offiziellen Impfempfehlungen finden Sie auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums
Oft reicht ein Piks
Manche Impfungen müssen nur einmal gegeben werden und halten ein Leben lang. Dazu zählen Vakzine gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Bei anderen Krankheiten muss das Immunsystem immer wieder erinnert werden. Im Impfpass steht, welche Auffrischungen nötig sind. Bei der Tetanus- und Diphtherie-Impfung ist beispielsweise alle zehn Jahre eine Auffrischungsimpfung vorgesehen. Hausärztin und Hausarzt können das am besten einschätzen. Auch Apotheken können mit dem Impfpass-Check den aktuellen Impfstatus ihrer Kundinnen und Kunden überprüfen.
Impfstoffe helfen, Krankheiten abzuwehren
Impfstoffe sind kleine Lehrmeister für den Körper. Sie bringen ihm bei, bestimmte Krankheitserreger zu erkennen und abzuwehren. Für diese Aufgaben enthalten Impfstoffe abgetötete, abgeschwächte oder synthetisch hergestellte Versionen des krankheitsverursachenden Keims oder Teile des Keims. Das Immunsystem setzt sich damit auseinander und entwickelt einen Schutz gegen diese Erreger.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch-Institut (RKI) (externer Link) gibt Empfehlungen für Schutzimpfungen: "Die Empfehlungen werden nach dem Stand der Wissenschaft insbesondere auf der Grundlage von Informationen zu Wirksamkeit und Verträglichkeit und unter Einbeziehung der epidemiologischen Nutzen-Risiko-Abwägung entwickelt und fortgeschrieben." In Europa sollen Masern, Röteln und Hepatits C und D mit Impfungen eingedämmt werden. Die WHO hat außerdem das Ziel, Malaria bis 2030 weltweit zu eliminieren.
Die Pockenimpfung: eine bayerische Erfolgsgeschichte
Eine weltweite Impfkampagne hat dazu geführt, dass die Pocken seit dem Jahr 1980 ausgerottet sind. Die Pocken galten als tödlichste Krankheit der Geschichte.
Seit dem Jahr 1900 waren geschätzt mehr als 300 Millionen Menschen weltweit an Pocken gestorben. Nicht so in Bayern. Auch hier hatten die Pocken im Lauf des 18. Jahrhunderts die Pest als infektiöse Schreckensvision Nummer 1 abgelöst. Dann aber erließ der frisch gekrönte König Maximilian I. 1807 das weltweit erste Gesetz zur Impfpflicht gegen Pocken, das in den Folgejahren weiter verschärft und von anderen deutschen Ländern übernommen wurde, bis es 1875 in Bismarcks Reichsimpfgesetz einging.
Audio: Kalenderblatt - Pockenimpfung wird Pflicht in Bayern
Kinderlähmung (Polio): Dank Impfung nahezu ausgerottet
Ein anderes Beispiel: die Kinderlähmung. In den vergangenen 30 Jahren wurden mehr als 2,5 Milliarden Kinder gegen Kinderlähmung (auch Polio genannt) geimpft. Die Zahl der Polio-Fälle ist um 99 Prozent zurückgegangen. Zwei der drei wilden Poliovirus-Stämme gibt es heute nicht mehr. Amerika, Westpazifik, Afrika und Europa gelten laut WHO als poliofreie Regionen. Im Jahr 2024 traten noch einzelne Fälle von Kinderlähmung in Afghanistan und Pakistan auf.
Impfungen als eine der effizientesten Gesundheitsmaßnahmen
"Impfungen sind eine der effizientesten und kostengünstigsten Gesundheitsmaßnahmen und bringen die am stärksten marginalisierten Gemeinschaften mit der primären Gesundheitsversorgung in Kontakt", so die WHO auf ihrer Homepage. Das fördere die Chancengleichheit "beim Zugang zur Gesundheitsversorgung". Die WHO empfiehlt insbesondere Geflüchteten, einen Impfschutz zu erneuern oder aufzubauen.
Impfmüdigkeit in Deutschland und auch in Bayern
Auch bei der heimischen Bevölkerung gibt es Impflücken. So wird etwa das Vakzin gegen Gebärmutterhalskrebs beziehungsweise HPV noch nicht gut angenommen. In einer Presseerklärung des bayerischen Gesundheitsministeriums heißt es: "So lag die durchschnittliche Impfquote in Deutschland 2021 bei 15-jährigen Mädchen und Jungen bei 54 beziehungsweise knapp 27 Prozent. Sie liegt damit im europaweiten Vergleich nur im unteren Mittelfeld."
Insgesamt sind die Impfraten infolge der Corona-Pandemie zurückgegangen. Das bayerische Gesundheitsministerium empfiehlt auf seiner Homepage eine "zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit", außerdem eine "verstärkte Vernetzung" und einen "Ausbau des Impfmanagements". Laut WHO können Schutzimpfungen jährlich etwa vier bis fünf Millionen Todesfälle aufgrund von Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Masern verhindern.
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