Der extrasolare Planet, Exoplanet, namens LHS 1140 b sieht wohl ein bisschen aus wie ein Augapfel.
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Der Exoplanet (extrasolare Planet) LHS 1140 b sieht wohl ein bisschen aus wie ein Augapfel.

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Exoplanet "Augapfel": Gute Bedingungen für außerirdisches Leben

Exoplanet "Augapfel": Gute Bedingungen für außerirdisches Leben

Der Exoplanet namens LHS 1140 b sieht ein wenig aus wie ein Augapfel. Seine Linse besteht aus Eis und seine Pupille aus Wasser. Er ist umhüllt von einer Atmosphäre. Das alles lassen aktuelle Aufnahmen mit dem Weltraumteleskop James Webb vermuten.

Über dieses Thema berichtet: Space Night science am .

Im Jahr 2017 entdeckten Planetenforscher den extrasolaren Planeten LHS 1140 b im Sternbild Walfisch. Er umkreist seinen Zentralstern in nur 25 Tagen und ist 48 Lichtjahre von der Erde entfernt. Jetzt haben kanadische Forscher von der Universität in Montreal aktuelle Daten des James-Webb-Teleskops ausgewertet und am 21. Juni 2024 im Fachblatt Earth and Planetary Astrophysics (Externer Link) veröffentlicht.

Eis und Wasser sind auf dem Exoplaneten möglich

Die neuen Teleskop-Daten lassen vermuten, dass der Exoplanet von einer dichten Atmosphäre umhüllt sein könnte. Außerdem ist er mutmaßlich von Eis oder sogar von einem Ozean bedeckt. "Es könnte sich um eine lebensfreundliche Welt handeln", sagen die kanadischen Astronomen Charles Cadieux und René Doyon.

Eine Region mit etwa 4.000 Kilometern Durchmesser besteht vermutlich aus einer gefrorenen Oberfläche. Sie weist in Richtung des Sterns, den der Exoplanet umkreist. Die Mitte dieser kreisrunden Eisschicht könnte eisfrei sein, weil sie stets zum Stern hin ausgerichtet ist und damit wärmer wird. Nach Berechnungen der Wissenschaftler könnten im Zentrum milde 20 Grad Celsius herrschen - sozusagen in der Pupille des Augapfels. Dort wäre es warm genug für ein blühendes, marines Ökosystem, für das es aber noch keinen direkten Nachweis gibt.

Exoplanet mit bewohnbarer und unbewohnbarer Seite

Der Stern, den der Exoplanet recht nah umkreist, ist nicht mit der Sonne zu vergleichen, weil er viel kleiner, lichtschwächer und nicht so heiß ist. Bei der Seite, die dem Stern zugewandt ist, sprechen die Forschenden von einer habitablen Zone, also einem Bereich, der theoretisch bewohnbar wäre. Auf der abgewandten Seite des Exoplaneten ist es zu kalt - dort dürfte kein Leben möglich sein.

"Von allen derzeit bekannten gemäßigten Exoplaneten könnte LHS-1140 b unsere beste Chance sein, eines Tages indirekt flüssiges Wasser auf der Oberfläche einer fremden Welt außerhalb unseres Sonnensystems nachzuweisen", so der Astrophysiker Charles Cadieux von der Universität Montreal. "Dies wäre ein wichtiger Meilenstein bei der Suche nach potenziell bewohnbaren Exoplaneten."

Supererden sind massereicher als unsere Erde

Der Planet LHS 1140 b besteht vermutlich wie die Erde aus Gestein. Sein Radius ist 1,7 Mal größer als die Erde, seine Masse damit sechsmal größer als die Erdmasse. Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, die mehr Masse als die Erde haben, bezeichnet man auch Supererden. Das sagt aber noch nichts darüber aus, ob eine Supererde wie LHS 1140 b auch wirklich bewohnbar wäre. Bisher sprechen nur Indizien dafür.

Mit dem James-Webb-Teleskop identifizierten die Forschenden Stickstoff in der Gashülle des Exoplaneten. Stickstoff ist auch Hauptbestandteil der Erdatmosphäre. Co-Autor René Doyon von der Universität Montreal: "Der aktuelle Hinweis auf eine stickstoffreiche Atmosphäre muss erst durch weitere Daten untermauert werden. Wir brauchen mindestens ein weiteres Jahr an Beobachtungen, um zu bestätigen, dass LHS 1140 b tatsächlich eine solche Atmosphäre besitzt, und wahrscheinlich zwei oder drei weitere Jahre, um Kohlendioxid nachzuweisen." Noch ein langer, mühsamer Weg, aber die Supererde LHS 1140 b begeistert die Wissenschaftswelt.

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