Einblick in die Ausstellung "Verräter" oder "Helden" im Memorium Nürnberger Prozesse über Generalstaatsanwalt Fritz Bauer und die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944.
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Eine Schau im Memorium Nürnberger Prozesse zeigt, wie Generalstaatsanwalt Fritz Bauer die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 zu Helden machte.

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Schau in Nürnberg: Sie waren "Helden" und galten als "Verräter"

Schau in Nürnberg: Sie waren "Helden" und galten als "Verräter"

Der Widerstand der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg gegen die Nazi-Diktatur war nach Kriegsende umstritten. Eine Ausstellung in Nürnberg zeigt, wie Generalstaatsanwalt Fritz Bauer half, aus angeblichen Verrätern Helden zu machen.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Sie wollten Adolf Hitler töten. Doch das Attentat am 20. Juli 1944 scheiterte. Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatte eine Bombe im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen deponiert. Aber Hitler überlebte die Explosion. Heute gilt der militärische Widerstand gegen die Nazi-Diktatur als vorbildlich. Die Ausstellung "'Verräter' oder 'Helden'"?, die bis zum 26. Mai 2024 im Memorium Nürnberger Prozesse gezeigt wird, führt die Besucherinnen und Besucher in die Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals war die vorherrschende Meinung eine andere als heute: Die Widerstandskämpfer wurden häufig als "Verräter" diffamiert.

Aufgeheizte Stimmung im Wahlkampf 1951

Wahlkampf im Frühjahr 1951 in Niedersachsen: Der frühere Wehrmachtsoffizier Ernst Otto Remer wollte für die rechtsextreme Sozialistische Reichspartei, die er mitgegründet hatte, in den Landtag. In einer Rede warf er den Widerstandskämpfern des 20. Juli 1944 "Landesverrat" vor. Eine Grafik in der Ausstellung zeigt, wie die vorherrschende Stimmung in der Bevölkerung nach der Niederschlagung des Nationalsozialismus war. "Es gab viele Menschen in Deutschland, die diesem System noch nachhingen. Und da war wenig Interesse daran, die Widerstandskämpfer dann auch als Menschen des Widerstands anzuerkennen", sagt Steffen Liebscher vom Memorium Nürnberger Prozesse

Kämpfer für eine Erneuerung der Justiz

Fritz Bauer (1903-1968) war einer, der für ein anderes Deutschland stand. Er war damals Generalstaatsanwalt in Braunschweig und klagte Remer wegen "Verleumdung" und "übler Nachrede" an. Der Jurist und überzeugte Sozialdemokrat Bauer war 1933 von den Nazis inhaftiert worden. Er konnte später aus Deutschland fliehen und kehrte 1949 zurück, um den Rechtsstaat wieder aufzubauen. Außerdem kämpfte er dafür, dass das Recht auf Widerstand gegen das Nazi-Regime endlich anerkannt wird. Später war er Ankläger in den Frankfurter Auschwitzprozessen.

"Fritz Bauer hat den Remer-Prozess initiiert, um an der Figur von Remer zu zeigen, dass ein überzeugter Nationalsozialist nach dem zweiten Weltkrieg das Andenken der Widerstandskämpfer weiterhin zerstören möchte" erläutert Liebscher, der die Wanderausstellung der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand nach Nürnberg geholt hat. "Fritz Bauer hat ganz klar gesagt, da werden Grenzen eingerissen und dagegen geht er jetzt vor."

Wenig Rückhalt im Justizapparat

Generalstaatsanwalt Bauer hatte als Chef der Behörde die Anklage persönlich übernommen. Der Prozess begann im März 1952. Vier Tage lang verhandelte das Landgericht Braunschweig. Der Widerstand gegen das Nazi-Regime galt in der frühen Bundesrepublik noch nicht als das Symbol eines anständigen Deutschlands, erklärt Steffen Liebscher. Fritz Bauer war mit seinem Kampf ziemlich allein. "Er selbst hat später ja auch noch beschrieben: Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich Feindesland", erinnert Liebscher an die Zeit in den 1950er-Jahren.

Fritz Bauer: "Wille, Deutschland zu helfen"

Ein Höhepunkt des Prozesses war das Plädoyer von Fritz Bauer. "Es ist nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Aufgabe der Richter des demokratischen Rechtsstaates, die Helden des 20. Juli ohne Vorbehalt und ohne Einschränkung zu rehabilitieren aufgrund der Tatsachen, die uns heute bekannt sind. Aufgrund des damals und heute, des ewig geltenden Rechts."

Die Verteidigung Remers blieb aber bei ihrer Aussage, dass die Widerstandskämpfer Landesverräter gewesen seien. Die Offiziere des 20. Juli hätten kein Recht gehabt, ihren Eid zu brechen. Der Konter von Fritz Bauer ist auf den Tafeln der Ausstellung nachzulesen: "Die Staatanwaltschaft ist überzeugt, dass es ausgeschlossen ist, irgendeinem Teilnehmer am 20. Juli im allerweitesten Sinne vorzuwerfen, er habe die Absicht und den Vorsatz gehabt, Deutschland zu schaden. Einziges Ziel ihrer Handlung war der Wille, Deutschland zu helfen."

Widerstandskämpfer wurden zu Helden

Das Gericht folgte dieser Argumentation. Ernst Otto Remer wurde zu einer Strafe von drei Monaten verurteilt. Viel wichtiger war jedoch: Der Braunschweiger Remer-Prozess war ein entscheidender Schritt zur Anerkennung des Widerstands vom 20. Juli 1944. So steht es auf einer der zwei Dutzend großen Texttafeln der Wanderausstellung. Sie sind im Ausstellungsraum Cube 600 des Memoriums Nürnberger Prozesse zu sehen, einer umgebauten Autowerkstatt vor dem Justizpalast.

Der Cube ergänzt das Angebot im historischen Schwurgerichtssaal 600, wo die Kriegsverbrecherprozesse stattfanden, sagt Stefan Liebscher. "Die Parallele ist, wie ist man nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit den nationalsozialistischen Kriegsverbrechen und Massenverbrechen umgegangen. Gab es überhaupt eine juristische Verurteilung und Bestrafung dessen?"

Ein Mann steht vor zwei Schautafeln mit Bildern von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer.
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"Verräter oder Helden?" – Ausstellung im Memorium Nürnberger Prozesse über Fritz Bauer und die Widerstandskämpfer vom 20. Juli.

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