Sieht sich selbst gerne als Retter: Donald Trump, hier im Bild mit erhobener Faust beim Besuch des Army-Navy Football Games im Michie Stadium  in West Point, New York, am 19. Dezember 2019.
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Im Jahr 2019 sind die CO2-Emissionen der USA drastisch zurückgegangen. Doch ein Klimaretter ist Noch-US-Präsident Trump trotzdem nicht.

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Ist Donald Trump doch ein Klimaretter?

Ist Donald Trump doch ein Klimaretter?

Unter Donald Trump sind die CO2-Emissionen der USA 2019 und damit noch vor dem coronabedingten Lockdown drastisch zurückgegangen. Wie passt das mit seiner verheerenden Klimapolitik zusammen?

Dass sich Donald Trump in den sozialen Medien immer wieder für seine "großartige Politik" selbst lobt, ist bekannt. So brüstete er sich zum Beispiel in einer Pressekonferenz, die auch via Youtube verbreitet wurde, damit, mehr Erklärungen zum Schutz der Umwelt abgegeben zu haben als alle anderen US-Präsidenten vor ihm.

Und tatsächlich scheint es so, als könnte Donald Trump ein wahrer Klimaretter sein. Nach den von der Internationalen Energieagentur (IEA) im Februar 2020 veröffentlichten Zahlen ist der Kohlendioxid-Ausstoß der USA im Jahr 2019 und damit lange vor der Corona-Krise und dem weltweiten Lockdown um 140 Millionen Tonnen zurückgegangen. Klingt gut, hat aber einen Haken.

Geringerer Kohlendioxid-Ausstoß: Mogelpackung durch Fracking

Fakt ist: In den USA ist der Anteil an Kohle bei der Stromerzeugung unter Trump gesunken. Dadurch gingen die durch Kohleverbrennung entstehenden CO2-Emissionen in den USA im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um satte 15 Prozent zurück, wie die staatliche US Energy Information Administration errechnet hat.

Statt auf Kohle setzte Trump bei der Energieerzeugung lieber auf sogenanntes Naturgas. Gemeint ist damit allerdings vor allem das Gas, das durch das wenig umweltfreundliche Fracking gewonnen wird. Bei dieser Methode kommen Chemikalien zum Einsatz, die die Umwelt und vor allem das Grundwasser belasten könnten.

Positive CO2-Bilanz der USA bei einem "weiter so" nicht von Dauer

Und irgendwann ist auch das letzte Kohlekraftwerk stillgelegt. Dann lässt sich die CO2-Bilanz nicht mehr durch den Einsatz von weniger Kohle bei der Energiegewinnung schönen. Spätestens in den 2030er-Jahren sei dieser positive Effekt verpufft und die Emissionen der USA dürften wieder ansteigen, sagt die US Energy Information Administration voraus. Wenn die USA so weiter machen, dann seien die Emissionen im Jahr 2050 nur um vier Prozent geringer als sie 2019 waren, so eine weitere Prognose der US Energy Information Administration. Eine Klimaneutralität, wie vom Pariser Klimaschutzabkommen bis 2050 anvisiert, wäre damit für die USA unerreichbar.

Beispiele des Klimadesasters von Donald Trump

Dass Donald Trump kein Klimaretter ist, zeigt sich aber auch an anderen Beispielen. So hat er die von Obama eingeführten Spritspar-Standards für Neufahrzeuge wieder gelockert, durch die mehr klimafreundlichere Autos gebaut werden sollten.

Unter Trump sind die Genehmigungen für Öl- und Gas-Bohrungen ausgeweitet worden. Die Folge: Jetzt darf sogar in Naturschutzgebieten in Alaska nach Öl und Gas gebohrt werden. Der Kommentar der New York Times dazu: Sechs Jahrzehnte Schutz für den größten verbleibenden Wildnisabschnitt in den USA aufgehoben – einfach futsch! Und auch unter Obama gab es eine Vorschrift, durch die immer mehr energieeffiziente und damit klimafreundlichere Glühbirnen zum Einsatz kommen sollten, die Trump einfach gekippt hat.

Außerdem haben die USA unter Trump Zahlungen an den Green Climate Fund der Vereinten Nationen gestoppt, Trump hat den Bau der Dakota Access Pipeline und der Keystone XL Pipeline genehmigt, Regeln bei der Wasserverschmutzung durch Fracking aufgehoben, zahlreiche Jagd- und Fischerei-Gesetze und Verbote gelockert – auch in Naturschutzgebieten. Und natürlich: Unter Trump sind die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgestiegen. Und selbst diese lange Liste ist nur eine Auswahl der aus ökologischer Sicht fragwürdigen Entscheidungen Trumps.

Drei Prozent mehr Emissionen bis 2035 durch Trumps Umweltpolitik

Das Problem: Einige der Entscheidungen Trumps werden sich erst im Laufe der nächsten Jahre aufs Klima auswirken. Die negativen Auswirkungen hat das US-Beratungsunternehmens Rhodium Group trotzdem schon einmal berechnet. Demnach werden die Emissionen der USA im Jahr 2035 durch die sogenannten "Rollbacks" von Trump, also das Kippen von Klimaschutz-Vereinbarungen, um drei Prozent höher sein, als sie ohne seine Politik wären. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: 1,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid werden bis 2035 aufgrund von Trumps Umweltpolitik zusätzlich in die Luft gepumpt.

Der Weg zurück: Was Biden tun muss

Für den neuen US-Präsidenten Joe Biden gibt es also viel zu tun. Er muss vor allem dem Pariser Klimaschutzabkommen wieder beitreten. Biden hat allerdings schon weitere Maßnahmen angekündigt. So will er zwei Billionen Dollar nur für saubere Energien ausgeben. Und er plant während seiner ersten 100 Tage im Amt einen Klimagipfel abzuhalten, um andere Staaten zu mehr Einsatz für den Klimaschutz zu bewegen. Die Mehrheit im Senat wird Biden dabei helfen, viele seiner Vorhaben auch umsetzen zu können.

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