Webb's First Deep Field
Bildrechte: Space Telescope Science Institut/NASA/ESA/CSA/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

So sieht es aus, das mit Spannung erwartete allererste Bild des James Webb-Weltraumteleskops.

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James Webb-Weltraumteleskop: Das erste Bild mit Wow-Effekt

Das James Webb-Weltraumteleskop hat eine jahrzehntelange Entwicklung und explodierende Kosten hinter sich - Ende Dezember startete es schließlich ins Weltall. Nun hat US-Präsident Biden das erste Bild des Teleskops vorgestellt.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden und dessen Vize Kamala Harris hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa die nach eigenen Angaben "tiefste und schärfste bislang aufgenommene Infrarot-Sicht auf das Universum" präsentiert. Auf der ersten Aufnahme des vor rund einem halben Jahr gestarteten James Webb-Weltraumteleskops, die im Weißen Haus veröffentlicht wurde, sind Sterne und Galaxien zu sehen. Biden sprach von einem historischen Tag, Harris von einem "aufregenden neuen Kapitel in der Erforschung unseres Universums".

Auf dem Bild sei nur ein kleiner Teil des Universums zu sehen, sagte NASA-Chef Bill Nelson. Seine Erklärung an Biden: "Das Licht, was du auf einem dieser kleinen Flecken siehst, ist seit 13 Milliarden Jahren unterwegs." Die Bilder des James-Webb-Teleskops würden die Welt daran erinnern, "dass Amerika große Dinge tun kann", sagte Biden.

Nasa präsentierte weitere Weltraum-Fotos

Am Dienstagnachmittag will die NASA weitere von dem Teleskop aufgenommene Bilder veröffentlichen. Die Farbbilder zeigen demnach unter anderem den sogenannten Carina-Nebel, eine Sternentstehungsregion, und den außerhalb unseres Sonnensystems gelegenen Exoplaneten "Wasp-96 b", wie die NASA vorab mitteilte. Die Veröffentlichung der Fotos markiere auch den offiziellen Beginn der wissenschaftlichen Arbeit mit dem bislang größten und leistungsfähigsten Teleskop, das je ins All gebracht wurde.

Die Live-Berichterstattung für die Präsentation der weiteren Weltraum-Fotos startet um 15.45 Uhr deutscher Zeit. Auch die ESA wird dieses Ereignis live übertragen (externer Link).

James Webb-Weltraumteleskop hat lange Reise hinter sich

Der Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskops hat einiges hinter sich: eine jahrzehntelange Entwicklungs- und Bauphase, explodierende Kosten von rund zehn Milliarden US-Dollar, einen mit Spannung erwarteten Start am 1. Weihnachtsfeiertag sowie eine nervenaufreibende origami-gleiche Entfaltung des Teleskops im Weltall.

Für die NASA sind die Fotos ein großer Erfolg. Denn das James Webb-Weltraumteleskop ist das teuerste Teleskop aller Zeiten. Getragen wurden diese Kosten hauptsächlich von US-Steuerzahlern. Aber auch die kanadische Weltraumbehörde CSA (Canadian Space Agency) und die europäische Weltraumorganisation ESA sind am James-Webb-Weltraumteleskop beteiligt: So hat die ESA dafür gesorgt, dass die kostbare Fracht sicher am 25. Dezember 2021 an Bord einer Ariane 5-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou ins All starten konnte.

Seither war das Weltraumteleskop auf dem Weg zu seinem Zielpunkt, dem Lagrange-Punkt L2, rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Die Monate seitdem haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler damit verbracht, das für den Raketenstart zusammengefaltete Teleskop Stück für Stück zu entfalten. Außerdem mussten sich die Instrumente des Weltraumteleskops an die eisigen Temperaturen des Weltalls gewöhnen und herunterkühlen. Und schließlich mussten die Instrumente des James-Webb-Weltraumteleskops ausprobiert werden: Erste Testbilder stimmten mehr als zuversichtlich, dass das Teleskop so funktioniert wie erwartet.

Bilder des JWST werden uns das Universum wie nie zuvor zeigen

Das James Webb-Weltraumteleskop soll noch weiter in die Vergangenheit des Alls blicken können als das inzwischen in die Jahre gekommene Hubble-Weltraumteleskop: Denn es ist vor allem auf den infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums ausgelegt und kann daher noch langwelligeres Licht einfangen, das von besonders weit entfernten Galaxien und Himmelskörpern stammt. Tatsächlich soll das James Webb-Weltraumteleskop bis zu einer Zeit kurz nach dem Urknall zurückblicken können, zu der sich die ersten Sterne und Galaxien überhaupt gebildet haben.

Exoplaneten, Sternenstuben und Galaxien

Über die Ziele, die alle Möglichkeiten des James Webb-Weltraumteleskops demonstrieren sollen, hatten sich Forschende jahrelang beraten. Zu ihnen gehören unter anderem der erwähnte Carina-Nebel - eine Region in rund 7.600 Lichtjahren Entfernung am südlichen Nachthimmel, in der Sterne entstehen. Auch ein Exoplanet stand auf der To-Do-Liste, nämlich der Heiße Jupiter WASP-96 b in rund 1.150 Lichtjahren Entfernung. Das James Webb-Weltraumteleskop hat hier kein klassisches Bild gemacht, sondern sein Spektrum vermessen, also das Licht in Einzelteile zerlegt, um Hinweise über die chemische Zusammensetzung seiner Atmosphäre zu gewinnen.

Auch ein planetarer Nebel – verwirrenderweise die Bezeichnung für die Überreste eines Sterns – sowie eine Galaxiengruppe namens Stephans Quintett im Sternbild Pegasus stehen auf dem Programm. Die Bilder werden somit fast das gesamte Leistungsspektrum des James-Webb-Weltraumteleskops abdecken und ein Vorgeschmack auf das sein, was uns in den nächsten Jahren erwartet: Einblicke in unseren Kosmos, die wir so nie zuvor beobachten konnten.

Teleskop kann nicht gewartet werden

Im Gegensatz zum Hubble-Weltraumteleskop, das in der Erdumlaufbahn von Astronautinnen und Astronauten immer wieder gewartet werden konnte, ist das James Webb-Weltraumteleskop für Menschen unerreichbar. Deshalb ist seine Lebensdauer begrenzt und war auf rund zehn Jahre ausgelegt. Allerdings ist der ESA mit ihrer Ariane 5-Rakete der Start ins All so gut gelungen, dass das Teleskop selbst anschließend weniger Treibstoff als vorhergesehen verbraucht hat. Deshalb könnte uns dieses neue Weltraumteleskop nun rund zwanzig Jahre lang Bilder und Einblicke ins All liefern.

Bildrechte: pa/Consolidated News Photos/Chris Kleponis
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12.07.22: US-Präsident Biden (l.) bei der Vorstellung des ersten Fotos des James-Webb-Weltraumteleskops im Weißen Haus, Washington.

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