Nach der Flut in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Rheinland-Pfalz beginnen im Stadtteil Ahrweiler die Aufräumarbeiten. Rolf Gross blickt im Stadtteil Ahrweiler auf die zerstörte Ahrbrücke.
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Extremwetter als Folge der Erderwärmung: Nach der Flutkatastrophe im Sommer lässt sich der Klimawandel kaum mehr ignorieren.

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Klimaforscher Latif: "Wir müssen das Undenkbare denken"

Dürren, Starkregen, Orkane: Durch den Klimawandel sind Extremwetterereignisse häufiger geworden. Auf einem mehrtägigen Kongress in Hamburg präsentieren Forscher aktuelle Erkenntnisse. Mit dabei ist auch der Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

"Der Klimawandel ist da und er ist gefährlich," mit diesen Worten bringt Prof. Mojib Latif die Lage auf den Punkt. Seit Jahrzehnten beobachtet der Klimaforscher vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum Kiel das Wettergeschehen, heute ist er zu Gast beim Extremwetterkongress in Hamburg. Hier berichten Wissenschaftler über neue Erkenntnisse in der Klimaforschung.

Extremwetterereignisse haben neues Level erreicht

Hitzerekorde mit bis zu 50 Grad, wie sie vor fast zwei Jahren in Australien und vor ein paar Monaten in Nordamerika vorgekommen sind, Überschwemmungen in Deutschland mit rund 190 Toten, verheerende Waldbrände wie in Südeuropa, das sind alles Beispiele dafür, dass sich Wetterextreme nicht nur häufen, sondern auch intensiver werden, so Prof. Mojib Latif. Denn es gäbe, ähnlich wie bei Corona, auch bei Wetterextremen so etwas wie ein exponentielles Wachstum.

"Was vorher vielleicht einmal in tausend Jahren passiert ist, passiert jetzt einmal in hundert oder sogar einmal in zehn Jahren." Mojib Latif, GEOMAR Helmholtz-Zentrum Kiel

Extremwetter durch Erderwärmung angestiegen

Klimaforscher könnten zwar nicht zu hundert Prozent einordnen, ob eine Flut oder ein Brand in direktem Zusammenhang mit dem Klimawandel steht, so Mojib Latif. Aber sie können anhand von Klimamodellen errechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse vor beispielsweise 100 Jahren war, und wie hoch sie heute ist. „Und wir sehen, dass die Wahrscheinlichkeit durch die globale Erderwärmung sprunghaft angestiegen ist“, erklärt Klimaforscher Latif.

Extremwetter: Kann sich der Mensch daran anpassen?

Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wirft viele Fragen auf, die auch die Wissenschaftler auf der Extremwetterkonferenz in Hamburg beschäftigen. Wie und in welchen Gebieten sollten Menschen künftig wohnen? Macht es Sinn, zerstörte Ortschaften wiederaufzubauen, die von einer erneuten Flutwelle bedroht sein könnten? Wie hoch müssen Flutmauern sein, wenn Flutwellen bis zu sieben Meter hoch sein können?

"Wir müssen das Undenkbare denken, nur dann können wir uns vernünftig anpassen." Mojib Latif, GEOMAR Helmholtz-Zentrum Kiel

Katastrophenpläne auch für Hitzewellen gefordert

Nicht nur im Fall eine Flut, auch für Hitzewellen sollten Katastrophenpläne erarbeitet werden, fordert Mojib Latif. Auch sie würden sehr vielen Menschen das Leben kosten. „Wir müssen Städte so umbauen, dass es mehr Schattenflächen gibt, mehr Grün, mehr Wasser,“ fordert der Klimaforscher. Wie viele andere Wissenschaftler, die den Klimawandel seit Jahrzehnten beobachten, wünscht sich Latif endlich eine Reaktion von Wirtschaft und Politik. Dazu sei es notwendig, ein stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, auch das sei eines der Ziele der Extremwetterkonferenz in Hamburg.

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