Komet Leonard könnte gut mit bloßem Auge zu sehen sein, wenn er sich wie erwartet entwickelt.
Bildrechte: Michael Jäger

Der Komet C/2021 A1 Leonard am Morgen des 7. Dezember 2021, fünf Tage vor seiner größten Erdnähe

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Komet Leonard kommt immer näher

Fast anderthalb Jahre, nachdem zuletzt ein Komet ohne Hilfsmittel zu sehen war, rückt gerade ein neuer heran: Komet C/2021 A1 Leonard erreicht bald seine größte Nähe zur Erde und wird immer heller. Er wurde schon erstmals ohne Hilfsmittel gesehen.

Über dieses Thema berichtet: Der BR Schlager Morgen am .

Eines gleich vorweg: So beeindruckend wie der Komet Neowise, der im Juli 2020 zu sehen war, wird der Komet C/2021 A1 Leonard, wie er offiziell heißt, wohl nicht werden. Leonard wird voraussichtlich nicht so hell, wie es Neowise war. Und der kalte Wintermorgen ist weniger verlockend, als ein lauer Sommerabend zur Suche nach einem Kometen. Aber immerhin: Er könnte der schönste Komet des ganzen Jahres werden - wenn er sich weiter so entwickelt wie von Astronomen und Kometenjägern vorhergesagt. Und nur alle paar Jahre wird ein Komet überhaupt so hell wie Leonard.

Komet Leonard kommt immer näher

Entdeckt wurde Komet Leonard schon Anfang des Jahres, als er noch ein lichtschwaches Objekt in weiter Entfernung war. Er kommt vom äußersten Rand des Sonnensystems, der Oortschen Wolke, und zieht jetzt in rasantem Tempo auf die Sonne zu, um die der Komet eine enge Schleife ziehen wird. Je näher er der Sonne kommt, umso länger wird sein Schweif. Den sonnennächsten Punkt erreicht Leonard am 3. Januar 2022. Dann ist er für uns allerdings im hellen Sonnenlicht nicht zu sehen.

Aber zuvor flitzt der Komet relativ nah an der Erde vorbei, genau in der Zeit, in der er deutlich an Helligkeit gewinnt: Mit nur etwa 35 Millionen Kilometern Abstand ist seine Entfernung zu uns am 12. Dezember 2021 am kleinsten. Zum Vergleich: Das ist näher, als uns die Venus oder der Mars, unsere beiden Nachbarplaneten, jemals kommen.

Bildrechte: Norbert Mrozek
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Komet Leonard neben einem Kugelsternhaufen in der Nacht auf den 3. Dezember 2021

Komet Leonard wird täglich heller

Rund um den 12. Dezember, wenn der Komet die kleinste Entfernung zu uns hat, wird Leonard am hellsten sein: Bis zu 4 mag scheinbare Helligkeit könnte er erreichen, so die Schätzung der Astronomen. Das wäre so hell wie ein schwacher Stern, aber fürs bloße Auge erkennbar. Trotzdem sollten Sie aber in jedem Fall mit einem Fernglas nach dem Schweifstern Ausschau halten, dann kann er wirklich prächtig aussehen. Fürs bloße Auge bleibt er ein matschiges Fleckchen. Die vergangenen Wochen war Leonard schon im Fernglas zu sehen. In den Morgenstunden des 6. Dezember wurde er von La Palma aus erstmals mit bloßem Auge gesichtet.

Bei Kometen sind Helligkeitsentwicklungen allerdings immer nur grobe Schätzungen. Möglich, dass Komet Leonard deutlich heller wird, hinter den Erwartungen zurückbleibt oder gar vorher zerbirst.

Bildrechte: Michael Jäger
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Der Komet Leonard am 2. Dezember 2021.

Wann und wo ist der Komet am besten zu sehen?

Leider steht Leonard zugleich immer ungünstiger aus unserer Sicht. Der Komet geht immer später im Nordosten auf. Von Mitternacht zu Monatsbeginn verspätet sich sein Aufgang jeden Morgen um etwa eine Viertelstunde, später um eine halbe Stunde täglich. Bis zum 10. Dezember erscheint Komet Leonard noch vor vier Uhr morgens im Nordosten. Gut eine Stunde nach seinem Aufgang schält sich der Komet aus den Dunstschichten am Horizont und wird im Osten sichtbar. Gegen sechs Uhr bricht im Dezember die erste Morgendämmerung an, danach wird es bald zu hell, um das zarte Kometenlicht zu sehen. Am 12. Dezember, wenn Leonard uns am nächsten ist, geht er leider erst um Viertel vor sechs Uhr auf und wird erst sichtbar, wenn der Himmel schon heller geworden ist. Sonnenaufgang ist aber erst gegen acht Uhr.

Das Drama in Kürze: Komet Leonard wird zwar täglich heller, taucht aber auch täglich später auf und steht tiefer. Sie brauchen also unbedingt einen Aussichtspunkt mit freiem Blick auf den Horizont im Osten, fernab von jeder Lichtquelle und möglichst frei von Lichtverschmutzung. Und natürlich einen wolkenfreien Himmel.

Die gute Nachricht: Zumindest wird der Mond die Beobachtung nicht stören: Am 4. Dezember war Neumond, seither taucht der Mond nur am Abendhimmel auf, morgens ist das Firmament frei von Mondlicht.

Bildrechte: Michael Jäger
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Der Komet Leonard am 30. November 2021. Der Kometenschweif ist zu der Zeit etwa sieben Grad lang - das entspricht mehr als drei Vollmondbreiten.

Durch diese Sternbilder zieht der Komet Leonard

Komet C/2021 A1 Leonard kreuzt auf seiner schnellen Reise um die Sonne quer durch die Sternbilder am Firmament. Er wanderte in den ersten Dezembertagen durch das Sternbild Bärenhüter. Früh morgens am 6. Dezember war er dabei ganz nahe bei Arktur, dem hellsten Stern im Bärenhüter. Arktur ist sehr auffällig, denn er ist der zweithellste Stern, der bei uns zu sehen ist. Und er ist per Starhopping leicht zu finden, wenn Sie das Sternbild Großer Wagen (Großer Bär) kennen: Wenn Sie dessen krumme Deichsel verlängern, treffen Sie genau auf Arktur.

Inzwischen ist Komet Leonard unterwegs zur Schlange und dem Schlangenträger und wandert so dem Horizont entgegen.

Bildrechte: BR, erstellt mit Skyobserver
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Komet Leonard steht täglich zur gleichen Zeit tiefer am Horizont. Beste Beobachtungszeit ist gegen sechs Uhr, etwas früher als dargestellt.

Schmutziger Schneeball vom Rande des Sonnensystems

Anders als die Planeten bewegen sich Kometen auf stark elliptischen oder parabel-förmigen Umlaufbahnen um die Sonne. Sie kommen vom äußersten Rand des Sonnensystems, ziehen dann nah an der Sonne vorbei und entfernen sich anschließend wieder in die Außengebiete des Sonnensystems. Durch die Annäherung an die Sonne bilden diese eher kleinen, uralten Objekte ihren Schweif aus: Kometen kann man sich wie schmutzige Schneebälle vorstellen, die in Sonnennähe nicht einfach schmelzen, sondern ihr Eis fast explosionsartig vergasen. Dabei wird so viel Staub und Dreck von ihrer Oberfläche mitgerissen, dass sich der Millionen Kilometer lange Schweif ausbildet. Diese "Dreckspuren" bleiben zurück und sorgen manchmal selbst noch jahrelang für ein tolles Schauspiel - als Sternschnuppen-Regen.

Bildrechte: Jörg Amberg
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Im Juli 2020 war zuletzt ein Komet mit bloßem Auge zu sehen: der Komet Neowise.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!