Getreide anbauen und gleichzeitig Sonnenstrom ernten – das klingt verheißungsvoll. Bislang fehlen allerdings praktische Erfahrungen: Wie kann man zwischen den Photovoltaik-Reihen mähdreschen? Und sind die Erträge so hoch wie auf einer Fläche ohne Module? Ein paar Fakten nach dem ersten Jahr Ackerbau in den verschiedenen PV-Anlagen-Typen.
Die Versuchsanlage in Grub
Sie soll nicht nur zeigen, wie Agri-PV funktioniert, sondern auch, welches Anlagen-System sich am besten eignet. Die Agri-PV-Versuchsanlage des Bayerischen Staatsgutes in Grub ist rund sechs Hektar groß und besteht aus drei verschiedenen Anlagetypen, auf voneinander abgesetzten Flächen.
Der erste Anlagentyp: getrackte, also nachgeführte Module. Sie richten sich automatisch nach dem Sonnenstand aus, um eine möglichst hohe Stromausbeute zu erzielen.
Die zweite Anlage besteht aus vertikal angeordneten Modulen, die manchmal auch als Zaunanlage bezeichnet werden. Sie braucht besonders wenig Fläche. Bei diesen beiden Anlagentypen findet der Ackerbau zwischen den Modulreihen statt, die jeweils zwölf und 24 Meter auseinander liegen.
Die dritte Anlage: Aufgeständerte Module in fünf Metern Höhe, die sich auch nach dem Sonnenstand ausrichten sollen. Bei der hochaufgeständerten Anlage findet der Ackerbau unter den Modulen statt. Und ein vierter Bereich ganz ohne PV-Anlagen dient als Vergleichsfläche.
Mähdreschen, Pflügen und Düngerstreuen schwieriger
Bei der ersten Ernte Ende Juli hat sich gezeigt: Mähdrescherfahrer Andreas Schmid muss viel lenken und kann sich kaum darauf konzentrieren, dass er die Sommergerste gut drischt: "Heute muss man eigentlich bloß aufpassen, dass man nicht irgendwo anfährt." Außerdem kann er zwischen den Modulreihen die Arbeitsbreite des Mähdreschers oft nicht voll ausnutzen. Die Ernte dauert deutlich länger als ohne PV.
Bereits das Pflügen im Frühjahr war zeitaufwändig, so Andreas Schmid, denn er musste zwischen jeder Modulreihe "immer wieder neu anfangen". Und beim Kunstdüngerstreuen sind auch Komplikationen aufgetreten: Bei der Zaunanlage ist der Mineraldünger an den Modulen abgeprallt. Die Verteilung war ungleichmäßig.
Niedrigere Erträge zwischen den Modulen – mit einer Ausnahme
Beeinträchtigen die Module die Gerste oder bringt die Beschattung Vorteile? Die Wissenschaftler des Technologie- und Förderzentrums in Straubing, kurz TFZ (externer Link) haben inzwischen erste Ergebnisse zu den Erträgen. Nach Auskunft von Malte Stöppler vom TFZ war der Ertrag bei den Agri-PV-Flächen niedriger als auf dem freien Feld.
Mit einer Ausnahme: Bei der getrackten Anlage war der Ertrag in dem Bereich, wo die Module 24 Meter Abstand haben, um zehn Prozent höher als auf dem freien Feld. Bei der hochaufgeständerten lag der Gersten-Ertrag um ein Drittel unter dem der Vergleichsfläche ohne PV. "Das war dann schon überraschend", so Malte Stöppler. Unterm Strich waren die Erträge in den unbeschatteten Bereichen höher als nahe an den Modulen.
Stromertrag macht Agri-PV rentabel
Die Landwirte brauchen länger für die Bewirtschaftung, die Erträge sind niedriger – und trotzdem rechnet sich eine Agri-PV-Anlage in vielen Fällen (externer Link), sagt Jonas Böhm, der Agri-PV-Experte des Thünen-Institutes in Braunschweig. "Das liegt einfach daran, dass wir auf der Fläche eine sehr hohe Wertschöpfung durch den PV-Strom erzielen können." Die Landbewirtschaftung trage zum Gesamtertrag von Agri-PV gerade mal "ein, zwei, drei Prozent" bei.
Für Sonnenstrom von der Agri-PV-Fläche gibt es nämlich eine höhere Vergütung pro Kilowattstunde als für Strom, der von Freiflächenanlagen stammt. Dazu kommt: Agri-PV-Anlagen werden bei der Erbschafts- und der Grundsteuer privilegiert und leichter genehmigt als Freiflächen-PV.
Die Schattenseite von Agri-PV: "Der Stromkunde zahlt mehr Geld dafür, dass hier Strom erzeugt wird", so Jonas Böhm. Also dafür, dass zwischen den Modulen Gerste wächst oder Kühe weiden.
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