Das kleine Mädchen Marlene und der kleine Junge Jonas stehen zwischen Teresa Brem, der Kindergartenträgerin des Batzenhofener Waldkindergartens
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Kindergartenträgerin Teresa Brem vom Waldkindergarten Batzenhofen und die Kinder Marlene und Jonas

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Neuer Waldkindergarten - aber nur zwei Plätze belegt

Neuer Waldkindergarten - aber nur zwei Plätze belegt

Freie Kita-Plätze sind hier ausnahmsweise keine Mangelware: Im neuen Waldkindergarten Batzenhofen werden gerade mal zwei Kinder betreut. Wie es dazu kam und was die Trägerinnen nun vorhaben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Laut und voll, so lässt sich die Atmosphäre in den meisten Kitas beschreiben. Leise und leer, so sieht es momentan im Kindergarten Batzenhofen im Landkreis Augsburg aus. Die beiden "Batzis" Marlene und Jonas sind dort momentan die einzigen Kinder. Dabei könnten dort eigentlich 25 Kinder spielen.

Keine Baugenehmigung – kein Start im September

Eigentlich sollte die Eröffnung zum neuen Kindergartenjahr am ersten September sein. Das Problem: Die Baugenehmigung kam für die rechtzeitige Eröffnung zu spät. Trotzdem habe die Stadt den Trägerinnen beim Unterschreiben des Betreibervertrags den Eröffnungstermin zugesichert, sagen die Trägerinnen. Die Stadt Gersthofen will davon nichts wissen. Auf BR-Anfrage teilte der Pressesprecher mit: "im Vertrag steht – sinngemäß – der Vertragsbeginn ist abhängig von der Erteilung der Betriebserlaubnis sowie der Baugenehmigung."

Unklarheit verunsichert interessierte Eltern

Im Vorfeld der Planungen für einen Waldkindergarten hatte die Stadtverwaltung Eltern mit Kindern angeschrieben und gebeten, an einer Online-Befragung teilzunehmen. 104 Familien sagten, sie hätten Interesse, ihr Kind zur Betreuung in einen Waldkindergarten zu geben. Weil aber nicht klar gewesen sei, wann der Kindergarten sowohl Bau- als auch die Betriebserlaubnis erhält, bekundeten laut der Stadt Gersthofen, nur noch Eltern von fünf Kindern Interesse. Am Ende haben sich dann nur Eltern von zwei Kindern für einen Platz im Waldkindergarten entschieden. Für Trägerin Teresa Brem war die Vorlaufzeit zu knapp: "Wir waren natürlich einerseits irgendwie verzweifelt, teilweise auch wütend. Wir waren startklar, aber die Eltern entschieden sich um." Verständnis für die Eltern haben die Trägerinnen durchaus, weil diese auch planen müssten.

Sieben Monate bis zur Genehmigung

Insgesamt hat die Baugenehmigung knapp sieben Monate gedauert. Am 19. August wurde der Genehmigungsbescheid erteilt, dann konnte der Bau zweier Holzhütten beginnen. Ende September erfolgte die Abnahme des Landratsamtes. Schließlich wurde am 7. Oktober die Betriebserlaubnis erteilt.

Aber hätte der Start nicht doch schneller funktioniert? "Schwierig", sagt Michael Wörle, der Bürgermeister der Stadt Gersthofen, weil viele Stellen und Behörden bei einem Kita-Bau involviert seien: "Sie müssen mit allen reden, zum Beispiel mit der Waldbewirtschaftung. Wir brauchen eine Notunterkunft bei Starkregen. Das dauert auch länger, als wir uns das vorgestellt haben. Beim zweiten Mal wird man es mit Sicherheit schneller machen können."

Keine Kinder heißt: kein Geld

Für die Trägerinnen, Teresa Brem und Alexandra Lange, wird das erste Jahr zu einer finanziellen Herausforderung, wenn nicht genügend Kinder kommen. Auf den Personalkosten, unter anderem für eine pädagogische Fachkraft, bleiben sie sitzen: "Wir haben das durchkalkuliert, wir werden im ersten Jahr an die 50 bis 60.000 Euro ins Minus gehen", so Teresa Brem.

Für die Stadt Gersthofen stellt der verzögerte Start kein Problem dar, weil in Gersthofen sichergestellt ist, dass alle Kinder, die einen Betreuungsplatz benötigen, auch einen bekommen haben. Verständnis für die aktuelle Situation habe Bürgermeister Wörle schon: "Es war natürlich die mutige, unternehmerische Entscheidung der Betreiber – trotz der wenigen Anmeldezahlen – zu starten."

Kinder brauchen Kinder für ihre Entwicklung

Gerade für die zwei "Batzis", Marlene und Jonas, wäre es nicht nur schön, sondern auch wichtig, wenn sie mit mehr Kindern spielen könnten, sagt Teresa Brem: "Der Kindergarten ist so die erste Ablösung vom Elternhaus. Und deshalb ist es eben auch wichtig, dass wir verschiedene Altersgruppen in einem Kindergarten haben, um voneinander zu lernen.“ Sie hofft nun, dass weitere Kinder kurzfristig dazukommen, um dann mit Marlene und Jonas spielen zu können.

Dieser Artikel ist erstmals am 24. Oktober 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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