Temperaturen unter zehn Grad, eisige Winde oder auch Sonnenschein bei gefrorenem Boden: Das überleben manche Pflanzen, wie zum Beispiel Feigen, Hochstamm-Rosen oder bestimmte Rosmarin-Sorten, meistens nicht. Sie brauchen einen Winterschutz. Besonders nachhaltig geht das mit Laub als Dämmmaterial.
Entdeckung beim Blick über den Zaun
Ressourcenschonend, müllfrei und auch noch schön: Ein bisschen wie vom verstorbenen Verhüllungskünstler Christo sieht es bei Martin Döring in Weidenbach im Landkreis Ansbach aus. Wer bei ihm im Winter über den Holzzaun schaut, sieht im Garten ein paar gut hüfthohe Drahtzylinder stehen, gefüllt mit Herbstlaub. Martin Döring findet seine Installation auch allein schon von der Optik her dem Vlies überlegen: "Die Laubzylinder schauen schon ein bisschen wie gewollt und gekonnt aus, während das Vlies ausschaut wie: Die gute Absicht erkenn' ich wohl, aber der Stil ist halt mies."
Welchen Pflanzen hilft ein Blättermantel?
In den Laubzylindern von Martin Döring verstecken sich zum Beispiel frostempfindliche Pflanzen, wie Rosmarin und der Chinesische Gewürzstrauch Elsholtzia stauntonii, auch Blauähre genannt, oder Zizyphus jujuba, die Chinesische Dattel. Der Blättermantel ist atmungsaktiv, bei Temperaturschwankungen bildet sich so gut wie kein Kondenswasser.
Sogar Pflanzen, die über den Winter ihre Blätter behalten wie der Rosmarin, kommen mit der Laub-Einhausung gut zurecht, so die Erfahrung von Martin Döring. Diese Art des Winterschutzes eignet sich auch für mediterranes Obst, wie kleinere Feigenbäume, Granatäpfelsträucher, die dreilappige Paupau und die japanische Wollmispel – wenn man versuchen will, diese kälteempfindlichen Pflanzen draußen zu überwintern.
Auch für Zitronenverbenen und Hochstamm-Rosen
Zitronenverbenen, also Lippia citriodora, schneidet man am besten auf circa 30 Zentimeter zurück, bevor man sie winterfest macht. Auch Hochstamm- Rosen könnte man mit einem Laubzylinder statt mit Vlies und Folie einhausen. Zumal die Rosendornen Vliese und Folien oft kaputtmachen, so die Erfahrung von Rudi Siehler, dem Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landkreis Neu-Ulm.
Drahtzylinder: Erst rechnen, dann schneiden
Martin Döring aus Weidenbach nimmt für den Drahtzylinder einen knapp hüfthohen Hasendraht, also einen Maschendrahtzaun mit Sechseckgeflecht. "Einfach Maschendraht herunterschneiden, vorher bisschen Geometrie, gucken, wie viel man herunterschneiden muss, dass man einen anständigen Zylinder hinkriegt."
Das heißt zum Beispiel: Für einen Drahtzylinder mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern braucht man einen 1,90 Meter langen Maschendraht. "Der wird dann nicht zusammengebunden mit Kabelbindern, die man wegschmeißen müsste, sondern man fädelt halt einen Stab durch", erklärt Döring, "und setzt ihn über die Pflanze, die man mit Laub verhüllen will."
Welches Laub eignet sich?
Martin Döring nimmt Rotbuchenlaub von einem Baum ein paar Straßen weiter. Das sei quasi der Goldstandard, denn Rotbuchenlaub behält über Jahre hinweg seine Struktur, fällt kaum zusammen und verrottet ganz langsam – und hat gleichzeitig kaum Gerbstoffe, die das Pflanzenwachstum beeinträchtigen könnten, anders als Eichen- oder Walnussbaumlaub.
Lindenlaub taugt beispielsweise nicht als Winterschutz, "das verrottet ja wahnsinnig schnell und isoliert deswegen sehr schlecht, Weißbuche geht grad so." Das Laub von Apfelbäumen zersetzt sich auch sehr schnell. Quittenlaub ist dagegen recht formstabil bis in den Frühling hinein, damit könnte man versuchsweise auch mal Drahtzylinder füllen. Das Laub von Obstbäumen mag Martin Döring jedoch nicht verwenden "wegen allen möglichen pilzlichen Krankheitserregern, dass man nicht irgendwelche Roste drin hat", das fährt er lieber weg zum Kompostieren.
Kreisfachberater Rudi Siehler aus Neu-Ulm plädiert ebenfalls für Kreislaufwirtschaft im Hausgarten. Er meint, das Laub von Obst- und anderen Gartenbäumen könne man zumindest nutzen, um Staudenwurzeln mit einer Blätterdecke zu schützen. Denn Krankheitserreger wie Rostpilze seien sehr spezifisch. Die würden beispielsweise vom Apfel nicht auf die Herbstanemone überspringen.
Der richtige Zeitpunkt für den Winterschutz
Momentan reicht es, sich schon mal gedanklich auf das Thema Winterschutz einzustellen und keine neuen Vliese und Folien anzuschaffen. Denn auch den besten und schönsten Winterschutz sollte man so spät wie möglich anbringen. Der Neu-Ulmer Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege Rudi Siehler empfiehlt, das Wetter zu beobachten und auf alle Fälle ab Mitte November allmählich aktiv zu werden: "Der Wintereinbruch kann schon Anfang Dezember kommen." Und wenn dann schon alles eingepackt ist, muss man nicht bei Eis und Frost noch mal raus.
Laubschutz auch für Wurzeln
Manche Stauden, wie Gaura Lindheimerii, die Prachtkerze, Herbstanemonen oder das Heiligenkraut Santolina sollte man ebenfalls mit einer Laubschicht schützen, rät Rudi Siehler. Dafür braucht man dann keinen Laubzylinder – es reicht, das Laub mit ein paar Fichten oder anderen Zweigen abzudecken, damit es nicht weggeweht wird. "Herbstanemonen, das sind die, die gerade so weiß und rosa blühen, die brauchen eine hohe Humuszufuhr. Dann dient das Laub später eigentlich, wenn man es lässt, einfach als Nahrungsquelle."
Gartenbesitzer Martin Döring aus Weidenbach füllt das Rotbuchenlaub, das er als Winterschutzmaterial nutzt, im Frühjahr in Säcke und hebt es bis zum nächsten Jahr auf. Oder er schüttet es auf einen Haufen, als Igelunterschlupf zum Beispiel.
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