Das Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht nicht nur die Krankheit Covid-19. Eine Infektion kann die Gesundheit auch langfristig beeinträchtigen. Wer vier Wochen nach der Ansteckung noch Krankheitszeichen zeigt, leidet unter Long Covid. Wenn die Beschwerden auch nach drei Monaten über Wochen anhalten oder wiederkehren, spricht man von Post Covid oder vom Post Covid-Syndrom.
Welche Symptome hat Long Covid?
Für Long Covid gibt es bisher kein einheitliches Krankheitsbild. Die Symptome sind vielfältig und unterschiedlich. Sie können einzeln oder zugleich auftreten und unterschiedlich lang anhalten. Eine Überblicksstudie mit 1,2 Millionen Personen aus 22 Ländern, die im Oktober 2022 in der Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht wurde, nennt fünf Symptome, unter denen die meisten Patientinnen und Patienten mit Corona-Langzeitfolgen leiden:
- Anhaltende Atemprobleme
- Dauermüdigkeit bis hin zum chronischen Fatigue Syndrom
- Körperliche Schmerzen wie Brust- oder Muskelschmerzen
- Stimmungsschwankungen
- Kognitive Probleme wie Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit
Außerdem berichten Betroffene von Kopfschmerzen, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Herzklopfen, Blutdruck-Entgleisungen, Schlafstörungen, Haarausfall, Ängsten und depressiven Verstimmungen. Eine weitere Überblicksstudie, die Anfang 2023 in der Fachzeitschrift Nature Reviews Microbiology erschien, zählt mehr als 200 mögliche Symptome. Oft treten sie in unterschiedlicher Schwere auf.
Nicht nur das Coronavirus SARS-CoV-2 kann die langanhaltenden Folgen haben. Auch bei anderen Erregern, zum Beispiel dem Influenza-Virus, folgt bei manchen Menschen auf die Infektion eine chronische Beeinträchtigung der Gesundheit. Auch hier sind die zugrunde liegenden Mechanismen unbekannt, die Symptome sind jedoch ähnlich. Überschneidungen bei den Krankheitszeichen gibt es auch mit dem chronischen Müdigkeitssyndrom ME/CFS. Das legt die Vermutung nahe, dass diese Krankheiten den gleichen oder einen ähnlichen Ursprung haben.
Wie häufig ist Long Covid?
Genaue und zuverlässige Zahlen zur Häufigkeit von Long Covid gibt es derzeit nicht. Bisherige Studien sind nicht ausreichend repräsentativ für die Bevölkerung, haben einen zu kleinen Untersuchungszeitraum oder erlauben aus anderen methodischen Gründen nur ungefähre Schätzungen. Unterschiedliche Studien kommen daher zu unterschiedlichen Ergebnissen. Laut der Überblicksstudie in Nature Reviews Microbiology etwa folgt Long Covid auf mindestens zehn Prozent der Covid-Infektionen. Die Überblicksstudie in JAMA ergab, dass nach einem Vierteljahr 6,2 Prozent der Menschen mit den Folgen einer Corona-Infektion kämpfen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzte im Juni 2023 die Zahl der bisher von Long Covid Betroffenen in Europa auf 36 Millionen. Das wäre etwa einer von dreißig.
Was ist die Ursache von Long Covid?
Bisher ist unbekannt, wie Long Covid entsteht. Es gibt Hinweise auf verschiedene mögliche Ursachen. Diese können auch gleichzeitig hinter der Erkrankung stecken. In Frage kommen SARS-CoV-2-Viren, die im Gewebe überdauern, oder eine Fehlsteuerung des Immunsystems. So eine Fehlsteuerung könnte zudem bereits im Körper vorhandene Krankheitserreger erneut aktivieren, zum Beispiel das Epstein-Barr-Virus (EBV) und das Humane Herpesvirus. Weitere mögliche Krankheitsursachen sind Auswirkungen auf das Darm-Mikrobiom und auf die Signalübertragung im Hirnstamm und/oder im Vagusnerv sowie chronische Entzündungen und Verschlüsse der kleinen Blutgefäße.
Wer hat ein hohes Risiko für Long Covid?
Jeder, der sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 angesteckt hat, kann danach Long Covid-Symptome entwickeln. Auch bei einem leichten Covid-19-Verlauf oder einer Ansteckung ohne Krankheitszeichen sind Langzeitfolgen möglich. Allerdings steigt das Risiko nach bisherigen Erkenntnissen mit dem Schweregrad der Covid-19-Verlauf. Es gibt auch Hinweise, dass eine mehrmalige Ansteckung mit dem Coronavirus das Risiko erhöht. Frauen trifft Long Covid anscheinend häufiger als Männer. Betrachtet man das Alter, scheinen Erwachsene im jüngeren und mittleren Lebensalter häufiger betroffen als Kinder, Jugendliche und ältere Menschen. Möglicherweise gibt es auch genetische Anlagen, die ein Risikofaktor für Long Covid sind.
Welchen Schutz gibt es vor Long Covid?
Der beste Schutz vor Long Covid ist nach derzeitigem Wissen, sich nicht mit dem Coronavirus anzustecken. Eine vollständige Corona-Schutzimpfung gemäß der aktuellen STIKO-Empfehlungen schützt außerdem vor einem schweren Krankheitsverlauf, der vermutlich das Risiko für Long Covid erhöht. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass die Impfung Long Covid-Beschwerden verringern kann.
Bekommen auch Kinder und Jugendliche Long Covid?
Bei Kindern und Jugendlichen scheint Long Covid seltener aufzutreten als bei Erwachsenen. Genaue Zahlen zur Häufigkeit der Erkrankung gibt es aber auch für Kinder und Jugendliche noch nicht. Es gibt jedoch erste Hinweise, bei wem das Risiko für Long Covid erhöht ist, nämlich bei Mädchen, Kindern und Jugendliche mit bestimmten Vorerkrankungen sowie denjenigen, die wegen eines schweren Krankheitsverlaufs von Covid-19 ins Krankenhaus mussten. Die Symptome von Long Covid sind bei Kindern und Jugendlichen ähnlich wie bei Erwachsenen. Sie leiden aber häufiger unter Fatigue, Riechstörungen und Ängstlichkeit als Gleichaltrige, die nicht von Long Covid betroffen sind.
- Zum Artikel: Post Covid bei Kindern - Forschung für Therapie
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Long Covid?
Die Ursache von Long Covid ist noch unbekannt. Deshalb gibt es bisher keine Behandlung dagegen. Die Symptome lassen sich jedoch meist lindern. In vielen Fällen bessern sich die Beschwerden mit der Zeit. Eine frühzeitige Behandlung kann aber auch verhindern, dass diese chronisch werden. Die Therapie richtet sich danach, woran die Patientin oder der Patient leidet: Bei körperlichen Schmerzen kann eine Physiotherapie sinnvoll sein, bei depressiven Verstimmungen eine Psychotherapie. Lassen sich Entzündungen im Körper nachweisen, helfen entzündungshemmende Medikamente. Bei überschießenden Immunreaktionen können im Einzelfall Immunsuppressiva zum Einsatz kommen.
Wer sind die richtigen Ansprechpartner bei Long Covid?
Wer vermutet, unter Long Covid zu leiden, sollte zunächst seine Hausärztin oder seinen Hausarzt aufsuchen. Falls Untersuchungen bei Fachärzten notwendig sein sollten, kommen in der Hausarzt-Praxis alle Untersuchungsergebnisse zusammen. Wenn andere Erkrankungen ausgeschlossen sind, kann es sinnvoll sein, eine Post Covid-Ambulanz aufzusuchen. Allerdings sind dort die Wartezeiten für einen Termin oft lang.
Weitere Informationen gibt es unter longcovid-info.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und bmg-longcovid.de vom Bundesministerium für Gesundheit .
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