Fast eine Million Menschen sind in Deutschland von Long Covid oder Post Covid betroffen.
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Fast eine Million Menschen sind in Deutschland von Spätfolgen einer Corona-Infektion betroffen.

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Long Covid: Volkskrankheit - ohne Geld für Studien

Long Covid: Volkskrankheit - ohne Geld für Studien

Fast eine Million Menschen sind in Deutschland von Spätfolgen einer Corona-Infektion betroffen. Es braucht mehr Geld, um Long Covid zu erforschen und Therapien anzubieten, so die Forderung bei einem Kongress in Jena.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

"Es fehlt das Geld bei der Erforschung der Grundlagen, für klinische Studien und für Long Covid Ambulanzen", sagt Kongresspräsident Martin Walter im Bayerischen Rundfunk. Er ist Psychiater am Uniklinikum Jena und veranstaltete am 18. und 19. November den ersten Long Covid Kongress des Ärzte- und Ärztinnenverbandes mit rund 2.500 Teilnehmenden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach als einer der Redner von einem "forschungsmäßigen Notfall" bei Long Covid und versprach mehr finanzielle Unterstützung.

Long Covid und Post Covid betreffen viele Menschen

Das Robert Koch-Institut schätzt, dass in Deutschland jede zehnte Person, die sich mit Sars-CoV-2-Viren angesteckt hat, an späteren Folgen leidet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht sogar davon aus, dass in Europa etwa 16 Prozent betroffen sein könnten. Am häufigsten leiden Personen im Alter zwischen 20 bis 50 Jahren an Spätfolgen einer Infektion.

Long Covid bezeichnet Folgen, die bis vier Wochen nach der akuten Infektion auftreten. Post Covid meint alle Spätfolgen, die es nach drei Monaten noch gibt. Im allgemeinen Sprachgebrauch steht Long Covid aber für sämtliche Folgeerscheinungen einer Corona-Infektion.

Etwa 200 Symptome bei Long Covid

Die Symptome reichen von Husten, Atemnot, Herzrasen über Kopfschmerzen, Konzentrationsproblemen, Riech- und Schmeckstörungen bis hin zu Muskelschmerzen oder Haarausfall. Besonders häufig berichten Betroffene, dass sie schnell erschöpft seien: "Eine normalerweise nicht so große Belastung wie ein Spaziergang oder eine berufliche Herausforderung kann am Folgetag zu schweren Beeinträchtigungen, bleierner Müdigkeit und Schmerzen führen", sagt Kongresspräsident Martin Walter.

Das bedeutet, dass sich Betroffene schonen müssen, viele Pausen brauchen und ihre Arbeit nicht mehr so gut schaffen oder sogar ganz aus dem Berufsleben ausscheiden müssen.

ME/CFS steht für chronische Dauererschöpfung

Besonders schlimm trifft es diejenigen, die an chronischer Dauererschöpfung leiden. Üblich ist dafür die Bezeichnung ME/CFS - die Abkürzung für Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom. Im Jahr 1969 hat es die Weltgesundheitsorganisation WHO bereits als neurologische Krankheit eingestuft. Trotzdem führt ME/CFS bis heute ein Schattendasein und ist selbst Ärztinnen und Ärzten oft nicht näher bekannt.

"Wir müssen die Aus- und Weiterbildung von Medizinern zu Long Covid verbessern", sagte Daniel Vilser, der Vizevorsitzende des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long Covid beim Kongress in Jena.

Long Covid und Folgen für Lunge, Herz und Niere

Coronaviren können sich grundsätzlich in jedem Organ ausbreiten und Schaden anrichten. Häufig kommt es zu einer Lungenentzündung, die bei manchen Betroffenen nicht folgenlos ausheilt. Auch Herzmuskelentzündungen - verursacht durch Sars-CoV-2-Viren - können zu anhaltenden Herzrhythmusstörungen führen. Bei jedem dritten Covid-Patienten, der auf einer Intensivstation liegt, versagen die Nieren. Für derlei organische Schäden gibt es bekannte Medikamente und Therapiemöglichkeiten.

Relativ neu ist das Verfahren, bei Lungenproblemen Sauerstoff mit Unterdruck zuzuführen. Aber die Sauerstofftherapie ist noch nicht ausreichend erforscht. Umstritten ist auch, per Blutwäsche Entzündungen aus dem Körper zu spülen. "Dafür fehlt bisher jeder wissenschaftliche Nachweis", so Kongresspräsident Martin Walter.

EU fördert Long Covid-Forschung

Die EU-Kommission fördert prinzipiell Innovationen im medizinischen Bereich und hat einen Bericht veröffentlicht, der von unabhängigen wissenschaftlichen Sachverständigen erstellt wurde. Dieser Bericht, der sich "Therapeutics Innovation Booster" nennt, beinhaltet zwei Stoßrichtungen: Zum einen soll er dazu beitragen, dass vielversprechende Forschungsprojekte leichter erkannt werden. Zum anderen hilft er Forscherenden dabei, ihre Anstrengungen zu bündeln.

Für die Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Mariya Gabriel, geht es darum, kontinuierlich nach neuen Therapien zu suchen, indem die Forschungslandschaft gescannt und die "Kluft zwischen Forschung und klinischer Nutzung" verringert werde.

Forschungsbedarf auf ganzer Linie

Mögliche Ursachen für Long Covid werden derzeit noch in der Wissenschaftswelt diskutiert. Auch in punkto Medikamente gibt es zwar viele Ansätze, aber es fehlt noch der Durchbruch für eine Therapie, die an der Wurzel ansetzt.

"Erforschen muss man auch, wie sich die Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern lässt", so Martin Walter. Wichtig sei auch, Reha-Maßnahmen und Bewegungsangebote für Long Covid Betroffene so anzupassen, dass sie ihnen gerecht werden und sie nicht überfordern. Denn Fortschritte sind meist nur in sehr kleinen Schritten möglich. Manchmal bleiben auch milde Symptome zurück.

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