Von Autos überfahren, wegen zu weniger Insekten verhungert - Igel sind vielen Gefahren ausgesetzt. Doch vor einem inzwischen nicht mehr so neuen Trend warnen Tierschützer besonders: Mähroboter. Diese sind eine praktische Sache. Alle paar Tage drehen sie zuverlässig im Garten ihre Runden und halten den Rasen kurz. Doch was ist, wenn der Mähroboter auf Widerstände stößt, was passiert mit den Kleintieren im Garten? Den Preis für diese Bequemlichkeit zahlen oft Igel.
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Ab der Dämmerung gehört der Mähroboter in den Stall
Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) warnt davor, die Roboter nachts oder in der Dämmerung fahren zu lassen. Denn die nachtaktiven Tiere tippeln vor allem abends durch Gärten, um Nahrung zu suchen. Daher sollte ein Mähroboter bestenfalls tagsüber und unter Aufsicht eingesetzt werden, rät Igel-Expertin Angelika Nelson vom LBV.
Ab Juli bringen Igel ihre Babys auf die Welt - daher warnt der LBV ab dem Zeitpunkt vor dem Einsatz von Mährobotern. Die meisten Igel-Kinder werden allerdings im August geboren, manche früher, manche noch im September. Igelweibchen werfen normalerweise nur ein Mal im Jahr. Sie bekommen zwischen zwei und sieben Babys. Ihre ersten Ausflüge machen die kleinen Igel mit ihrer Mutter meist in der Dunkelheit. Deshalb ist ab jetzt besonders große Vorsicht beim Einsatz von Mährobotern geboten.
Igel fliehen nicht vor dem Mähroboter und verenden qualvoll
Das Problem: Nähert sich ein Mähroboter langsam und nahezu lautlos, laufen Igel nicht davon, sondern rollen sich zusammen. Leider weichen die Mähroboter bei dieser Art des Hindernisses nicht aus. Denn alles, was nicht hart ist, wird vom Mähroboter nicht als Widerstand erkannt. "Leider haben Igel eine Größe, die ein Mähroboter nicht als Hindernis wahrnimmt", warnt Nelson. "Sie fahren über Igel, töten sie oder trennen Extremitäten ab."
Immer häufiger werden durch Mähroboter verletzte Igel zu Tierärzten und Tierauffangstationen gebracht, so der LBV. Viele werden laut Nelson aber gar nicht erst entdeckt und verenden qualvoll. "Verletzte Igel schreien ja nicht, um auf sich aufmerksam zu machen." Igel leiden oft im Verborgenen. Nur, weil man als Gartenbesitzer noch kein verletztes Tier gefunden hat, heißt das nicht, dass nichts passiert ist: Verletzte Wildtiere folgen ihrem Instinkt, sie verstecken sich irgendwo und verenden kläglich.
So fühlt sich der Igel im Garten wohl
Mut zu ein bisschen Wildnis im eigenen Garten hilft allen Tieren - und insbesondere den Igeln. Dazu kann jeder Gartenbesitzer beitragen: Für Igel gibt es zum Beispiel Futterhäuschen, auch Trinkmöglichkeiten sind bei großer Hitze wichtig.
Was Igel noch brauchen, sind jede Menge Rückzugsmöglichkeiten und Verstecke. Igel nehmen solche Angebote gerne an. Ein Naturgarten zieht auch Insekten an und damit Futter für die Igel.
Autos sind in der Paarungszeit der Igel eine große Gefahr
Auch im Straßenverkehr kommen derzeit vermehrt Igel ums Leben. "Es sind die letzten Wochen der Paarungszeit - daher finden wir so viele Igel tot auf der Straße. Meistens sind das Männchen, die auf der Suche nach Weibchen sind, dabei größere Strecken zurücklegen und Straßen überqueren", so Nelson.
"Gerade am Ortsanfang oder -ende ist die Gefahr groß, da Autos oft schnell fahren und viele Igel unterwegs zu offenen Flächen wandern, um dort nach Nahrung zu suchen." In der Dämmerung und bei Nacht sollte daher auch dem Igel zuliebe vorsichtig gefahren werden.
Im Video: Igel unter uns
Dieser Artikel ist erstmals am 2.7.2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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