Was koche ich heute zum Abendessen? Moment, sind überhaupt noch Kartoffeln da? Ich muss dringend einkaufen gehen. Aber wann? Morgen habe ich diesen wichtigen Termin im Büro. Und übermorgen ist auch noch Omas Geburtstag! Ich brauche noch ein Geschenk. Was könnte ihr gefallen? Vielleicht ein schöner Schal? Oder lieber ein Buch? Ach du Schreck, der Zahnarzttermin kollidiert ja mit Omas Feier. Den muss ich unbedingt verschieben. Hoffentlich hat die Praxis diese Woche noch einen freien Termin...
Was ist Mental Load?
Wenn sich aus einer einfachen Überlegung plötzlich ein ganzer Berg an Aufgaben auftürmt: Das kommt vielen Menschen bekannt vor. Mit "Mental Load" sind nicht die konkreten Aufgaben im Haushalt oder die Kinderbetreuung gemeint. Es geht vielmehr um die unsichtbare und notwendige Denkarbeit, die es überhaupt erst möglich macht, dass sichtbare Aufgaben erledigt werden können und der Alltag funktioniert. Zu dieser Denkarbeit gehören unter anderem: planen, koordinieren, Optionen abwägen, Bedürfnisse vorab bereits erkennen und Entscheidungen treffen.
Gender Care Gap: Mental Load ist eher ein Problem von Frauen
Unbezahlte Care-Arbeit leistet jeder. Laut Studien übernehmen jedoch Frauen und Mütter das meiste, um das Leben und den Alltag als Paar oder Familie zu managen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin untersuchte im Jahr 2023 den Gender Care Gap in Deutschland. Er misst die Lücke, wie viel Zeit Männer und Frauen für Care-Arbeit verwenden. Der Gender Care Gap beträgt laut Studie im Durchschnitt über die gesamte Bevölkerung etwa 50 Prozent. Das heißt, laut Studie verwenden Frauen rund 50 Prozent mehr ihrer täglichen Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer.
Care-Arbeit und Mental Load bei Männern und Frauen
Die Auswirkungen von Mental Load
Die ständige mentale Belastung kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Symptome von zu viel Mental Load können unter anderem sein: Vergesslichkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, häufige Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, ständige Unruhe und "Getriebensein", Nervosität, körperliche und seelische Anspannung, Magen-Darm-Probleme, Sodbrennen, häufige Infekte, Gewichtsveränderungen, Tinnitus, Migräne, hohe Reizbarkeit, hoher Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen.
Die psychische Belastung durch Mental Load kann im schlimmsten Fall sogar zu Angstzuständen, Depressionen und Burnout führen. Aber nicht nur die mentale und oft auch körperliche Belastung ist problematisch, sondern auch die mangelnde Wertschätzung: Arbeiten, die nicht gesehen werden, werden meist nicht gewürdigt.
Test: Sind Sie von Mental Load betroffen?
Der kostenlose Mental Load-Test (externer Link) der Initiative "Equal Care Day" (externer Link) zeigt euch, ob Sie unter zu viel Mental Load leiden und gibt Anregungen, wie Sie Auswege finden können. Anhand der Testergebnisse können Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin über die Verteilung der Care-Arbeit und Mental Load im Alltag sprechen.
Tipps zur Reduzierung von Mental Load
Um Mental Load zu verringern, können Paare folgende Strategien anwenden:
- Unsichtbares sichtbar machen: Setzen Sie sich zusammen und besprechen Sie, welche Aufgaben anfallen. Der Mental Load-Test der Initiative "Equal Care Day" kann dabei helfen.
- Aufgaben umverteilen: Überlegen Sie gemeinsam, wie die Aufgaben gerechter verteilt werden können. Es ist wichtig, dass beide Partner sich für die Care-Arbeit verantwortlich fühlen.
- Regelmäßige Gespräche: Sprechen Sie wöchentlich über anfallende Aufgaben und reflektieren Sie monatlich, was gut gelaufen ist und wo Verbesserungen nötig sind.
- Verantwortung abgeben: Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin die Aufgaben ebenfalls gut erledigen kann.
- Realistische Erwartungen: Akzeptieren Sie, dass nicht alles perfekt sein muss. Es ist in Ordnung, wenn Aufgaben nicht so erledigt werden, wie Sie es selbst tun würden.
- Selbstfürsorge: Nehmen Sie sich Auszeiten für sich selbst, um neue Energie zu tanken. Kleine Pausen können helfen, den Stress zu reduzieren.
- Hilfe annehmen: Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung von Freunden, Familie oder Dienstleistern in Anspruch zu nehmen.
Im Audio: Mental Load - was hilft gegen den unsichtbaren Stress?
Denken Sie auch ständig daran, was noch erlediget werden muss - weil eine Aufgabe meist aus vielen weiteren To-dos besteht?
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