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Berichte über Angriffe mit Messern und Berichte über den Messereinsatz aus Notwehr haben die BR24-Community veranlasst zu diskutieren. "Ich denke, es besteht ein Verbot, mit einem Messer in der Öffentlichkeit. Warum trägt man ein Messer mit sich herum?", kommentierte User "liru". "RSN" antwortete: "(...) Als Werkzeug! Zur Notwehr taugt ein Taschenmesser nicht." "Haltungsbuerger" wiederum schrieb: "Ohne Messer nicht mehr das Haus verlassen. Selbstschutz" - was andere nicht so gesehen haben.
Polizei rät: Waffen nicht mitführen
Die Polizei rät vom Tragen jeglicher Waffenart ab. "Auch zu Verteidigungszwecken sollten Waffen, wie zum Beispiel Messer und Pfefferspray, nicht mitgeführt werden", heißt es von der polizeilichen Kriminalprävention. Das Gefühl, damit sicherer zu sein, täusche. Vielmehr führten Waffen zur Gewalteskalation (externer Link).
Viele halten sich an den Rat. Eine Befragung zur Sicherheit und Kriminalität in Deutschland 2020 des Bundeskriminalamts (externer Link) ergab, dass zum Schutz vor Kriminalität 1,5 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren häufig oder sehr oft ein Messer bei sich tragen würden. Die Zahl aus Niedersachsen von 2023 (externer Link) ist genauso hoch. Männer tragen Messer häufiger als Frauen. Hinsichtlich des Migrationshintergrundes zeigen die Ergebnisse keine Unterschiede. In Bayern wurden laut Landeskriminalamt keine vergleichbaren Befragungen durchgeführt.
Was ist erlaubt, was ist verboten?
Was erlaubt ist, draußen unverschlossen mitzunehmen, hängt von Klingenlänge und Funktionsweise ab. Schließlich sind Messer auch Werkzeuge. Paragraf 42a des Waffengesetzes (externer Link) regelt:
- Komplett verboten: Anscheinswaffen; Hieb- und Stoßwaffen; Messer mit einhändig feststellbarer Klinge ("Einhandmesser") oder feststehende Messer mit Klingenlänge über zwölf Zentimeter
- Aber: Fürs Führen mancher Messer kann ein "berechtigtes Interesse" vorliegen - bei der Berufsausübung, der Brauchtumspflege, dem Sport oder wenn es einem allgemein anerkannten Zweck dient
- Erlaubt: Klappmesser zur Bedienung mit zwei Händen; feststehende Messer mit Klingenlänge unter zwölf Zentimeter (sofern nicht - wie Butterflymesser - komplett verboten)
Ein Schweizer Taschenmesser am Schlüsselbund, wie es manche BR24-User wohl tragen, ist in der Regel erlaubt. Doch bei öffentlichen Veranstaltungen oder in Waffenverbotszonen kann es anders sein. "Wenn Sie vorhaben, ein Messer mit sich zu führen, dann sind Sie gut beraten, wenn Sie sich vorher informieren, was am konkreten Ort zur konkreten Zeit erlaubt ist", sagt Michaela Landgraf, Fachanwältin für Strafrecht, zu BR24.
Messer zur Notwehr mitnehmen - berechtigtes Interesse?
In Notwehr-Situationen sind Verteidigungsmaßnahmen zulässig, die erforderlich sind, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich abzuwenden. Auch ein 20-Zentimeter-Kampfmesser kann zum Einsatz kommen. Laut Landgraf kann man dann aber ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz angehängt bekommen.
Ist es ein "berechtigtes Interesse", verbotene Messer zur Notwehr mitzunehmen? Landgraf sagt: "Zur Selbstverteidigung ein Messer mit sich zu führen, ist ein berechtigtes Interesse, solange es eine Interessenabwägung durchgemacht hat." Das bedeute: "Grundsätzlich sind Messer mit einer feststehenden Klingenlänge von über zwölf Zentimeter verboten. Brauche ich zur Selbstverteidigung ein Messer mit einer Klingenlänge über zwölf Zentimetern? Nein, brauche ich nicht."
Selbstverteidigungstrainer: "Gefühlte Sicherheit"
Arif Abdullah Haidary gibt Selbstverteidigungskurse im Münchner "Bellevue di Monaco". Ohne Kampfsporterfahrung mache ein Messertraining keinen Sinn. Das Tragen eines Messers schaffe nur "gefühlte Sicherheit". Wer mit Messern nicht umgehen könne, setze sich einem Verletzungsrisiko aus. Zudem könnten Gegner das Messer wegnehmen.
Mit Messer ändert sich psychologische Grundhaltung
Mit einem Messer fühlten sich Menschen mächtiger und einflussreicher, erklärt Andreas Eder, Professor am Lehrstuhl für Psychologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Das Problem: "Wenn man ein Messer mitnimmt, dann ändert sich auch die psychologische Grundhaltung, wie man mit Konflikten umgeht. Man bereitet sich in gewisser Weise schon vor, wie man reagieren könnte, wenn es zu einer Auseinandersetzung mit einer anderen Person kommt." Laut Eder traut man sich eher in riskante Situationen. Der Effekt: Man komme eher in die Lage, "sich zu verteidigen, weil man sonst sich gar nicht trauen würde, in die Konfrontation zu gehen".
Dieser Artikel ist erstmals am 4.08.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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