Fotomontage von Affenpocken beziehungsweise Mpox auf dem Rücken eines jungen Mannes
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer

Mpox, früher Affenpocken (hier Fotomontage), sind in Deutschland eher selten. Es trifft hauptsächlich Menschen mit wechselnden Sexualpartnern.

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Mpox-Virus: Wie groß ist die Gefahr einer Ansteckung?

Die Demokratische Republik Kongo ringt seit Monaten mit dem bislang größten Ausbruch einer gefährlichen Variante des Mpox-Virus. Ist die auch als Affenpocken bekannte Infektion für Menschen in Deutschland eine Gefahr? Antworten auf wichtige Fragen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Rund 13.350 Mpox-Verdachtsfälle wurden bis Ende November 2023 im Kongo dokumentiert, darunter 607 Todesfälle. Mpox-Ausbrüche sind nicht neu. Schon im Juli 2022 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen zahlreicher Ausbrüche sogar die höchste Alarmstufe ausgerufen und den Ausbruch von Mpox in insgesamt 75 Ländern zur "Notlage internationaler Tragweite" erklärt. Die Notlage ist längst beendet. Und doch bereitet der einst als Affenpocken-Virus bekannt gewordene Erreger der WHO jetzt wieder Sorge.

Das Virus, das laut einer Empfehlung der Organisation seit November 2022 jetzt Mpox heißen soll, um nicht stigmatisierend zu klingen, könnte sich auch in Europa ausbreiten, so die Befürchtung. Grund der erhöhten Besorgnis: die jetzt insbesondere im Kongo sich ausbreitende Virusvariante Klade I. Sie gilt als gefährlicher als andere Varianten. Es gebe aus Afrika "tatsächlich auch Berichte von relevanter Fallsterblichkeit", betont Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar, im BR-Interview. Doch wie wahrscheinlich ist ein Ausbruch in Deutschland? Ein Faktencheck.

Wie kann man sich mit Mpox-Viren infizieren?

Eine Übertragung des Mpox-Virus von Mensch zu Mensch ist vor allem durch engen Körperkontakt über zum Beispiel die Schleimhäute oder offene Wunden möglich, sowie über aufgeplatzte Pusteln oder Bläschen, die mit der Erkrankung einhergehen.

Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist rein theoretisch auch eine Infektion via respiratorischen Tröpfchen bei sogenanntem "Face-to-face-Kontakt" möglich. Zweifelsfrei belegt seien solche Übertragungen aber bisher nicht, schreibt das RKI auf seiner Internetseite. In Endemiegebieten kann es laut RKI auch durch infizierte Tiere zu einer Übertragung des Virus kommen. Wie bei der Übertragung von Mensch zu Mensch ist hier der enge Kontakt mit dem Tier, vor allem mit Körperflüssigkeiten, zum Beispiel bei einem Biss, Voraussetzung.

Wie groß ist die Gefahr einer Ansteckung in Deutschland?

Das RKI schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland aufgrund von Mpox "als gering" ein, heißt es in der aktuellen Veröffentlichung "Mpox in Deutschland" (Stand: 22. Dezember 2023). "Das RKI beobachtet die Situation weiter sehr genau und passt seine Einschätzung gegebenenfalls dem aktuellen Kenntnisstand an", so das RKI in der Veröffentlichung weiter.

Todesfälle wegen Mpox gab es laut RKI in Deutschland bisher keine. Bislang wurden rund 3.800 Fälle an das RKI übermittelt, der Großteil davon (rund 3.600 Fälle) von Frühsommer bis Herbst 2022.

Auch innerhalb der EU ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion durch die anhaltende Mpox-Epidemie im Kongo mit der gefährlicheren Virusvariante Klade I laut European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) sehr gering. Selbst die Auswirkungen einer solchen Infektion werden vom ECDC als gering eingestuft, was insgesamt zu einem geringen Risiko führe, schreibt das ECDC in einer Veröffentlichung vom 5. Dezember 2023.

Weiter heißt es darin: "Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit dem Klade-I-Virus wird für die Population der Männer, die Sex mit Männern mit mehreren Sexualpartnern haben (MSM) in der EU/EWR als höher eingeschätzt als die der Allgemeinbevölkerung. Daher ist das Gesamtrisiko für MSM mit mehreren Sexualpartnern, das sich aus diesem Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo ergibt, gering. Auch das Gesamtrisiko für die Allgemeinbevölkerung wird als gering eingeschätzt."

Generell gilt bezüglich der Infektionsgefahr: Wer viele Partner habe – egal, ob hetero- oder homosexuell, "hat auch ein entsprechend höheres Risiko, insbesondere dann, wenn auch noch Reiseaktivität eine große Rolle spielt", sagt der Infektiologe Spinner gegenüber dem BR.

Was sind die Symptome von Mpox?

Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Fatigue oder Gelenkschmerzen sind Symptome, die laut RKI etwa fünf bis 21 Tage nach einer Infektion auftreten können – aber nicht müssen. Typisch für die Erkrankung sind die meist im Gesicht und später am ganzen Körper auftretenden Bläschen und Pusteln, die sehr infektiös sind.

Wie gelingt der beste Schutz vor dem Mpox-Virus?

Wie schon beim Coronavirus ist der beste Schutz vor einer Infektion eine Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI rät drei Personengruppen zu einer Impfung, und zwar:

1. Menschen, die engen Kontakt zu einer an Affenpocken/Mpox erkrankten Person hatten

2. Menschen, die im Gesundheitswesen oder in Laboren arbeiten und dabei mit dem Virus in Kontakt kamen – entweder durch Patienten oder durch mit dem Virus kontaminiertes Material

3. Außerdem: Alle Männer über 18 Jahre, die Sex mit Männern haben und dabei häufig die Partner wechseln

Welchen Impfstoff gibt es, und wie und wo wird geimpft?

Schon seit 2013 ist der Pocken-Impfstoff Imvanex für Menschen ab 18 Jahren zugelassen. Im Juli 2022 hat der in Martinsried bei München hergestellte Impfstoff die Indikationserweiterung zum Schutz vor Mpox durch die EU erhalten. Für einen weiteren Impfstoff, der gegen das Mpox-Virus neuerdings zur Verfügung steht, ist die Bezahlung durch die Krankenkassen noch nicht geklärt.

Den "älteren" Impfstoff, der von der Wirkung her identisch ist mit dem neueren, stellt der Freistaat Bayern seit 1.1.2024 Arztpraxen nicht mehr – wie bisher – kostenlos zur Verfügung. Eine kostenlose Impfung ist seit dem Jahreswechsel daher nur noch in den Ambulanzen von Universitätskliniken möglich, weil der Freistaat den Impfstoff nur an die Uni-Kliniken liefert.

Geimpft wird in der Regel zweimal im Abstand von mindestens 28 Tagen (eine Impfstoffdosis je 0,5 ml). Auch wenn der Impfabstand von 28 Tagen überschritten wurde, muss die Impfserie nicht neu begonnen werden. Und: Wer schon einmal gegen Pocken geimpft wurde, braucht nur eine Impfung.

Warum kommt es seit 2022 vermehrt zu Ausbrüchen von Mpox?

Laut einer im November 2023 veröffentlichten Studie zirkuliert das Mpox-Virus schon seit Jahren im menschlichen Körper. Genauer: seit 2016. Warum es erst ab Mai 2022 zu vermehrten Ausbrüchen kam, begründet der Biophysiker Richard Neher von der Universität Basel, der einer der Hauptautoren der Studie ist, in einem Interview Anfang November 2023 mit der verstärkten Reisetätigkeit der Menschen nach den Beschränkungen der Corona-Pandemie.

Was tun bei Verdacht einer Mpox-Infektion?

Wer glaubt, er sei mit dem Mpox-Virus infiziert, sollte Kontakte zu anderen Menschen meiden und sich gegebenenfalls an einen Hausarzt beziehungsweise eine Hausärztin oder eine HIV-Schwerpunktpraxis wenden.

Dieser Artikel ist erstmals am 8.1.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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