Ostfriesische Möwen, Ramelsloher, Altsteirer und Mechelner: Alte Hühnerrassen klingen für moderne Ohren ziemlich fremdartig. Wenn es um das Eierlegen und die schnelle Fleischzunahme geht, können sie mit modernen spezialisierten Hochleistungsrassen nicht mithalten. Aber sie sind robuster und für beide Nutzungen geeignet. Und weil die Hähne auch zur Mast großgezogen werden, müssen die frisch geschlüpften männlichen Küken nicht getötet werden. Erst recht, seitdem das Kükentöten seit Anfang des Jahres in der Legehennenproduktion gesetzlich verboten ist.
Sind Zweinutzungshühner wirtschaftlich?
Das aktuelles Forschungsprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zu den Zweinutzungshühnern ist auf drei Jahre angelegt. In den Stallungen des Versuchs- und Bildungszentrums für Geflügelhaltung der Bayerischen Staatsgüter in Kitzingen bei Würzburg werden vier Zweinutzungslinien näher untersucht. Dabei wird beispielsweise den folgenden Fragen nachgegangen: Wie viel Futter verbrauchen die Tiere? Wie viele Eier legen die Hennen? Wie ist der Zustand des Gefieders? Und wie wirtschaftlich ist die Haltung von Zweinutzungshühnern?
Weg von der spezialisierten Hochleistungszucht
Hintergrund ist das Anfang 2022 in Kraft getretene gesetzliche Verbot, männliche Küken direkt nach dem Schlüpfen zu töten. Die Mast dieser Tiere war aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll. Bisher werden in der Geflügelzucht entweder Hühner gezüchtet, die viele Eier legen oder Hühner, die schnell viel Fleisch ansetzen. Zweinutzungshühner sind dagegen Kreuzungen, die sowohl zum Eierlegen als auch zum Schlachten gehalten werden können. Auch der Deutsche Tierschutzbund fordert deshalb seit längerem die Rückkehr zu den alten Zweinutzungsrassen.
Große Unterschiede innerhalb der Zweinutzungshühner
Erste Ergebnisse beim Vergleich der Zweinutzungshühner zeigen laut LfL, dass es – abhängig von der untersuchten Linie – erhebliche Unterschiede zwischen der Mastleistung bei den Hähnen auf der einen und der Legeleistung bei den Hennen auf der anderen Seite gibt. In einer weiteren Untersuchung, die noch in diesem Jahr startet, werden weitere vier Zweinutzungslinien einer Leistungsprüfung unterzogen. Am Ende des dreijährigen Projekts soll gezeigt werden, ob und unter welchen Rahmenbedingungen die Nutzung von Zweinutzungshühnern eine Alternative zum Kükentöten darstellt und somit für die landwirtschaftliche Praxis geeignet sein kann.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!