Zitternde Hände - ein Symbol für die Parkinson-Krankheit.
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In der Erforschung der Parkinson-Krankheit hat sich viel getan. Experten hoffen, bald nicht nur die Symptome behandeln zu können.

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Parkinson: Neue Behandlungsansätze und ein Hoffnungsschimmer

Parkinson: Neue Behandlungsansätze und ein Hoffnungsschimmer

Medikamente, Hirnschrittmacher, Ultraschallwellen - in den vergangenen Jahren hat die Therapie von Parkinson-Patienten viele Fortschritte gemacht. Welche davon besonders vielversprechend sind, erklären zwei Neurologen und Parkinson-Spezialisten.

Von
Sylvaine von Liebe
Philip Artelt

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Nah dran am .

Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Bisher ist die Krankheit, bei der im Laufe der Zeit immer mehr Nervenzellen im Mittelhirn absterben, zwar nicht heilbar, aber "gut behandelbar", sagen Experten. Doch was heißt das für die allein in Deutschland etwa 400.000 Betroffenen? Und welche Therapieansätze sind besonders erfolgversprechend?

Kann die Parkinson-Krankheit schon bald gestoppt, verzögert oder gar geheilt werden? Günter Höglinger, Direktor der Neurologischen Klinik der Ludwig Maximilian Universität München (LMU) und Joseph Claßen, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) sowie Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) erklären, in welche Therapien sie besondere Hoffnungen setzen und warum eine Heilung der Krankheit in absehbarer Zeit durchaus möglich sein könnte.

Wie Parkinson-Patienten heute behandelt werden

Der Großteil der Parkinson-Patienten wird mit Medikamenten behandelt, die entweder wie Dopamin wirken oder den Abbau von Dopamin hemmen. Denn die Symptome der Parkinson-Krankheit entstehen unter anderem durch einen Mangel an Dopamin - einem Botenstoff, der für die Signalübertragung zwischen Gehirn und Muskulatur wichtig ist. Bei Parkinson-Patienten sterben immer mehr Dopamin-produzierende Nervenzellen ab. Dadurch kommt es zu den für die Parkinson-Krankheit typischen Symptomen, wie zum Beispiel dem Zittern, einer Steifheit der Muskeln und einem unsicheren, schlurfender Gang. Die Medikamente, die dem Dopaminmangel entgegenwirken sollen, gibt es in Pillenform, können aber auch - wenn die Tabletten nicht mehr ausreichen - mit einem Schlauch direkt in den Bauch gepumpt oder unter die Haut gespritzt werden.

Wirken die Medikamente nicht oder nicht mehr, können insbesondere Parkinson-Patienten, die unter 70 Jahre alt sind und sehr unter den motorischen Einschränkungen leiden, einen sogenannten Hirnschrittmacher erhalten. Bei dieser Tiefenhirnstimulation senden ins Gehirn eingesetzte Elektroden Impulse, die vor allem das bei der Parkinson-Krankheit typische Zittern lindern sollen.

Mit Ultraschallwellen krankhafte Nervenzellen bekämpfen

Noch recht neu ist die Therapie mit speziellen Ultraschallwellen. Krankhafte Nervenzellen werden hier gezielt anvisiert, durch Ultraschallwellen erhitzt und sterben dadurch ab. Umliegende, gesunde Nervenzellen sollen davon unberührt bleiben, so das Ziel. Bisher werde das Verfahren allerdings nur in wenigen Zentren "auf experimenteller, kontrollierter Basis eingesetzt, ist noch nicht für die Routine zugelassen", sagt Günter Höglinger, Direktor der Neurologischen Klinik der Ludwig Maximilian Universität München (LMU) und einer der Hauptautoren der aktuellen Parkinson-Leitlinie [externer Link]. Er betont: "Für die meisten Patienten ist nach meinem Empfinden tatsächlich die Tiefenhirnstimulation die bessere Wahl." Weil bei der Therapie mit speziellem Ultraschall Nervenzellen zerstört werden und die Gefahr von Nebenwirkungen daher groß ist, kann das Verfahren "in der Regel nur einseitig angewendet werden", erläutert Joseph Claßen, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) einen großen Nachteil dieser Behandlungsmethode. Das heißt, es kann nur auf einer Hirnhälfte angewandt werden. "Wenn man es nur auf einer Seite anwendet, dann ist auch nur das Zittern auf einer Seite unterdrückt", erklärt Claßen.

Auch bei den nicht-motorischen Symptomen wie zum Beispiel Sprech- und Schluckstörungen, Blutdruck- und Schlafstörungen können Ärztinnen und Ärzte durch eine gezielte Therapie die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten inzwischen deutlich verbessern. "Wir haben mittlerweile ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die motorischen und die nicht-motorischen Probleme zu erkennen und auch hier Linderung zu erzielen", so der Parkinson-Experte Höglinger. Insbesondere bei der medikamentösen Therapie hält er es für wichtig, sich an Spezialisten zu wenden. "Es ist ein bisschen Expertenwissen, dass man aus der Fülle der zur Verfügung stehenden Medikamente dann die richtigen für die Patienten aussucht", betont der Münchner Neurologe.

Therapieansätze für Parkinson: Was es in Zukunft geben könnte

Während bei den bisherigen Therapien die Behandlung der Symptome [externer Link] im Fokus steht, ist ein Ziel der Forschung, künftig schon die Ursachen der Parkinson-Krankheit behandeln zu können. Ein wesentlicher Ansatz ist hier, die Verklumpung von Eiweißstoffen im Gehirn, die bei den allermeisten Parkinson-Patienten auftritt und zum Absterben der Nervenzellen führt, zu stoppen oder gar zu verhindern. "Mittlerweile gibt es ganz vielfältige Ansätze, diese Funktionsstörungen zu korrigieren", sagt der Münchner Wissenschaftler Höglinger. Zum Beispiel mittels Antikörper- beziehungsweise Immuntherapie, mit der das für die Schäden verantwortliche Eiweiß Alpha-Synuclein bekämpft wird. Ein weiterer Ansatz ist, mit einer bestimmten Therapie die Herstellung dieses körpereigenen Proteins zu reduzieren und dadurch die Erkrankung zumindest zu verzögern. Und für die etwa 15 Prozent der Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer genetischen Störung an einer Parkinson-Erkrankung leiden, ist der Neurologe Höglinger ebenfalls zuversichtlich: "Auch hier gibt es spezifische Medikamente, die genau dort eingreifen, wo wir die Ursache der Parkinson-Erkrankung vermuten", sagt er im BR-Interview.

Neben der symptomatischen Therapie und der verzögernden Therapie, gibt es noch eine dritte vielversprechende Möglichkeit, gegen die Parkinson-Erkrankung vorzugehen: die Stammzellen-Therapie. Abgestorbene Nervenzellen sollen bei dieser Methode durch neu implantierte, gesunde Nervenzellen ersetzt werden. Auch dazu gibt es verschiedene Forschungen mit vielversprechenden Ergebnissen.

Parkinson - wie sich jeder schützen kann

Ist Parkinson also bald heilbar? Joseph Claßen, Neurologe und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG), hält das vor allem durch entsprechende Medikamente für möglich. Insbesondere solche, die die Verklumpung von Eiweißstoffen im Gehirn verhindern - die Hauptursache für die Folgen der Parkinson-Erkrankung. Er sagt aber auch: Ein regelmäßiges Bewegungstraining könne uns "zumindest ein bisschen vor der Parkinson-Krankheit schützen". Ebenso empfiehlt er eine gesunde Ernährung "und die Vermeidung von Stoffen, die Parkinson auslösen können" - das sind laut Claßen giftige Substanzen, wie zum Beispiel Pestizide.

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