Der Sankt-Martins-Tag war ursprünglich ein christliches Fest, das an den heiligen Martin von Tours erinnert. Er ist heute nicht nur eine historische Figur, sondern auch ein Symbol für Nächstenliebe, Gemeinschaft und das Teilen mit anderen. In vielen Regionen ist der Tag auch ein Anlass, um Kindern die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenhalt nahezubringen.
Wer war Sankt Martin?
Die Legende des Sankt Martin stammt aus dem 4. Jahrhundert und bezieht sich auf Martin von Tours, einem römischen Soldaten, der später Bischof wurde. Über sein Leben sind viele Geschichten überliefert, vor allem aus der Zeit, als er noch Soldat war. Ob Sankt Martin tatsächlich so gelebt hat, wie es die Legenden beschreiben, lässt sich schwer sagen.
Historische Quellen sind spärlich, und vieles von dem, was über ihn erzählt wird, beruht auf mündlicher Überlieferung und religiöser Verehrung. Dass Martin als historische Figur existiert hat, ist jedoch weithin anerkannt, auch wenn die genauen Details seines Lebens im Dunkeln bleiben.
Die Legende von Sankt Martin und dem Bettler
Eine der bekanntesten Legenden besagt, dass Martin an einem kalten Wintertag einem frierenden Bettler begegnete. Daraufhin teilte er seinen warmen Mantel mit dem Schwert in zwei Hälften und gab eine Hälfte dem Bettler.
Diese Tat der Nächstenliebe führte dazu, dass Martin später als Schutzpatron der Armen und Bedürftigen verehrt wurde.
Laternenumzüge: Das Licht in die Welt tragen
Sankt Martin ist ein Fest, das am 11. November gefeiert wird. Diese Tradition ist besonders in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet. Der Laternenumzug gehört zu den bekanntesten Bräuchen des Martinstages. Besonders Kinder freuen sich jedes Jahr auf den Umzug, bei dem sie mit selbstgebastelten Laternen durch die Straßen ziehen. Diese Laternen symbolisieren das Licht und die Hoffnung, die Sankt Martin in die Welt brachte.
Oft begleiten Lieder wie "Ich geh mit meiner Laterne" die Umzüge. In einigen Gegenden gibt es auch Martinsumzüge, bei denen die Legende von Sankt Martin nachgestellt wird - oft mit Reitern in historischen Kostümen und einem Schauspiel, das an Martins Begegnung mit dem Bettler erinnert.
Weitere Bräuche und Traditionen zu Sankt Martin
Häufig endet der Umzug an einem großen Martinsfeuer. Ein verbreiteter Brauch ist auch, einen Weckmann aus süßem Hefegebäck, der ursprünglich wohl einen Bischof darstellen sollte, zu teilen. In einigen Regionen ziehen die Kinder auch von Haus zu Haus und singen Martinslieder, um Süßigkeiten oder kleine Geschenke zu erhalten – eine Tradition, die an das christliche Prinzip des Teilens und Gebens erinnert.
Auch in vielen Kirchen finden zu Ehren von Sankt Martin Gottesdienste statt, bei denen die Geschichte seines Lebens und seiner Taten erzählt wird.
Die Martinsgans und ihre Bedeutung
Ein markanter Brauch des Martinstages ist das Martinsgans-Essen. In vielen Regionen wird an diesem Tag eine Gans serviert – oft mit Rotkohl und Klößen. Der Ursprung dieses Brauchs ist unklar, aber er könnte mit einer Episode aus Martins Leben in Verbindung stehen.
Eine Legende erzählt, dass Martin sich vor seiner Ernennung zum Bischof in einem Gänsestall versteckte, um der Wahl zu entkommen. Die Gänse verrieten ihn jedoch durch lautes Geschnatter, und so wurde er trotz seines Widerstands zum Bischof geweiht. Zur Strafe wurden die Gänse aufgegessen.
Heute hat das Martinsgans-Essen nicht nur eine kulinarische, sondern auch eine symbolische Bedeutung. Es steht für Gastfreundschaft und das Teilen mit anderen.
Im Audio: Brauchtumsexpertin Dorothea Steinbacher zu Sankt Martin (ab 27:22 Minute)
Dieser Artikel ist erstmals am 08.11.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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