Die Deutschen schlafen offenbar immer schlechter. Nach Daten der Barmer Krankenkasse stieg die Zahl der ärztlich diagnostizierten Schlafstörungen (Insomnie) zwischen 2006 und 2017 um 63 Prozent. Zuletzt sei bei 3,8 Prozent aller Erwerbstätigen eine Ein- und Durchschlafstörung festgestellt worden. "Anhaltender Schlafmangel macht krank", sagte Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg, bei der Vorstellung des Gesundheitsreports 2019.
Frauen sind häufiger betroffen
Frauen leiden laut Gesundheitsreport mit rund 5 Prozent deutlich häufiger unter Schlafmangel als Männer mit nur 3,3 Prozent. Als Gründe für die eigene Schlaflosigkeit wurden unter anderen die Versorgung kleiner Kinder und das Schnarchen des Partners angegeben, was Frauen häufiger trifft als Männer.
Vor allem Angestellte im Schichtdienst sind betroffen
Allerdings hat die Schlaflosigkeit bei Männern seit 2006 deutlich stärker zugenommen als bei Frauen. Besonders gefährdet sind Angestellte im Schichtdienst. Bus- und Straßenbahnfahrer sowie Mitarbeitende im Sicherheitsdienst und in Call-Centern schlafen besonders schlecht, Ärzte dagegen recht gut. Ältere schlafen schlechter als Junge, Menschen mit Abitur besser als Hauptschüler. In Berlin, dem Saarland und in Bremen wurden 2017 besonders häufig Schlafstörungen diagnostiziert, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern dagegen eher selten.
Schlafmangel und psychische Erkrankungen
Es sei auffällig, dass jeder vierte Patient mit einer diagnostizierten Schlafstörung auch unter einer psychischen Erkrankung leide, sagte Liedtke. Etwa jeder zweite hat eine krankhaft veränderte negative Grundstimmung (affektive Störung). Was jeweils Ursache und was Folge ist, sei schwierig festzustellen, sagte der Schlafmediziner Johannes Wiedemann. Es spreche allerdings viel dafür, dass Schlafmangel eine psychische Erkrankung fördere.
Angestellte mit Schlafstörungen fast drei Mal so oft krankgeschrieben
Laut Barmer-Statistik sind Angestellte ohne Schlafstörungen 20 Tage pro Jahr krankgeschrieben, Angestellte mit Schlafstörungen dagegen 56 Tage. Liedtke betonte: "Ein guter Schlaf heilt". Seiner Einschätzung nach verschrieben Ärzte zu häufig Schlafmittel. Eine Verhaltenstherapie wäre oftmals sinnvoller. Als Ursache gaben die Patienten laut einer zusätzlichen Umfrage private Sorgen, gesundheitliche Probleme, beruflichen Stress und nächtlichen Harndrang an.
Wenn der Alltag beeinträchtigt ist
Schlafmediziner Wiedemann erklärte, die Diagnose Schlafstörung werde dann gestellt, wenn der Tagesalltag unter schlechtem Schlaf leide. Wer über mehrere Wochen länger als eine Stunde zum Einschlafen brauche oder gegen vier Uhr morgens nicht mehr einschlafen könne, sei gefährdet.
Ausgewertet wurden die Daten der erwerbstätigen Barmer-Versicherten zwischen 15 und 65 Jahren. Zusätzlich wurden im Sommer vergangenen Jahres 4.000 Bundesbürger zwischen 14 und 75 Jahren zum Thema Schlaf online befragt.