Beim Lernen zu Hause bleibt mancher Stoff auf der Strecke und nicht alle Schüler kommen mit dem Online-Unterricht zurecht. Das zeigen Erfahrungen aus dem ersten Lockdown. Jugendlichen fällt er zwar leichter als jüngeren Schülern, trotzdem funktioniert Schule digital aufgrund mangelhafter Digitalisierung und Erfahrung nicht überall wirklich gut. Die kommenden Monate werden nicht leichter und insbesondere die Schülerinnen und Schüler der Abschlussjahrgänge stehen vor großen Herausforderungen. Neue Ansagen aus dem Kultusministerium machen ihnen nur wenig Hoffnung.
Chancengerechtigkeit für alle Schüler
Mit gegensteuernden Maßnahmen möchte Kultusminister Michael Piazolo das Schuljahr retten und den Druck verringern. An Realschulen und Gymnasien kann die vorgegebene Zahl der Schulaufgaben in den Jahrgangsstufen fünf bis zehn reduziert werden. Die Lehrkräfte erhalten dafür mehr Spielraum und müssen nicht im zweiten Halbjahr alle Leistungsnachweise nachholen. Für die Abschlussklassen ist das jedoch nicht vorgesehen. Hier wird auf Chancengerechtigkeit gesetzt. Das Rennen um Studienplätze und Lehrstellen soll für Schülerinnen und Schüler aus allen Bundesländern gleich bleiben.
"Wir wollen die hohe Qualität des bayerischen Schulsystems erhalten und tun dafür auch alles. Wir wollen die Beeinträchtigungen, die jetzt stattgefunden haben und stattfinden werden durch den Distanzunterricht, durch entsprechende gegensteuernde Maßnahmen noch gering halten. Und, und das ist mir wichtig und ich will es noch einmal deutlich betonen: Chancengerechtigkeit." Michael Piazolo, Bayerischer Kultusminister
Die Motivation wird noch mehr sinken
Das Zwischenzeugnis erhalten die Schüler erst am 5. März und die Abschlussprüfungen werden verschoben, doch die Anzahl der Klausuren bleibt für die Abschlussklassen gleich. Wann können die Schülerinnen und Schüler, die dieses Schuljahr fertig werden sollen, dann wirklich verschnaufen?
"Die Motivation der Schülerinnen und Schüler ist, glaube ich, das, was momentan am meisten darunter leidet. Wenn man zum dritten Mal auf eine Klausur lernt, die ursprünglich mal nach den Herbstferien angesetzt war, dann kurz vor Weihnachten und jetzt wieder." Angelika Wildgans-Lang, Gymnasiallehrerin
Abiturienten sorgen sich
Nicht nur die Motivation, sondern auch die Wissenslücken machen den Schülern selbst zu schaffen. Denn die Lücken des ersten Lockdowns sind noch nicht überwunden.
"Als größtes Problem sehe ich, dass ich als Abiturient in der 11. Klasse schon das Problem hatte, im Lockdown gewesen zu sein, keine Klausuren geschrieben zu haben, Lücken aufgebaut habe und, das geht mir und meinen Mitschülern so, und wir haben einfach Angst, dass wir diese Lücken jetzt mit dem zweiten Lockdown einfach nicht mehr schließen können." Alexander Loeher, Schüler
Immer weniger Zeit zur Prüfungsvorbereitung
Nicht prüfungsrelevante Themengebiete sollen wegfallen und nicht jedes Detail im Lehrplan, das nicht in den Prüfungen abgefragt wird, soll behandelt werden, betonte Kultusminister Michael Piazolo in seiner letzten Pressekonferenz. Vor allem solle genug Zeit für eine angemessene Prüfungsvorbereitung zur Verfügung stehen. Doch die Zeit zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfung wird immer kürzer. Selbst die abgesagten Faschingsferien können da wenig ausrichten.
Wann Präsenzunterricht tatsächlich wieder stattfindet, das hängt von den Infektionszahlen ab. Ob die jedoch im Februar niedriger sein werden, ist heute noch unklar. Das Schuljahr geht jedenfalls weiter.
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