Der Siebenschläfer und der Siebenschläfertag haben nichts gemein – außer Teile ihrer Namen. Trotzdem wird das niedliche Nagetier immer mit der Bauernregel in Verbindung gebracht. Dabei heißt der Siebenschläfer nur so, weil er rund sieben Monate lang Winterschlaf hält. Ungefähr im Mai wird er aktiv, dann aber auch nur in der Nacht, sodass man das scheue und seltene Tier nur wenig zu Gesicht bekommt.
Wann ist der Siebenschläfertag?
Der Siebenschläfertag ist am 27. Juni eines Jahres. Dabei handelt es sich um eine Bauernregel, die ihren Namen von der Legende der sieben Schläfer erhalten hat. Der Hintergrund des Siebenschläfertags ist also nicht das Nagetier, sondern eine christliche Legende. Während der Christenverfolgung verlangte der römische Kaiser Decius von seinen Untertanen, dass sie den römischen Göttern opferten. Viele Christen weigerten sich und starben den Märtyrertod. Den erwarteten auch sieben Jünglinge, die daraufhin im Jahr 251 in eine Höhle bei Ephesos flohen. Dort wurden sie von ihren Verfolgern eingemauert.
Warum heißt der 27. Juni Siebenschläfertag?
Nach 195 Jahren erwachten sie am 27. Juni 446, so die Legende, und bezeugten den Glauben an die Auferstehung der Toten. Bis ins 18. Jahrhundert wurden die Siebenschläfer als Heilige verehrt – und galten als Schutzpatrone gegen Schlaflosigkeit.
Der Siebenschläfertag als Bauernregel
Die Bauern haben das Wetter immer schon ganz genau beobachtet, auf bestimmte Regelmäßigkeiten im Wetterablauf geachtet und daraus die sogenannten Bauernregeln formuliert. Denn für sie war das Wetter von existenzieller Bedeutung. Eine der bekanntesten Regeln – neben der zur Schafskälte – ist die Regel vom Siebenschläfertag am 27. Juni, die unterschiedliche Aussprüche hat. Er zählt zu den sogenannten Lostagen, an denen sich das (Wetter-) Los der kommenden Wochen entscheiden soll:
Bauernregeln zum Siebenschläfertag
- "Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag."
- "Regnet es am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag."
- "Ist der Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass."
- "Wie das Wetter sich am Siebenschläfer verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt."
- "Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne."
Sieben Wochen gleichbleibende Wetterlage
Im Zeitraum vom 27. Juni bis zum 08. Juli können sich bei der Siebenschläferregel bestimmte Großwetterlagen einstellen, die von einer "beträchtlichen Erhaltungsneigung (dauerhafte Lage des ostatlantisch-europäischen Jetstream-Abschnittes) geprägt sind und somit den Witterungscharakter der folgenden Wochen vorgeben", schreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) (externer Link).
Wie kommt es zu dem anhaltenden Wetterereignis?
Ursache ist der sogenannte Jetstream, eine Art schmales Starkwindband, das in ungefähr zehn Kilometern Höhe um die Nordhalbkugel zieht. Dieses Band weht aber nicht gerade, sondern im Zickzack. Wenn die Ausrichtung der Zacke des Jetstream nach Süden gerichtet ist, breitet sich ein Tiefdruckgebiet aus. Dies führe zu einer übernormal lang andauernden Zufuhr feuchter (und im Sommer als kühl empfundener) Luftmassen vom Atlantik nach Mitteleuropa, schreibt der DWD. Das Wetter wird eher unbeständig.
Wenn die Ausbuchtung des Jetstreams aber nach Norden gerichtet ist, dehne sich oftmals ein Keil des Azorenhochs nach Mitteleuropa aus, was im Sommer zumeist mit einem störungsfreien und warmen Witterungsabschnitt verbunden sei, so der DWD weiter. Ein Hochdruckgebiet bringt meist Sonnenschein. Der genaue Verlauf des Jetstreams ändert sich ständig, nur im Hochwinter oder Hochsommer bleibt er oft ein paar Wochen relativ konstant. In der Siebenschläferphase hat der Jetstream häufig seinen Verlauf für den Sommer gefunden.
Wie zuverlässig ist die Siebenschläfer-Bauernregel?
"Wir Meteorologen rümpfen bei vielen Bauernregeln die Nase. Oft zu Recht, die meisten können der Überprüfung mit Methoden der objektiven Statistik nicht standhalten – kurz, sie taugen für die Wetterprognose so viel wie der Hahn auf dem Mist", sagt der BR-Wetterexperte Michael Sachweh. Die Siebenschläferregel mache da aber eine Ausnahme, wie meteorologische Statistiken zeigen. "Der Siebenschläferregel dürfen wir getrost das Gütesiegel 'tauglich' verleihen", so Sachweh. Gerade für Süddeutschland gäbe es eine Zuverlässigkeit von 70 bis 75 Prozent, also in durchschnittlich drei von vier Jahren. Allerdings sei die Trefferquote der Regel am größten, wenn man nicht den Stichtag selbst, sondern den Witterungscharakter der ganzen Woche um diesen Stichtag herum als Referenz heranziehe.
Daten alter Bauernregeln durch die Kalenderreform verändert
Angesichts der Gregorianischen Kalenderreform im Jahr 1582 ist das eine erstaunlich hohe Quote. Verkompliziert wird die überlieferte Terminierung diverser Bauernregeln und Wetterphänomene nämlich durch diese Änderung des Kalenders, in deren Folge zehn Tage aus dem Kalender gestrichen wurden, da der bis dahin gültige Julianische Kalender nicht mehr genau genug war. Der Tag der "Kalten Sophie" (15. Mai) zum Beispiel lag vor der Reform auf dem Tag, der heute dem 22. Mai entspricht. Der wahre Siebenschläfertag ist daher eigentlich der 7. Juli und nicht 27. Juni. Deshalb sprechen Meteorologen lieber von einer Siebenschläferphase vom 27. Juni bis zum 08. Juli.
Im Audio: Siebenschläfer und das Geheimnis des Schlafes
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