Eine bläuliche Flamme aus einem Gaskocher ist in einem Büro vor einem Bildschirm eines Computers zu sehen, auf dem der Preis von Erdgas als Kerzenchart dargestellt wird.
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Eine deutliche Reduzierung des Gasverbrauchs würde Deutschland weniger abhängig von Importen machen und wäre zugleich gut für das Klima.

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Studie: Energiesicherheit und Klimaschutz gleichzeitig möglich

Studie: Energiesicherheit und Klimaschutz gleichzeitig möglich

Bei Gas, Öl und Kohle spielen Verfügbarkeit und Preis eine deutlich größere Rolle als ihre Auswirkungen auf das Klima. Eine neue Studie zeigt nun aber: Eine unabhängige Energieversorgung und Klimaschutz sind gut miteinander vereinbar.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Der russische Überfall auf die Ukraine hat die Preise für Erdgas in die Höhe schießen lassen. Auch Erdöl und Kohle sind wesentlich teurer als noch Anfang des Jahres. Bei den Brennstoffen für Wärme und Strom stehen derzeit Sicherheit und Preis im Vordergrund. Ihre Bedeutung für das Klima scheinen dagegen nachrangig.

Gasverbrauch muss deutlich reduziert werden

Eine neue Studie zeigt nun, wie sich eine sichere Energieversorgung und Klimaschutz vereinbaren lassen. Im Kopernikus-Projekt Ariadne am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK haben Forschende Modelle und Szenarien verglichen, welche Möglichkeiten es dafür gibt. Sie zeigen: Klimaschutz und Energiesouveränität sind miteinander vereinbar. Zentral ist eine deutliche Verringerung des Gasverbrauchs, erklärt Gunnar Luderer, Vize-Leiter des Ariadne-Projekts: "Unsere Berechnungen zeigen: 30 Prozent Reduktion beim Gasverbrauch sind möglich und wichtig, um nicht nur eine Gasmangellage mit Lieferunterbrechungen zu vermeiden, sondern auch die Gaspreise und verbleibenden Importabhängigkeiten auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Kurzfristig ist das der wichtigste Baustein, um Deutschlands Energiesouveränität und geopolitische Resilienz wieder zu erhöhen“.

Der reduzierte Gasverbrauch würde den CO2-Ausstoß pro Jahr um 50 Millionen Tonnen gegenüber dem Mittelwert von 2017 bis 2021 verringern. Als Ersatz würden zwar zum Teil Kohle und Erdöl an die Stelle von Erdgas treten. Der europäische Emissionshandel würde jedoch dafür sorgen, dass der zusätzliche CO2-Ausstoß anderswo wieder eingespart wird.

30 Prozent Sparpotenzial bei Gebäuden

Alle, die Gas nutzen, können ihren Verbrauch senken. In Gebäuden ist dies sofort möglich, indem die Raumtemperatur um ein oder zwei Grad heruntergeregelt wird. Wärmepumpen, Isolierungsmaßnahmen und der Ausbau von Fern- und Nahwärmenetzen könnten kurzfristig gut 30 Prozent des Gasbedarfs einsparen, stellen die Autoren der Studie fest. Damit ließe sich der Gasverbrauch auch langfristig senken und gleichzeitig der Ausstoß von Treibhausgasen.

Allerdings ist derzeit schwer, Fachkräfte zu finden, die eine Wärmepumpe einbauen oder andere Arbeiten zur Verbesserung der Energieeffizienz ausführen können. Das weiß auch Ottmar Edenhofer, Leiter des Ariadne-Projekts und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. So müssten seiner Ansicht nach nicht alle Maßnahmen schon in den kommenden zwei, drei Monaten umgesetzt werden: "Wir werden wahrscheinlich diesen Winter 2022/23 ganz gut überstehen. Wenn der Winter nicht zu hart wird, dann werden auch die Gasspeicher in Europa ausreichend gefüllt sein. Die große Herausforderung kommt im Winter 2023/24. Aber bis dahin ist ja noch Zeit."

Die Gasnachfrage müsse daher heruntergehen, nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes, sondern auch aus Gründen der Industriepolitik. Das, was die Haushalte einsparen, komme auch der Industrie zugute. Denn schlimmstenfalls könnte dazu kommen, dass die Haushalte jetzt nicht sparen und am Ende die Bundesnetzagentur die Unternehmen rationieren muss.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Industrie könnte Gasverbrauch fast halbieren

Die Industrie könnte aber auch Erdgas sparen, etwa indem sie andere Brennstoffe nutzt, um Dampf und Wärme zu erzeugen. Theoretisch ließen sich so bis 2025 knapp die Hälfte des Gasverbrauchs reduzieren. Dabei sei es aber essenziell, dafür möglichst schnell CO2-neutrale Verfahren zu entwickeln, um langfristig weiter in Richtung Klimaneutralität voranzukommen. "Energiesicherheit und Klimaschutzziele sind kein Widerspruch – im Gegenteil", so Ottmar Edenhofer. "Das A und O sind konsequente Gaseinsparungen. Nur so lässt sich der durch die Energiekrise entstandene Schaden für die deutsche und europäische Bevölkerung und Wirtschaft wirksam eingrenzen. Ebenso wichtig sind jedoch auch Maßnahmen zur sozialen Abfederung, die vor allem die von hohen Energiepreisen besonders betroffenen einkommensschwachen Haushalte entlasten."

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