"Wir müssen dringend Gas und Energie sparen!": Diesen Appell hat der Netzbetreiber Bayernwerk bei einem Pressegespräch am Regionalstandort Schwandorf an die Menschen in seinem Versorgungsgebiet gerichtet. Die aktuelle Versorgungslage durch das Bayernwerk sei zwar gesichert. Die Gaslage hängt aber im Winter laut Alexander Radlbeck, dem Leiter Gasnetz des Bayernwerks, ganz von den dann herrschenden Temperaturen ab.
"Wir wissen nicht, ob das Gas reichen wird"
"Wird es ein milder Winter? Wird es ein kalter Winter? Es ist schwierig Prognosen aufzustellen. Wir wissen schlicht nicht, ob das Gas reichen wird." Radlbeck zufolge ist der Appell ernst zu nehmen, denn "wenn wir im Oktober zu viel Gas verbrauchen, kann uns diese Menge im Februar oder März fehlen. Und ich bin mir nicht sicher, ob das Thema und die Dramatik dahinter in der Gesellschaft angekommen ist."
Gaspreise schwanken weiterhin
Laut dem Bayernwerk existieren momentan stark schwankende Großhandelspreise auf hohem Niveau. Im Februar 2022 lag eine Megawattstunde Gas bei 90 Euro. Vor etwa zehn Wochen lag der Preis bei 350 Euro. Vor zwei Wochen dann wieder unter 100 Euro. "Das heißt: Die Preise schwanken enorm, die Börsen haben sich etwas beruhigt, aber das ist nur von den Verbrauchszahlen und den Speicherständen abhängig", so Alexander Radlbeck.
Momentan komme an keinem Standort Gas aus Russland in Deutschland an. Der Speicherfüllstand der Gasspeicher liege in Deutschland (Stand 11. Oktober) bei 94,67 Prozent. Zum 1. November ist das Ziel, die Gasspeicher bis zu 95 Prozent zu füllen. Ein Wert, der laut dem Bayernwerk bereits vorher erreicht wird.
Hauptverantwortung bei den privaten Haushalten
Ab Dezember, sobald die kalten Temperaturen beginnen, kann kein Gas in die Speicher gefüllt werden, "dann wird ausgespeichert, weil wir das Gas brauchen". Daher gelte es, die Speicher so voll wie möglich zu halten. Die Hauptverantwortung liege dabei bei den privaten Haushalten. "Die nicht geschützten Kunden, also Gewerbe und Industrie, sparen bereits ein, doch bei den Privathaushalten ist es zu wenig", sagt Alexander Radlbeck.
Den Gasverbrauch der Industrie weiter zu reduzieren hätte laut Bayernwerk weitreichende Folgen, die sich auch auf die Verbraucher auswirken könnten: zum Beispiel durch Lieferengpässe und Kurzarbeit.
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Jetzt zu sparen bringt "doppelt guten Effekt"
Alexander Radlbeck betont: "Das heißt, je mehr wir sparen, desto voller sind die Gasspeicher im Frühjahr, desto weniger Gas muss im Sommer 2023 zugekauft werden. Das wirkt sich auf die Börse und die Tarife der Kunden aus. Das ist ein doppelt guter Effekt: Ohne Mangel durch den Winter und eine geregelte Preisbindung. Doch nur, wenn wir jetzt sparen."
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Winter im kommenden Jahr wird weitere Herausforderung
Eine weitere Herausforderung stellt dann der Winter 2023/2024 dar, denn die entleerten Speicher im Frühjahr 2023 müssen für die neue Heizperiode gefüllt werden. Eine Entspannung der Lage erwartet das Bayernwerk Stand jetzt erst Mitte 2024.
💡 Was ist das Bayernwerk?
Das Bayernwerk versorgt Unter- und Oberfranken, die Oberpfalz und Teile Niederbayerns mit Gas und Strom. Dabei fungiert das Bayernwerk als Betreiber von Gas- und Stromnetzen. Das Bayernwerk selbst bietet keine Strom- oder Gasverträge an. Das Bayernwerk erzeugt und verkauft keine Energie. Das Bayernwerk ist eine 100-prozentige Tochter des E.ON-Konzerns.
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