Mehrmals im Jahr werden auf den Apfelplantagen in Südtirol Pestizide gespritzt: Gegen Milben, gegen Obstmaden und andere Insekten. Im Untersuchungsgebiet im Vinschgau liegen die Plantagen unten im Tal, auf etwa 500 bis 1.000 Metern Höhe. Ein deutsch-österreichisches Wissenschaftlerteam hat nun gezeigt: Reste der Spritzmittel verteilen sich bis in Gipfelregionen in mehr als 2.000 Metern Höhe.
- Zur BR-Recherche: "Apfelanbau: 38 Mal Pestizide in einer Saison"
Pestizide verbreiten sich weiter als gedacht
Carsten Brühl von der Technischen Universität Kaiserslautern-Landau beschreibt, was bei den Untersuchungen im Mai herauskam. Auch wenn da teilweise noch Schnee lag: Die Vegetation, die gerade frisch herauskam - auch auf den Berggipfeln, in Nationalparks oder Schutzgebieten - habe eben gezeigt, dass Pestizide da durchaus zu finden sind. Und auch wenn eigentlich niemand annimmt, dass sie sich tatsächlich so weit ausbreiten, täten sie es aber doch.
Auswirkungen bis in die Tierwelt
Die Wissenschaftler haben sich neuere Messmethoden zunutze gemacht, mit denen sie mehr als 100 Pestizide analysieren konnten, darunter auch solche, die noch nicht so lange verwendet werden.
Jetzt wollen Brühl und seine Kolleginnen und Kollegen vor allem herausfinden, wie sich die Mischung geringer Mengen verschiedener Pestizide auf das Ökosystem auswirkt – denn die Mittel könnten sich gegenseitig beeinflussen, verstärken oder unbekannte Effekte auf Insekten haben.
Wie bedeuten Pestizidrückstände für die Tiere?
Dabei müsse man laut Brühl auch nicht davon ausgehen, dass ein Insekt sofort tot ist. Viel interessanter findet er die Frage, was mit der Reproduktionsleistung geschieht - also damit, wie sich die Tiere vermehren. Angenommen Schmetterlinge würden etwa weniger Eier legen, dann könne man sich schon vorstellen, dass Populationen einbrechen.
Tatsächlich haben die Wissenschaftler nur an einer einzigen untersuchten Stelle keine Pestizide gefunden – und genau da gab es noch sehr viele Schmetterlinge. Ob es da wirklich einen Zusammenhang gibt, das können erst weitere Untersuchungen zeigen.
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Dieser Artikel ist erstmals am 13. Februar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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