Auf TikTok, Instagram und Co. sind sie längst Stars: Hunde, die offenbar mit ihren Besitzern "sprechen" können. Sie haben gelernt, mit der Pfote auf bestimmte Tasten zu drücken, sogenannte Soundboards. Jede Taste steht für ein Wort. Wird sie aktiviert, ertönt eine Computerstimme. Sie sagt beispielsweise: "draußen", "spielen" oder "Essen". In den sozialen Netzwerken sind diese Schlaue-Hunde-Videos äußerst beliebt. Doch wissen die Hunde wirklich, was sie da tun?
Hunde drücken gezielt ihre Wünsche aus
Das haben Forscher der University of California – San Diego mit einer breitangelegten Studie untersucht (externer Link). "Die Ergebnisse zeigen, dass Hunde gezielt Knöpfe drücken, um ihre Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken, und nicht nur ihre Besitzer imitieren", sagt Studienleiter Federico Rossano, Professor für vergleichende Kognitionswissenschaften in San Diego.
Wenn die Hunde Gassi gehen wollen, können sie über den Knopf mitteilen, dass sie herauswollen. Und nicht nur das: Manche Hunde kombinieren offenbar zwei Tasten zu Mini-Botschaften. Zum Beispiel: "Draußen" und "Park". "Wenn Hunde zwei Tasten kombinieren, sind diese Sequenzen nicht zufällig, sondern scheinen spezifische Anforderungen widerzuspiegeln", sagt Rossano.
Wissenschaftler erfassen 260.000 Knopfdrücke
Für die Studie analysierte das Team um Rossano die Daten von 152 Hunden über einen Zeitraum von 21 Monaten. Die Wissenschaftler erfassten 260.000 Knopfdrücke. Bei rund zwei Dritteln davon betätigten die Hunde selbst den Knopf, beim übrigen Drittel drückten die Besitzer auf die Taste. Mit einer speziellen App zeichneten die Besitzer das Verhalten ihrer Hunde auf.
Mithilfe statistischer Methoden und Computersimulationen untersuchten die Forscher die Aktivitäten der Hunde auf bestimmte wiederkehrende Muster. Diese gaben Hinweise darauf, ob Tastenkombinationen zufällig oder beabsichtigt waren oder ob die Hunde lediglich das Verhalten ihrer Besitzer nachahmten.
Ahmen "sprechende" Hunde Menschen nach?
Am häufigsten verwendeten die Hunde Knöpfe, die mit ganz grundsätzlichen Bedürfnissen zusammenhängen: also Knöpfe für Wörter wie "draußen", "Leckerli", oder "Gassi". Die Studie zeigt außerdem, dass bestimmte Kombinationen wie "draußen" und "Gassi" oder "Essen" und "Wasser" auf sinnvolle Weise verwendet wurden und häufiger auftraten als erwartet.
Die Forscher verglichen auch das Knopf-Drück-Verhalten der Hunde mit dem ihrer Besitzer. Dabei zeigte sich, dass viele Hunde diese eben nicht einfach nachahmten. Zum Beispiel drückten die jeweiligen Frauchen oder Herrschen viel öfter den Knopf "Ich liebe dich" als ihre vierbeinigen Gefährten.
Können Hunde auch über die Vergangenheit "sprechen"?
Die Studie legt zwar nahe, dass Hunde möglicherweise bewusst mithilfe von Sprache kommunizieren können. Bewiesen ist das jedoch nicht. Das Team um Rossano möchte nun einen Schritt weiter gehen und untersuchen, ob Hunde auch in der Lage sind, Knöpfe zu verwenden, um Hinweise auf menschliche Konzepte wie Vergangenheit oder Zukunft zu geben.
"Wir wollen wissen, ob Hunde diese Soundboards nutzen können, um Ideen auszudrücken, die über ihre unmittelbaren Bedürfnisse hinausgehen, wie zum Beispiel abwesende Objekte, vergangene Erfahrungen oder zukünftige Ereignisse", sagt Rossano. "Wenn sie es könnten, würde es die Art und Weise, wie wir über die Intelligenz und Kommunikation von Tieren denken, drastisch verändern."
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