Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg führt regelmäßige Sprit-Kontrollen bei Seeschiffen in deutschen Gewässern durch. Seit 2014 gibt es mehrere Messstationen an der deutschen Küste, die die Abgasfahnen vorbeifahrender Schiffe überprüfen. Bei Verstößen erfolgt eine automatische Meldung an das BSH und die Wasserschutzpolizei.
Keine Motoren-Probleme durch schwefelärmeren Treibstoff
Die meisten Schiffe halten sich wohl an die Regeln. Ralf Nagel vom Verband Deutscher Reeder ist sich sicher, dass das auch mit den neuen Vorgaben für weniger Schwefelabgase so bleiben wird. Denn es gebe auch in technischer Hinsicht bislang keine Hinweise darauf, dass der niedrigschwefelige Treibstoff den Schiffsmotoren Probleme bereite.
Durch die Umstellung auf den neuen Treibstoff kann es allerdings schon mal zu Engpässen kommen, da sich die Mineralölindustrie bei der Zulieferung auch erst umstellen muss. Aber gravierende Probleme gebe es wohl nicht, gibt Ralf Nagel Entwarnung.
Transportkosten für Container steigen durch höheren Spritpreis
Die Branche habe verstanden, dass sie ein Klimaproblem hat, meint Nagel. Es sei eher eine ökonomische als eine ökologische Frage, denn der neue niedrigschwefelige Treibstoff kostet rund 300 Dollar pro Tonne mehr als der bisherige hochschwefelige Treibstoff. Das verursacht bei einer Firma wie Hapag-Lloyd schnell eine Milliarde Dollar pro Jahr an Mehrkosten. Damit steigen die Transportkosten beispielsweise für Container.
Höhere Schwefelemissionen zu Wasser als an Land
Doch auch wenn die neuen Grenzwerte für Schwefelemissionen um rund 85 Prozent gesenkt wurden, sind sie nach Ansicht von Sönke Diesener vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) immer noch viel zu hoch.
"Wir haben immer noch fünfhundertmal so viel Schwefel im Schiffstreibstoff wie im Diesel auf der Straße." Sönke Diesener vom Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Umstrittene Abgasreinigungsanlagen bei Kreuzfahrtschiffen
Außerdem weist Diesener darauf hin, dass das billige Schweröl mit hohem Schwefelanteil keineswegs von den Weltmeeren verbannt sei. Alle Schiffe, die eine entsprechende Abgasreinigungsanlage haben – was bei Kreuzfahrtschiffen häufig der Fall sei -, dürfen es weiter verfeuern. Doch solche sogenannten "Schwefelwäscher" oder "Scrubber" sind sehr umstritten, betont Diesener.
"Bei den Scrubbern kommt hinzu, dass die Schadstoffe (...) einfach aus dem Abgasstrom ins Meer geleitet werden. Das Waschwasser geht nämlich fast immer direkt über Bord. Abgesehen davon, dass im Schweröl natürlich deutlich mehr Schadstoffe gebunden sind als nur der Schwefel. Und wir jetzt nur den Schwefel herauswaschen. All die anderen schlimmen Schadstoffe wie z.B. Schwermetalle bleiben ja bestehen." Sönke Diesener vom Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Immerhin 80 Prozent der deutschen Reeder machen aber nach Verbandsangaben Schluss mit dem Schweröl. Mit dem neuen schwefelärmeren Treibstoff könnte die Schifffahrt deshalb in Zukunft wenigstens ein kleines bisschen sauberer werden.