Bis zu 90 Prozent aller Deutschen leiden mindestens einmal im Leben unter Kopfschmerzen. Regelmäßig betroffen sind laut Deutscher Schmerzhilfe mehr als die Hälfte der Erwachsenen und knapp 20 Prozent der Kinder zwischen acht und 16 Jahren.
Was sind Kopfschmerzen?
Rund 320 verschiedene Arten von Kopfschmerzen gibt es. Der Spannungskopfschmerz und die Migräne sind die beiden häufigsten Kopfschmerzarten. Sie werden in die Kategorie "primäre" Kopfschmerzen eingeordnet und gelten als Krankheit. "Sekundäre" Kopfschmerzen treten als Folge anderer Erkrankungen auf, zum Beispiel durch eine Erkältung, Bluthochdruck oder eine Verletzung an Kopf oder Halswirbel.
Ein Kopfschmerztagebuch erleichtert die Diagnose
An welcher Form von Kopfschmerz ein Patient leidet, ist die wichtigste Frage, die geklärt werden muss. Dabei hilft die Dokumentation des Schmerzes. Relevante Fragen sind unter anderem: Ist der Schmerz stechend oder dumpf? Geht er mit Übelkeit einher? Wie häufig tritt er auf und in welchen Situationen? Wie oft wurden Schmerzmedikamente eingenommen?
Kopfschmerzen durch Schmerztabletten
Unter Spannungskopfschmerzen leiden etwa 10 Prozent der Frauen und 6,5 Prozent der Männer, so die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Betroffene wissen sich oft nur noch mit Schmerztabletten zu helfen. Dabei könnten Schmerztabletten selbst Kopfschmerzen verursachen, wenn sie zu häufig eingenommen werden. Die DGN empfiehlt deshalb bei häufigen Kopfschmerzen Entspannungsverfahren, Stressbewältigung und Verhaltenstherapien. Auch Physiotherapie und Ausdauersport können helfen. Bei besonders schweren Fällen könnten Medikamente helfen, dann aber nicht Schmerzmittel, sondern eine Dauertherapie mit Amitriptylin, einer Substanz, die der Klasse der Antidepressiva angehört.
Die richtigen Medikamente bei Migräne
14,8 Prozent aller Frauen und 6,0 Prozent der Männer leiden unter Migräne. Dagegen gibt es spezielle Schmerzmittel wie Triptane - und neuerdings Gepante und Ditane. Die Daten einer Studie des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2020 zeigen allerdings, dass die Mehrheit der Betroffenen freiverkäufliche Schmerzmittel verwendet, die nicht speziell gegen Kopfschmerzen entwickelt wurden: "Das ist schade, denn vielen Betroffenen könnten Schmerzen erspart werden. Es wird unterschätzt, dass die Migräne eine neurologische Krankheit ist, bei der eine neurologische Betreuung angeraten ist. Beispielsweise wissen wir, dass eine Migräne zu einem höheren Schlaganfallrisiko bei jüngeren Menschen führt", erklärt Prof. Dr. med. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung in einer Pressemeldung der DGN.
Im Video: Wie die Anti-Migräne-Spritze das Leben verändern kann
Was kann außer Medikamenten bei Migräne helfen?
Neben einer medikamentösen Therapie sollte auch immer versucht werden, bekannte Auslöser von Migräneanfälle von vornherein zu vermeiden: "Bei einem Patienten ist es grelles Licht, bei einer anderen Patientin Lärm. Auch Übermüdung und Stress spielt eine Rolle. Außerdem ist bekannt, dass Alkohol die Entstehung von Migräneattacken begünstigt", so Erbguth. Auch wer zum Beispiel regelmäßig Ausdauersport betreibe, könne die Anfallshäufigkeit und die Stärke des Schmerzes senken.
Wie viele Menschen sind von Kopfschmerzen und Migräne betroffen?
Im Rahmen der nationalen Burden of Disease-Studie am Robert Koch-Institut wurde eine telefonische Querschnittbefragung durchgeführt, in der Häufigkeit, Dauer, Eigenschaften und Begleiterscheinungen der Kopfschmerzen erfragt wurden. Die Ergebnisse sind im Journal of Health Monitoring vom 9. September 2020 veröffentlicht.
- 57,5 Prozent der Frauen und 44,4 Prozent der Männer in Deutschland berichten, binnen eines Jahres mindestens einmal von Kopfschmerzen betroffen zu sein.
- 14,8 Prozent der Frauen und 6,0 Prozent der Männer erfüllen die kompletten Kriterien für Migräne.
- Bei Frauen ist die Anzahl der erkrankten Personen, die sogenannte Prävalenz, bei 18- 29-Jährigen am höchsten, bei den Männern in der Altersgruppe der 30- 39-Jährigen.
- Eine wahrscheinliche Migräne haben 28,4 Prozent der Frauen und 18,0 Prozent der Männer.
- 9,1 Prozent der Migränepatienten leiden unter chronischen Kopfschmerzen.
- 10,3 Prozent der Frauen und 6,5 Prozent der Männer sind von Kopfschmerzen vom Spannungstyp betroffen.
Der Deutsche Kopfschmerztag
Der Deutsche Kopfschmerztag fällt auf den 5. September und wurde im Jahr 1999 vom Bundesverband Deutsche Schmerzhilfe e.V. ins Leben gerufen, um über die verschiedenen Ausprägungen und Behandlungsmöglichkeiten von Kopfschmerzen aufzuklären.
Im Video: Neue Therapie gegen Cluster-Kopfschmerzen
Dieser Artikel ist erstmals am 5.9.2019 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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