Immer mehr Menschen in Deutschland ernähren sich vegan, verzichten also beim Essen im Gegensatz zu Vegetariern nicht nur auf Fleisch, sondern auf sämtliche tierische Produkte und Zusatzstoffe. Teilweise geht der Verzicht bei ihnen sogar so weit, dass sie selbst Lebensmittel, die mithilfe von Tieren oder tierischen Bestandteilen hergestellt wurden – wie etwa Honig – ablehnen. Im Jahr 2020 gaben 1,3 Millionen Menschen hierzulande an, sich auf diese Weise zu ernähren. Das ergab eine aktuelle Analyse des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD), die im Juli dieses Jahres veröffentlicht wurde. Laut IfD gab es damit 2020 deutschlandweit 180.000 Veganer mehr als noch im Jahr 2019.
Die Schonung der Umwelt und der Protest gegen die Massentierhaltung sind für Veganer die Hauptargumente, sich nur mit pflanzlichen Lebensmitteln zu ernähren. In der Allgemeinbevölkerung sieht das anders aus: Die meisten kaufen vegetarische oder vegane Produkte aus reiner Neugier, wie der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Mai veröffentlichte "Ernährungsreport 2021" ergab.
Wie viel CO2-Emissionen unsere Ernährungsweise verursacht
Dabei wäre es durchaus sinnvoll, bei der Auswahl der Lebensmittel darauf zu achten, wie sehr ihre Herstellung die Umwelt belastet. Immerhin hat die Ernährung einen Anteil von 15 bis 20 Prozent an den von uns ausgestoßenen CO2-Emissionen bzw. deren Äquivalente. Im Jahr sind das fast 190 Millionen Tonnen des schädlichen Treibhausgases, die aufgrund der Produktion unserer Lebensmittel allein in Deutschland jedes Jahr ausgestoßen werden, so eine Rechnung des Öko-Institut e. V. in Berlin. Bezieht man neben den Treibhausgasemissionen in die Kalkulation noch weitere Umweltwirkungen wie etwa die Belastung von Böden durch den Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger mit ein, ist die Bilanz noch schlechter. So benötigt die Produktion von Fleisch und Milch etwa drei bis sieben Mal so viel Fläche wie eine pflanzliche Ernährung, sagt die Forschungs- und Beratungseinrichtung.
Grafik: Treibhausemissionen bei verschiedenen Ernährungsarten
Grafik: Treibhausemissionen der verschiedenen Lebensmittel
Warum Experten vegane Ernährung kritisch sehen
Vegane Ernährung schont zweifellos das Klima. Trotzdem ist eine Ernährung gänzlich ohne tierische Produkte nicht für jeden zu empfehlen. So schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) auf ihrer Internetseite dazu:
"Bei einer rein pflanzlichen Ernährung ist eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich. Der kritischste Nährstoff ist Vitamin B12. Zu den potenziell kritischen Nährstoffen bei veganer Ernährung gehören außerdem Protein bzw. unentbehrliche Aminosäuren und langkettige n-3 Fettsäuren sowie weitere Vitamine (Riboflavin, Vitamin D) und Mineralstoffe (Calcium, Eisen, Jod, Zink, Selen). Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährung von der DGE nicht empfohlen."
Wer sich dennoch vegan ernähren möchte, solle laut der DGE dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen, auf eine ausreichende Zufuhr "vor allem der kritischen Nährstoffe achten und gegebenenfalls angereicherte Lebensmittel und Nährstoffpräparate verwenden". Außerdem empfiehlt die DGE, bei einer veganen Ernährung eine Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft sowie eine regelmäßige Überprüfung der Nährstoffversorgung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Mehr zur veganen Ernährung bei der DGE im FAQ.
Der Weltvegantag
Der Weltvegantag (englisch "World Vegan Day") ist ein internationaler Aktionstag, der erstmals am 1. November 1994 anlässlich des fünfzigsten Jahrestags der Gründung der "Vegan Society" stattfand. Er wird seitdem jedes Jahr am 1. November begangen.
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