Es ist Herbst und der Punkt "Reifen wechseln" steht bei vielen Autofahrern dick im Kalender. Auch wenn zurzeit nicht mit Schnee oder gar Eis zu rechnen ist, kalt kann es auch jetzt schon werden - insbesondere nachts. Und auch bei Kälte haben Winterreifen Vorteile, denn sie haben bessere Bremseigenschaften als Sommerreifen.
Wann sollte man die Winterreifen wechseln?
Beim turnusmäßigen Reifenwechsel ist man auf der sicheren Seite, wenn man sich an die sogenannte O-bis-O-Regel - Winterreifen von Oktober bis Ostern - hält. Vorteil: Man kann nicht mehr von Wetterkapriolen überrascht werden und muss nicht Tage warten, bis ein Werkstatttermin frei wird, wenn alle aufgrund der Witterung auf die Idee kommen, die Reifen zu wechseln.
Gibt es eine Winterreifen-Pflicht in Deutschland?
Grundsätzlich gilt: Wer in Deutschland auf verschneiten oder vereisten Straßen fährt, darf dies nur mit Winter- oder Ganzjahresreifen tun. Bei den entsprechenden Wetterverhältnissen schreibt das Gesetz seit 2010 vor, dass Winterbereifung Pflicht ist, sprich: bei Schnee, Eis, Reifglätte oder vergleichbaren Bedingungen. Theoretisch ist ein Reifenwechsel deshalb nicht zwingend vorgeschrieben, sondern hängt situativ von den Witterungsverhältnissen ab.
Was unterscheidet Winter- von Sommerreifen?
Für Winterreifen, die seit 1. Januar 2018 produziert wurden, gilt: Sie müssen mit dem alpinen Symbol, einem dreizackigen Berg mit Schneeflocke, ausgezeichnet sein. Diese Reifen haben spezielle Wintertests absolviert. Das M+S Zeichen entspricht nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen. Für ältere Reifen mit dieser Kennzeichnung gilt jedoch bis zum 30.9.2024 noch eine Übergangsfrist, wenn sie bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt worden sind. Allerdings tragen viele Winter- und Ganzjahresreifen bereits seit Jahren beide Zeichen: das M+S-Zeichen als auch das "Alpine"-Symbol.
Warum muss man bei Eis und Schnee Winterreifen aufziehen?
Winterreifen werden aus einer weicheren Gummimischung gefertigt und verfügen über größere Spurrillen als Sommerreifen. Dadurch können sich Schnee und Schneematsch nicht festsetzen. Unabhängig von Schnee und Eis verfügen Winterreifen über bessere Bremseigenschaften als Sommerreifen, sobald die Temperatur einige Tage unter plus sieben Grad Celsius liegt. Damit der Winterreifen auf rutschiger Straße greift, braucht er genügend Profil.
Winterreifen meist weniger als acht Jahre Lebensdauer
Die Reifenbranche empfiehlt, einen Winterreifen nicht länger als acht bis zehn Jahre zu fahren. Der ADAC hingegen empfiehlt maximal sechs Jahre, da in den meisten Fällen das Reifenprofil bereits vor der Frist von acht bis zehn Jahren abgefahren ist.
Wie viel Reifenprofil muss sein?
Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindestprofiltiefe für Winterreifen von 1,6 Millimeter. Experten und Automobilclubs empfehlen mindestens vier Millimeter Reifenprofil. Hat der Reifen weniger Profil, sind die Lamellen, die den Reifen auf glattem Untergrund griffig machen, schon zu dünn. Außerdem liegt unter den vier Millimetern oft eine härtere Gummimischung. Sie soll dem Reifen Stabilität verleihen, führt aber bei abgefahrenem Profil dazu, dass der Reifen auf eisiger Straße leichter rutscht.
Achtung! Im Nachbarland Österreich werden Winterreifen mit weniger als vier Millimetern Profil generell nicht als solche anerkannt - sie gelten als Sommerreifen.
Wie misst man die Profiltiefe des Reifens?
Ob Sie Ihre alten Winterreifen nochmal nutzen können, können Sie ganz leicht selber überprüfen. Das geht ganz einfach mit einer Euro-Münze: Verschwindet der Goldrand im Reifenprofil, hat der Reifen noch die erforderlichen vier Millimeter. Ist die Profiltiefe geringer als 1,6 Millimeter, dann gilt der Reifen per Gesetz als abgefahren und muss ausgetauscht werden.
Was muss man beim Reifenkauf beachten?
Der Fahrzeugschein enthält die erlaubten Reifenabmessungen - ein guter Händler wird allerdings von Haus aus wissen, welcher Reifen für welches Fahrzeug zugelassen ist. Das Alter eines Reifens erkennen Sie an der sogenannten DOT-Nummer an der Seite des Reifens: "2421" bedeutet zum Beispiel, dass der Reifen 2021 in der 24. Kalenderwoche hergestellt wurde. Seit 2010 müssen Reifen übrigens auch einer Geräuschprüfung unterzogen werden. Dieses sogenannte Reifenabrollgeräusch wird in Dezibel gemessen, der Reifen muss entsprechend gekennzeichnet sein.
Wie lagert man Sommerreifen am besten?
Trocken, dunkel und nicht zu warm. Reifen ohne Felge lagert man am besten aufrechtstehend und dreht sie einmal im Monat, um Druckstellen zu vermeiden. Reifen mit Felge kann man am Felgenloch aufhängen. Oder man lagert sie auf der Felge liegend, so lassen sie sich auch stapeln. Ein sogenannter Felgenbaum kann hilfreich sein. Markieren Sie die Reifen mit Kreide (z. Bsp. VR = vorne rechts), das erleichtert die Montage im Frühjahr. Tipp: Den Reifendruck für die Lagerung um 0,5 bar erhöhen, denn die Reifen verlieren während des Winters etwas Luft.
Wie sieht es mit Ganzjahresreifen aus?
Für Ganzjahresreifen gilt, dass auch sie - wie Winterreifen - das "Alpine"-Symbol oder die M+S-Kennzeichnung aufweisen müssen. Sind diese Symbole nicht vorhanden, gelten sie als Sommerreifen.
Kann man im Sommer mit Winterreifen fahren?
Wieder nicht geschafft, die Sommerreifen nach dem Winter aufzuziehen? Kein Problem, könnte man meinen, denn es ist ja nicht verboten, im Sommer mit Winterreifen zu fahren. Eine gute Idee ist es trotzdem nicht, meint der ADAC, denn je tiefer das Reifenprofil bei Winterreifen, die im Sommer verwendet werden, und je wärmer es ist, desto mehr verlängert sich der Bremsweg deutlich. Bei abgenutzten Winterreifen fällt der Test nicht ganz so deutlich aus. Trotzdem: Winterreifen sind keine Alternative für den Sommer.
Welche Bußgelder drohen bei Verstoß gegen die Winterreifen- Verordnung?
Wer bei winterlichen Straßenverhältnissen mit seinem sommerbereiften Auto fährt, dem droht bei Kontrollen auf deutschen Straßen ein Bußgeld von 60 Euro. Bleibt ein Auto mit Sommerreifen auf der Straße liegen und behindert andere, steigt das Bußgeld auf 80 Euro. Werden mit Sommerbereifung andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, sind 100 Euro fällig, bei einem Unfall sogar 120 Euro - unabhängig von den sonstigen Umständen des Unfalls. In allen Fällen gibt es auch einen Punkt in Flensburg. Ähnliche Strafen gibt es im Übrigen auch, wenn man grundsätzlich mit abgefahrenen Reifen fährt.
Was gilt im Falle eines Unfalls?
Mit Sommerreifen bei winterlichen Verhältnissen einen Unfall bauen? Das kann teuer werden, denn das kann zu einer Leistungskürzung der Kaskoversicherung wegen grober Fahrlässigkeit (§ 81 VVG) führen. Der Versicherer wird unter Umständen nicht den kompletten Schaden übernehmen. Es droht ein verminderter Versicherungsschutz. "Ist das Fahrzeug nicht winterfest auf den Straßen unterwegs, kann es im Schadenfall teuer werden. Denn sowohl Kasko- als auch Kfz-Haftpflichtversicherer prüfen, ob der Schaden durch die ungeeignete Bereifung grob fahrlässig herbeigeführt wurde", sagt Bianca Boss, Vorständin vom Bund der Versicherten (BdV).
Wie sieht es mit der Winterreifenpflicht im Ausland aus?
Andere Länder, andere Sitten. Wer glaubt, dass er, wenn er den Vorgaben in Deutschland Genüge tut, damit auch im Ausland gewappnet ist, der irrt. Ob in Österreich, Frankreich oder der Schweiz - die Regelungen und Bußgelder legt jedes Land für sich fest. Der ADAC hat die unterschiedlichen Winterreifen-Vorschriften zusammengefasst. Übrigens: In Österreich, unseren direkten Nachbarn, kann es richtig teuer werden: Bis zu 5.000 Euro Bußgeld drohen. Deswegen sollte man sich vor einer Reise in den Winterurlaub genau informieren.
Wie sieht es mit Schneeketten aus?
In einigen Nachbarländern Deutschlands sind in manchen Bereichen Schneeketten vorgeschrieben - vor allem in der Nähe von Bergen und Abhängen. Denn hier stoßen auch neue Winterreifen häufig an ihre Grenzen. Schneeketten können verhindern, dass ein Wagen auf einer geschlossenen Schneedecke hängenbleibt. Wenn ein Schild auf Schneeketten hinweist, müssen diese aufgezogen werden, sonst droht ein Bußgeld.
Dieser Artikel ist erstmals am 02.10.2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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Dieser Artikel ist erstmals am 28.9.2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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