++++ Januar ++++
Die Nase ist Fisch des Jahres 2020
Zum Auftakt des Wissenschafts-Jahresrückblicks 2020 eine tierische Meldung zu einem feinen Näschen: Die Nase, die ihren Namen ihrer wulstigen Oberlippe zu verdanken hat, ist zum Fisch des Jahres 2020 gekürt worden.
Die Nase ist in Deutschland in ihrem Bestand gefährdet und stellenweise sogar schon ganz verschwunden. Das ist schade, denn ihr Aussehen ist etwas Besonderes.
Buschfeuer in Australien
Auf der anderen Seite der Erdkugel startete der Jahresbeginn katastrophal: Im Januar tobten in Australien verheerende Buschfeuer. Das extreme Ausmaß der Brände hatte mehrere Ursachen. Die langfristigen Folgen der Feuer für Pflanzen und Tiere auf dem australischen Kontinent und das Klima weltweit sind noch nicht abzusehen.
++++ Februar ++++
Antarktis so warm wie Los Angeles
Mit Hitze im Winter ging es weiter: Am 6. Februar 2020 wurden im Norden der Antarktis nie dagewesene Rekordtemperaturen gemessen. An diesem Tag war es dort mit 18,3 Grad Celsius genauso warm wie in Los Angeles am gleichen Tag. Satellitenbilder der NASA zeigten, dass die Hitzewelle große Schneemassen zum Schmelzen brachte.
++++ März ++++
Wieder mehr Waldrappe in Europa
Eine optimistisch stimmende Meldung gab es im März: Bis ins 17. Jahrhundert brütete der Waldrapp in Europa, dann verdrängte der Mensch die Ibisart. Der skurrile Vogel starb aus. Seit einigen Jahren bemüht sich ein EU-Schutzprojekt um die Wiederansiedlung des Waldrapps und konnte erste Erfolge vermelden.
Corona-Shutdown – positive Folgen für die Umwelt
Auch dies ein kleiner Erfolg in der Corona-Pandemie: Während des ersten Corona-Shutdowns Mitte März bis Mitte April 2020 standen auf der ganzen Welt weite Bereiche des Lebens still. Eine Verschnaufpause für Natur und Umwelt. Eine Folge: Die Tiere eroberten sich ihren Lebensraum zurück. Vor der Bucht von Palma de Mallorca wurden Delfine gesichtet und Venedigs Kanäle waren zum ersten Mal wieder klar.
++++ April ++++
Wird die Trockenheit für die Landwirtschaft zur Gefahr?
Dafür sorgten sich im Frühjahr die Bauern: Im April regnete es in ganz Deutschland nur wenig. Schon im April fürchteten Landwirte und Obstbauern sich vor der trockenen Witterung. Es wäre der dritte Dürresommer in Folge. Doch am Ende bekam der Sommer 2020 das Etikett "Schaukelsommer". Keine historischen Hitzerekorde hatte der Deutsche Wetterdienst zu vermelden. Eher einen sehr wechselhaften Sommer, mal kühl, mal warm, mit langen Hitzeperioden im August und gebietsweise zu trocken. In Bayern verursachten Dauerniederschläge Überflutungen und Hochwasser. Tendenziell werden die Sommer weiterhin immer heißer.
++++ Mai ++++
Corona-Pandemie lässt CO2-Ausstoß vorübergehend sinken
Während die Corona-Pandemie die Welt in Atem hielt, gab es auch gute Nachrichten. Weniger Luftverkehr, geschrumpfte Industrie-Produktion, geringerer Energieverbrauch: Laut einer Studie sank der weltweite CO2-Ausstoß aufgrund der Corona-Pandemie vorübergehend deutlich.
Ein weiterer positiver Effekt des ersten Shutdowns im März und April 2020: Weniger Straßenverkehr bedeutete auch, dass die hohen Werte an Stickoxiden (NO2) in der Luft zurückgingen. Besonders in Ballungsräumen und größeren Städten war das zu erkennen. Gegen die Klimaerwärmung hilft das langfristig nur wenig.
++++ Juni ++++
Drastischer Gletscherschwund in den Alpen
Apropos Klimaerwärmung: Die Gletscher in den Alpen haben von 2000 bis 2014 etwa ein Sechstel, also rund 17 Prozent, ihres Eisvolumens eingebüßt. Das sind mehr als 22 Kubikkilometer. Besonders betroffen sind die Schweizer Alpen und Alpen-Randgebirge, zeigte eine Studie im Juni 2020. Die deutschen Alpen zählen momentan noch fünf Gletscher. Doch steigende Temperaturen und zu wenig neues Eis werden sie nach Einschätzung von Experten verschwinden lassen. Drei von ihnen sind schon jetzt in großer Gefahr: Watzmanngletscher, Blaueisgletscher und der Südliche Schneeferner. Die zwei größten mit je 16 Hektar Fläche bilden der Nördliche Schneeferner und der Höllentalferner. Sie haben auch die besten Überlebenschancen.
++++ Juli ++++
Hitzewelle in Sibirien vom Menschen verursacht
Da verwundert es nicht, dass es auch andernorts heiß wird: Von Januar bis Mai 2020 war es in Sibirien deutlich wärmer als sonst – etwa sieben Grad. Eine Hitzewelle herrschte, die sich auch Forscher kaum erklären konnten. Eine Studie von europäischen Wissenschaftlern zeigte, dass das Extremwetter im Osten Sibiriens mit Waldbränden menschengemacht ist. Ohne das Zutun des Menschen könnte es nur alle 80.000 Jahre zu einem solchen Extremwetter kommen.
++++ August ++++
Mehr Mikroplastik in den Ozeanen als bislang vermutet
Ebenfalls ein menschengemachtes Umweltproblem: Plastik im Meer. Wie viel Kunststoff genau in den Ozeanen dümpelt, war bislang nicht bekannt. Eine britische Studie zeigte, dass der Atlantik mit vielen Millionen Tonnen Mikroplastik belastet ist – wesentlich mehr als bislang vermutet. Sehr kleine Plastikpartikel, die sich bei Messungen bislang kaum herausfischen ließen, kamen besonders häufig vor.
++++ September ++++
Endlager-Suche: Wohin mit unserem Atommüll?
Wenn 2022 die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden, werden zusätzliche 1.900 Container mit hochradioaktivem Abfall übrig bleiben. Für diesen Atommüll wird ein Endlager gesucht. Der Standort muss viele Kriterien erfüllen. Am 28. September wurde ein Zwischenbericht veröffentlicht, der mögliche Gebiete in Deutschland nannte, die für ein Endlager in Frage kommen. Laut Gesetz soll eine Standort-Entscheidung bis 2031 vorliegen, damit ab 2050 radioaktive Abfälle in diese Endlagerstätte gebracht werden können. Andere Länder sind da schon weiter.
++++ Oktober ++++
Höhepunkt des Wissenschafts-Jahres: die Nobelpreise 2020
Der Medizin-Nobelpreis geht in diesem Jahr an die Entdecker des Hepatitis C-Virus, das eine Leberentzündung verursacht. Den Physik-Nobelpreis haben sich Forscher verdient, die das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße entdeckt haben – darunter der Deutsche Reinhard Genzel, Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching. Und für den Chemie-Nobelpreis nominiert wurden die beiden Entdeckerinnen der Genschere Crispr/Cas9, die Französin Emmanuelle Charpentier und die US-Amerikanerin Jennifer Doudna. Mit der Genschere können Gene gezielt bearbeitet - das heißt entfernt, eingefügt oder verändert - werden. Die Methode des Genome Editing ist preiswerter und effizienter als alle bisher bekannten Techniken in der Gentherapie.
Das Forschungsschiff Polarstern und die einjährige Mosaic-Expedition
Ein beispielloses Projekt, das im Oktober zu Ende ging: Rund ein Jahr dauerte die Mosaic-Expedition der Polarstern in der Arktis. An einer Eisscholle festgefroren, erforschten die Wissenschaftler den Zyklus des Eises am Nordpol. Am 12. Oktober ist das Forschungsschiff Polarstern wieder in Bremerhaven eingelaufen – mit einem einmaligen Datenschatz im Gepäck. Ein erstes Ergebnis der Expedition: Das Eis der Arktis schwindet in besorgniserregender Geschwindigkeit.
Warum belagern Stinkwanzen unsere Wohnungen?
Im Grunde ungefährlich, aber für unsere Nasen eine Beleidigung: Im Herbst wurden die Hauswände von Stinkwanzen geradezu belagert. Nicht selten gelang es ihnen, in die Wohnungen zu huschen. Die Insekten sind zwar völlig harmlos, können ihrem Namen aber gerecht werden. Kommt man den Stinkwanzen zu ungestüm näher, versprühen sie zur Abwehr ein unangenehm riechendes Sekret.
++++ November ++++
Wirbelstürme werden durch Klimawandel immer ausdauernder
Herbstzeit ist Wirbelsturmzeit: Steigende Wassertemperaturen der Ozeane sorgen dafür, dass Wirbelstürme nicht mehr so schnell abschwächen, wenn sie auf Land treffen. Dadurch können sie sich immer weiter ins Landesinnere vorkämpfen. Besonders Hurrikane, die über dem Atlantik entstehen, verlieren immer langsamer ihre Kraft und sorgen so im Landesinnern für noch mehr Zerstörung.
Dieses Jahr zogen ungewöhnlich viele Hurrikans und Stürme über den Atlantik. Deshalb war die Namensliste irgendwann aufgebraucht. Meteorologen mussten eine Notfall-Namensliste für die weiteren Wirbelstürme verwenden – die Namen der Buchstaben aus dem griechischen Alphabet.
++++ Dezember ++++
Bis Ende des Jahres sind die Vertragspartner des Paris-Abkommens dazu aufgerufen, ihre Ziele im Kampf gegen den Klimawandel zu verschärfen. Rund 90 Prozent der Staaten, so scheint es derzeit, werden die vom Paris-Abkommen festgelegte Frist nicht einhalten. Lediglich ein Dutzend Partner haben unabhängig von der UN-Klima-Konferenz ihre Ziele bekannt gegeben. Dazu zählt etwa die Europäische Union. So beschloss der EU-Gipfel in Brüssel am 11. Dezember 2020 eine deutliche Verschärfung des Klimaziels für 2030. Demnach soll der Ausstoß von Treibhausgasen um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 sinken.
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