Die eine bindet die Schuhe, die anderen flechten Zöpfe: Wenn die 18 Mädchen der kleinen Garde der Steinheimer Faschingsfreunde für den Auftritt fertig gemacht werden, müssen die Mamas und Papas mithelfen. "Wir machen das gerne. Man muss schon alles gut organisieren, aber wenn man die Mädchen dann tanzen sieht, ist aller Stress vergessen", sagt Juliane Haselmayer, die noch zwei Söhne hat. Ihre Tochter Lena, fünf Jahre alt, tanzt heuer das erste Jahr in der Steinheimer Garde. "Ganz so stressig haben wir es uns allerdings nicht vorgestellt", sagt die Mutter lachend. "Aber die Gemeinschaft, der Zusammenhalt - das macht auch uns Eltern Riesenspaß und den Kindern erst recht".
Um die 30 Auftritte pro Saison- vom Kindergarten bis zum Seniorenheim
Noch eine halbe Stunde ist es bis zum Auftritt. Heute tanzt der kleine Hofstaat beim Seniorennachmittag im Steinheimer Schützenheim. Aufgetreten sind die Kinder schon in Schulen, Kindergärten, Behinderteneinrichtungen, und natürlich auf Kinderbällen - den eigenen, und den der befreundeten Vereine im Landkreis. Zehn Faschingsgesellschaften gibt es im Landkreis Dillingen, Nachwuchsprobleme kennen die meisten nicht. Allerdings starten die anderen Gesellschaften mit den Kleinsten meist eher mit Showtanzgruppen oder Hofnarren, nicht gleich mit "der Krönung", dem Gardemarsch. Die Steinheimer wagen es, und auch wenn das noch nicht immer alles ganz hundertprozentig synchron läuft: Die kleinen Mädchen machen das mit einem charmanten Lächeln wett.
Schminken wie am Fließband
Fertig angezogen, werden sie noch geschminkt. Das geht quasi am Fließband: Wie die Hühner auf der Stange sitzen die Kinder aufgereiht, eine Mutter tupft mit Hilfe einer Schablone mit hellblauem Puder ein Muster auf die Wange, die nächste wischt den überschüssigen Puder ab, wieder eine andere gibt noch etwas Glitzer dazu. Auch Lidschatten gibt's - flüssigen: Bedeutet für die Mädchen: Augen zulassen. Und das kann so schwierig sein... Aber auch heute schaffen sie es wieder, die Haare sind inzwischen auch zum französischen Zopf geflochten und Trainerin Monika Burger, für alle nur "die Moni", lächelt zufrieden: "Das erste Tanzen - das vergessen die Mädchen wahrscheinlich nie. Das Wichtigste ist, dass sie Spaß am Tanzen haben und natürlich die Gemeinschaft". Und dann heißt es auch schon: Hüte auf und: Aufstellung zum Gardemarsch.
Von der Hebefigur bis zum Spagat
Die Hände in die Hüften gestützt, marschieren die 18 Mädchen ein, auf die Bühne. Aufgeregt sind sie nach bereits über 20 Auftritten nicht mehr. "Es ist einfach cool", sagt Katharina und marschiert weiter. Das Motto der Steinheimer Faschingsfreunde heuer: Disney. Die kleine Garde hat sich hier "Pinocchio" ausgesucht. Akrobatisch beginnt der Tanz gleich mit einer Hebefigur, die die kleine fünf Jahre alte Sarah gekonnt meistert. Sie steigt hinauf und läuft über die gekreuzten Arme der anderen Mädchen wie über eine Treppe nach unten. Dann wird marschiert, die Beine geschwungen, hin und her, vor und zurück. Begeistertes Klatschen ist die Belohnung, dazu laute Zugaberufe. "Die Zugabe gefällt mir am besten", sagt Gardemädchen Hanna. "Da kann jede von uns zeigen, was sie kann. Ich rutsch da zum Beispiel in den Spagat, meine Schwester auch - andere machen ein Rad oder sogar eine Brücke".
Nach dem Tanz folgt für die kleinen Mädchen dann noch eine Geduldsprobe: Sie bleiben aufgereiht ruhig im Hintergrund stehen, wenn Prinzessin Emily I. und Prinz Justin ihren Tanz zeigen. Das aber, so die Gardemädchen, mache ihnen gar nichts aus. Schließlich sei das ihre Aufgabe. Und Prinzessin Emily lächelt: "Es ist schön, wenn wir Unterstützung haben bei unserm Tanz". Prinzessin wollte sie schon sein, seit sie ganz klein war, sagt sie. Endlich ist ihr Traum in Erfüllung gegangen - zwei Jahre lang musste sie wegen Corona warten. Prinz Justin findet es auch "richtig cool" und zeigt mit seiner Emily gerne, was sie gelernt haben. An die 30 Auftritte hat der kleine Hofstaat, zu dem außerdem noch der kleine Showtanz und die Teenies gehören. Dazu kommen noch mehrere Umzüge. Ja, der Fasching, das sind sechs Wochen Ausnahmezeit, sagen die Eltern. Aber - es macht einfach richtig Spaß.
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