Insgesamt 24 krebskranke Kinder aus der Ukraine sind an Unikliniken in Bayern aufgenommen worden und können nun weiterbehandelt werden. Das teilt das Kinderonkologische Netzwerk Bayern (Kionet) mit, das die jungen Krebspatienten vermittelt hat. "Alle Kionet-Klinika haben trotz voller Auslastung zusätzliche Kapazitäten für die ukrainischen Kinder geschaffen", so der Organisationssprecher Markus Metzler, der die Kinderonkologie der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen leitet. Alle Kinder konnten so nahtlos in die onkologische Versorgung eingebunden werden.
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Flucht ist für krebskranke Kinder gefährlich
Die Flucht aus der Ukraine ist für die kranken Kinder ein Risiko. Nach Worten von Markus Metzler besteht bei jeder noch so kurzen Therapieunterbrechung für die Kinder die Gefahr, dass der Krebs sich ausbreitet. Ungünstige Versorgungsbedingungen im Kriegsgebiet und auf der Flucht lösten zudem zum Teil schwere Infektionen aus, da die jungen Patientinnen und Patienten nicht isoliert und so nicht vor Keimen geschützt werden könnten. "Alle Kinder und ihre Angehörigen erreichten uns schwer traumatisiert und erhalten deshalb zusätzlich eine psychosoziale Betreuung", so Metzler. Der gemeinsame Kraftakt der sechs Uni-Kliniken sei damit ein vermutlich lebensrettender Glücksfall für die betroffenen Kinder.
Uniklinik Erlangen behandelt vier Kinder mit Krebs
In Erlangen werden nun insgesamt vier Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren behandelt – drei Mädchen und ein Junge: Bei ihnen wurden Leukämie, ein Hirntumor und ein Tumor am Sehnerv diagnostiziert. Ihre mitreisenden Mütter und Geschwister wurden den Angaben zufolge in den Appartements der Elterninitiative für krebskranke Kinder Erlangen aufgenommen. Der sechsjährige Bub, der in Erlangen aufgenommen wurde, stand wegen eines schweren Rückfalls seiner Leukämie bei Kriegsausbruch kurz vor einer Knochenmarktransplantation. Für ihn hat sich Kionet-Sprecher Metzler zufolge möglicherweise bereits ein neuer Knochenmarkspender gefunden – nämlich in Nürnberg.
Sieben Kinder zur Versorgung im Würzburger Uniklinikum
Auch im Uniklinikum Würzburg werden derzeit sieben krebskranke Kinder aus der Ukraine entsprechend versorgt. Das Klinikum hat nach eigenen Angaben seit Längerem eine enge medizinische Zusammenarbeit mit Kollegen in der Ukraine und auch schon vor dem Krieg ukrainische Kinder in Würzburg behandelt – etwa dann, wenn die medizinischen Möglichkeiten in der Ukraine ausgeschöpft waren oder die Kinder eine spezielle Therapie benötigten.
Laut dem Leiter der Kinderonkologie, Paul-Gerhard Schlegel, haben mehrere Mitarbeiter der Uniklinik im Fernsehen Bilder eines krebskranken Jungen gesehen. Er musste mit seiner Mutter aus der Ukraine fliehen ohne zu wissen, wo seine lebenswichtige Therapie fortgesetzt werden kann. "Auch unser Team haben die Bilder sehr bewegt. Direkt am nächsten Morgen habe ich deshalb Kontakt mit unserer Ansprechpartnerin in der Ukraine aufgenommen und unsere Hilfe angeboten, falls die Familien nach Deutschland flüchten", sagt Schlegel.
Mehr als 120 kranke Kinder sind nach Deutschland geflohen
Deutschlandweit konnten laut Kionet inzwischen mehr als 120 krebskranke Kinder und Jugendliche klinisch aufgenommen werden. In Bayern gehören zu dem Netzwerk die Universitätskliniken Augsburg, Erlangen, Regensburg und Würzburg sowie die Kliniken der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität München.
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