„Wir freuen uns wie verrückt, endlich wieder ein normales Festival feiern zu dürfen“, strahlt Ralf Duggen in die Runde der Journalisten bei der Pressekonferenz zum diesjährigen Umsonst & Draußen. Es ist das erste große U&D seit 2019. Im letzten Jahr gab es wegen Corona eine deutlich abgespeckte Version, 2020 fiel das U&D ganz aus. Jetzt sind die Veranstalter glücklich, aber sie sagen auch: Es fühlt sich anders an. Erstens wegen der Corona-Auswirkungen, die es immer noch gibt. Zweitens, weil sie plötzlich erklären müssen, was seit gut 30 Jahren jeder und jede zu kennen schien. Zumindest im Raum Würzburg.
Zum Video: Fast Festivalfeeling beim Umsonst & Draußen in Würzburg
Keine geschlossenen Zelte, dafür mehr Open Air
Seit 1988 gibt es das U&D. Jetzt haben es die Veranstalter im Zeichen von Corona ein wenig umstrukturiert: Auf offenen Zelte verzichten sie. Statt einem Kunstzelt sollen die ausgestellten Kunstwerke über das ganze Gelände verteilt werden. Der beliebte Espresso-Test im Kunstzelt muss dieses Jahr deshalb leider ausfallen. Das Gelände wurde neu aufgeteilt, es gibt mehr Open Air und zwei zusätzliche mobile Bühnen, auf denen zum Teil auch das Kinderprogramm stattfinden wird.
Internationales Kinderfest heuer auf dem U&D
Zum ersten Mal ist auch das Internationale Kinderfest der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) auf dem U&D zu finden, mit verschiedenen Workshops, Hüpfburg, Puppentheater, Zaubershow und weiteren Spielangeboten. „Darüber freuen wir uns auch ganz besonders, dass das Kinderfest mitintegriert ist und unser Kinderprogramm dementsprechend aufwertet,“ sagt Katharina Schmidt vom Umsonst & Draußen Verein. Coronabedingt hatte die DAHW das Kinderfest in der Würzburger Innenstadt, an dem auch der Bayerische Rundfunk beteiligt ist, dieses Jahr erneut ausfallen lassen. Jetzt gibt es für die Kinder Online-Angebote und eben einen erweiterten Kinderbereich auf dem U&D.
Über 50 Lokale und auswärtige Bands
Gleich geblieben ist das vielfältige Musikangebot, das vorwiegend aus jungen Nachwuchskünstlern und lokalen Bands besteht. Für die großen Namen fehlt das Budget. „Die haben wir auch gar nicht nötig, wir haben so wundervolle KünstlerInnen in der Region, wir wollen lokal bleiben,“ sagt Katharina Schmidt. Zudem gibt es eine Art Party-Zone auf den mobilen Bühnen. Hier sollen am Abend vor allem elektronische Klänge das Partyvolk zum Tanzen animieren. Auf den weiteren vier Bühnen wechseln sich über 50 lokale und auswärtige Bands ab - selten große Stars, aber viele neue, spannende Acts mit einem sehr hohen Frauenanteil. Darüber freuen sich die Veranstalter besonders, auch wenn die „Frauenquote“ auf den Bühnen bei der Programmplanung zufällig entstanden ist. „So sollte es ja eigentlich sein,“ freut sich Ralf Duggen vom Umsonst & Draußen Verein.
Pinke Frauenurinale und ein Dolmetscher für Gebärdensprache
Neben viel Kunst auf dem ganzen Festivalgelände informieren Vereine und Projekte über ihre Arbeit. Das Gelände ist barrierefrei und gendergerecht. Ein Dolmetscher wird Teile des Bühnenprogramms in Gebärdensprache übersetzen. Und eine Neuerung in Sachen Gleichberechtigung gibt es auch: pinke Urinale für Frauen, ohne Türen, ohne Schlösser, für ein schnelles kleines Geschäft. Auf einen Campingplatz müssen die Festivalbesucher jedoch verzichten. Die Gruppe, die den Zeltplatz in den vergangenen Jahren betreut hat, hat zu wenig Personal.
Drohende Absage mangels Personal
Bis kurz vor Festivalbeginn war noch nicht klar, ob es personell überhaupt machbar ist – den Veranstaltern fehlten die Helfer. In Zusammenarbeit mit den Vereinen und Initiativen, die sich auf dem U&D präsentieren, konnte jedoch eine Lösung gefunden werden. „Mit allen gebündelten Kräften haben wir es tatsächlich geschafft, genug Personal zu bekommen. Unser ganzes Netzwerk und die ganzen Förderer, Freunde, Ehrenmitglieder sozusagen haben da alle an einem Strang gezogen. Wir haben die Aufgaben an Vereine abgegeben, die dafür wie gemacht sind, sozusagen,“ erklärt Katharina Schmidt. So gibt es etwa einen eigenen Getränkestand der Initiative „Viva con Aqua“, ein Fahrradverleih betreut den Fahrradstellplatz usw. Zudem stellen Vereine Helfer, für die sie im Gegenzug einen bestimmten Betrag erhalten.
Das Umsonst & Draußen Festival fand 1988 zum ersten Mal statt und zieht mittlerweile bis 100.000 Besucher auf die Talavera Mainwiesen in Würzburg. 2019 fand das letzte große U&D statt. 2020 gab es kein U&D Festival, 2021 eine kompakte Version im September.
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