Prof. Dr. med. Robert Dalla-Pozza mit Patient Anton und seinen Eltern
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50 Jahre Spitzenmedizin: Das Uni-Klinikum Großhadern

50 Jahre Spitzenmedizin: Das Uni-Klinikum Großhadern

Am 16. September 1974 kamen die ersten Patienten in das Uni-Klinikum Großhadern. Seither hat sich die Münchner Klinik zu einem weltweit anerkannten Zentrum für Spitzenmedizin entwickelt. Dabei gab es von Beginn an Kontroversen.

Über dieses Thema berichtet: Alpen-Donau-Adria am .

Der kleine Anton ist in Traunstein mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen. Nach seiner Geburt wurde er von dem behandelnden Ärzteteam direkt an das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in Großhadern überwiesen. Seine Eltern wussten bis dahin nichts über angeborene Herzfehler. Auch nicht, dass das LMU-Klinikum Großhadern auf solche Herzkrankheiten bei Kindern spezialisiert ist. "Aber wir sind froh, dass wir es jetzt haben", sagt der Vater. Das Uniklinikum hat in den vergangenen 50 Jahren viele Patienten wie Anton medizinisch betreut.

Kontroversen um "Medizinstadt Großhadern"

Jahrelang wurde der Bau einer großen Uniklinik am Stadtrand auf dem Reißbrett geplant und mehrfach abgeändert, bis 1964 endlich die Bauarbeiten auf den Feldern und Wiesen von Großhadern begannen. Ziel des neuen Universitätsklinikums war es, eine engere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen medizinischen Fachbereichen zu fördern und gleichzeitig die veralteten und überbelegten Kliniken in der Münchner Innenstadt zu entlasten.

Doch die Verwirklichung des Projekts "Medizinstadt Großhadern" war begleitet von Kontroversen, zumal die Baukosten explodierten. Die Planer und Politiker schätzten den Kapitalbedarf zunächst auf 200 Millionen D-Mark. Am Ende überschritten die Kosten allerdings 700 Millionen D-Mark. Vielfach wurde auch die lange Bauzeit kritisiert. Anstatt wie vorgesehen 1966 konnten erst Mitte September 1974 die ersten Patienten im "Toaster" aufgenommen werden, wie das Bettenhaus wegen seiner speziellen Form im Volksmund genannt wird.

Klinik mit Weltruf

Inzwischen ist das Uni-Klinikum Großhadern ein eigener Kosmos, in dem über 10.000 Mitarbeitende aus mehr als 100 Ländern tätig sind. Als eines der größten Universitätsklinika in Deutschland und Europa vereint es alle Fachdisziplinen unter einem Dach. Für die Patienten kann das in kritischen Situationen ein lebensrettender Vorteil sein.

Neben den Behandlungen genießt aber auch die Forschung der LMU-Klinik einen exzellenten Ruf. Mehrfach wurde hier schon Medizingeschichte geschrieben. So führte man in Großhadern unter anderem die erste erfolgreiche Herz-Lungen-Transplantation in Deutschland durch.

Spezialisten für angeborene Herzerkrankungen

Der Südtiroler Professor Robert Dalla-Pozza ist Kinderkardiologe im Klinikum. Er studierte in Innsbruck, machte seine Zusatzausbildung in Großhadern und ist dort geblieben. "Jeden Tag, den man hier reingeht zum Arbeiten, der bringt neue Patienten oder auch neue Probleme bei der Behandlung von Patienten. Für mich ist jeder Tag spannend", erzählt er.

Auch der zweijährige Anton ist sein Patient. Sein Vater schätzt das Medizinteam der Klinik. "Die Ärzte sind freundlich, die erklären es auf Augenhöhe. Es ist nicht jeder Mediziner und somit sagt einem nichts alles was und man mag es trotzdem verstehen, was mit seinem Sohn los ist", sagt er.

Erfolgsgaranten: Moderne Technik und engagierte Mitarbeitende

Neben den Ärztinnen und Ärzten trägt auch das Pflegepersonal zum Erfolg des Uniklinikums bei. Snježana Garić arbeitet als Pflegefachkraft in der Herzchirurgie der Uniklinik. Sie stammt aus Sarajevo und hat in einer kroatischen Kleinstadt ihren Beruf gelernt. Direkt nach ihrer Ausbildung kam sie nach Großhadern, wo sie mittlerweile seit 22 Jahren angestellt ist. "Ich wollte mein Leben lang immer den anderen so ein bisschen unter die Arme greifen", sagt sie. Zu sehen, dass es anderen Menschen wieder besser geht, erfüllt Snježana Garić. "Man freut sich mit den Patienten, wenn es ihnen gut geht. Man ist traurig, wenn es Patienten schlecht geht. Mit der Zeit lernt man, damit umzugehen."

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Krankenschwester Snježana Garić mit einem Patienten im Klinikum Großhadern

Leere Klinikbetten wegen des Fachkräftemangels

Das Uniklinikum ist auf engagierte Fachkräfte wie Snježana Garić angewiesen. Allerdings herrscht auch in Großhadern ein gravierender Personalmangel. Auf der Intensivstation der Kinderkardiologie können bis zu acht Kinder behandelt werden. Weil aber Personal fehlt, sind aktuell nur 50 Prozent der Betten belegt. "Das ist bitter, weil wir pro Tag zwei bis drei Anfragen von außerhalb bekommen", beklagt Mediziner Dalla-Pozza. Daran wird deutlich, wie wichtig und entscheidend für den Erfolg einer Klinik neben modernster Medizintechnik die Menschen sind, die dort arbeiten. Der "Toaster" in Großhadern ist trotz mancher Kontroversen auch und gerade dank seiner engagierten Mitarbeitenden, ihrem Fachwissen und persönlichem Einsatz, zu einem weltweit anerkannten Zentrum für Spitzenmedizin geworden.