Der Alarm der Leitstelle ertönt in der ADAC-Luftrettungsstation Ochsenfurt im Landkreis Würzburg. Das unterfränkische Team, bestehend aus Pilot, Notarzt und Notfallsanitäter, begibt sich auf direktem Weg zum Rettungshubschrauber. Für "Christoph 18" ist es bereits der zweite Einsatz an diesem Morgen. Achim Keck ist Pilot und seit zwei Jahren Stationsleiter in Ochsenfurt. Er sagt: "Christoph 18 hat eine sehr hohe Bedeutung in der Region, wir haben uns einen sehr guten Ruf erarbeitet. Die Bevölkerung kann sich auf uns immer verlassen."
Bayernweit Rückgang der ADAC-Rettungsflüge
Der Rettungshubschrauber "Christoph 18" ist seit knapp 44 Jahren im Einsatz. Jahrelang ist er bundesweit die meisten Einsätze für die ADAC-Luftrettung geflogen. Doch 2023 sank die Zahl der Einsätze des Ochsenfurter Teams um sieben Prozent. Keck macht für den Rückgang vor allem das schlechte Wetter bis Ostern verantwortlich, das nicht immer einen Start erlaubte. Auch bayernweit hat die ADAC-Luftrettung im vergangenen Jahr 3,2 Prozent weniger Einsätze geflogen als im Rekordjahr 2022. Das geht aus der heute veröffentlichten Jahresbilanz der ADAC Luftrettung gGmbH hervor.
Bundesweites Minus von 7,8 Prozent
Auch bundesweit zeigt sich eine ähnliche Tendenz: 2023 rückten die ADAC-Rettungshubschrauber zu 51.347 Notfällen aus, ein Minus von 7,8 Prozent oder 4.328 Notfällen zum Rekordjahr 2022. Dennoch entspricht das im Durchschnitt mehr als 140 Alarmierungen täglich. Zum zehnten Mal in Folge sei zudem die "50.000er-Marke" überschritten worden. An nur drei Standorten bundesweit nahmen 2023 die Einsätze verglichen mit dem Vorjahr zu: in Ludwigshafen, München und in Straubing.
"Christoph 15" aus Straubing nun an der Spitze
Damit lagen auch 2023 wieder die meisten Einsatzorte in Bayern. Hier gibt es acht von 37 und damit die meisten Luftrettungsstationen des ADAC. Fast 13.000 Mal flogen die Helikopter der Luftrettung im vergangenen Jahr im Freistaat zu Einsätzen. Bundesweit mit am häufigsten im Einsatz war der Rettungshubschrauber "Christoph 15", stationiert in Straubing (Niederbayern), mit 2.020 Einsätzen, ebenso viele Einsätze waren es in Koblenz in Rheinland-Pfalz. Auf Platz 2 liegt nun "Christoph 18" aus Ochsenfurt mit 1.873 Einsätzen, gleichauf mit Wittlich in Rheinland-Pfalz.
Die bayerischen Einsatzzahlen für 2023
"Christoph 15" in Straubing: 2.020 (Plus von 4,4 Prozent, insgesamt 89 Windeneinsätze)
"Christoph 18" in Ochsenfurt: 1.873 (Minus von 7 Prozent)
"Christoph 1" in München: 1.621 (Plus von 1,1 Prozent, insgesamt 97 Windeneinsätze)
"Christoph 32" in Ingolstadt: 1.564 (Minus von1,6 Prozent)
"Christoph 40" in Augsburg: 1.563 (Minus von 2,6 Prozent)
"Christoph 20" in Bayreuth: 1.521 (Minus von 4,5 Prozent)
"Christoph 65" in Dinkelsbühl: 1.474 (Minus von 9 Prozent)
"Christoph Murnau": 1.232 (Minus von3,4 Prozent, 182 Windeneinsätze)
Rettungshubschrauber seltener einziges Rettungsmittel
Als Gründe für den Rückgang der Einsätze im vergangenen Jahr nennt die ADAC-Luftrettung neben normalen Einsatzschwankungen und wetterbedingten Flugausfällen auch erste Auswirkungen der Mitte 2022 erweiterten Behandlungsbefugnisse für Notfallsanitäter sowie den zunehmenden Einsatz von Telenotärzten. Beides wirke sich positiv auf regionale Überlastungen des bodengebundenen Rettungsdienstes sowie den weit verbreiteten Notarztmangel aus. Die Zahl der Fälle, in denen der Rettungshubschrauber bei einem Notfall das einzig verfügbare Rettungsmittel ist, nehme so ab.
Unfälle häufigster Einsatzgrund
In Ochsenfurt landet "Christoph 18" wieder, die Crew hat ein Kleinkind nach einem Unfall in die Uniklinik Würzburg gebracht. Mit 30 Prozent zählten zu den bundesweit häufigsten Gründen für einen Einsatz Verletzungen nach Unfällen, etwa Freizeit-, Sport-, Arbeits-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter folgen mit 26 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 13 Prozent handelte es sich um neurologische Notfälle, etwa Schlaganfälle, in acht Prozent handelte es sich um einen Notfall des Atmungssystems. Bei fast jedem zehnten Patienten handelte es sich um Kinder oder Jugendliche.
Insgesamt würden die Rettungseinsätze mit Winde stark zunehmen. Mit einer Winde kann das Team nicht nur Menschen aus Bergregionen retten, sondern auch von Orten, an denen der Rettungshubschrauber nicht landen kann. Bundesweit gibt es momentan sechs Windenstationen, drei davon in Bayern: Murnau, München und Straubing. Alle Hubschrauber der ADAC-Luftrettungs-Flotte sind nach dem Schutzpatron der Reisenden, dem Hl. Christoph, benannt.
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