Ali Uysal hat mit 50 einen Neustart gewagt.
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Ältester Azubi Bayerns – Neustart mit 50

Ältester Azubi Bayerns – Neustart mit 50

Ali Uysal hat sich mit 50 für einen neuen Weg entschieden und eine Ausbildung zum Mechatroniker für Klima- und Kältetechnik begonnen. Ein Wagnis, denn durch die Gesellenprüfung fallen mehr als die Hälfte der Azubis durch.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Ali Uysal ist während der Corona-Pandemie arbeitslos geworden. "Ich habe als Möbelverkäufer gearbeitet – 17 Jahre lang. Dann saß ich halt hier zu Hause", erinnert er sich. Der 50-Jährige muss sich also umorientieren. Auf den Beruf des Mechatronikers für Klima- und Kältetechnik stößt er zufällig, denn Uysal wohnt im Erdgeschoss des Firmengebäudes: "Mich hat der Inhaber angesprochen: Ali, fahr doch mal mit, vielleicht gefällt dir das. Und dann hat mir das so gut gefallen."

Fachkräftemangel: Viele Ausbildungsplätze unbesetzt

Viele Firmen haben Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden. Im Jahr 2023 konnten 35 Prozent aller Ausbildungsstellen nicht besetzt werden, lautet das Ergebnis einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Die Zahlen für das Jahr 2024 sind noch nicht veröffentlicht worden.

Vor allem in Berufen, die als lernintensiv gelten, wie zum Beispiel als Mechatroniker für Klima- und Kältetechnik, ist es eine Herausforderung, Azubis zu finden. Viele junge Leute schreckt das ab – immerhin fällt mehr als die Hälfte der Azubis bei der Ausbildung zum Mechatroniker durch.

Ali Uysal wagt die Ausbildung

Die Ausbildung zum Mechatroniker dauert normalerweise dreieinhalb Jahre. Ali Uysal macht sie im Rahmen einer Umschulung in zweieinhalb Jahren – eine echte Herausforderung. Den praktischen Teil der Ausbildung macht Uysal bei der Firma in seinem Wohnhaus Oberland-Kälte GmbH & Co.KG. Sie hat ihren Sitz in Antdorf, im Landkreis Weilheim-Schongau.

Unterstützung im Betrieb

Dort trifft er auf offene Arme: Der Chef Domino Turzer und das 24-köpfige Team unterstützen ihn. "Was für die Ausbildung wichtig war, ist, dass er den Willen hat – und der zeichnet ihn auf jeden Fall aus: die mentale Stärke, das in dem Alter noch mal zu machen." Für den Alltag in der Firma sei nicht das Alter ausschlaggebend, sondern der Sympathieaspekt, erklärt Chef Turzer.

Schwere Theorie

Besonders herausfordernd war für Uysal die Theorie: Kälte- und Elektrotechnik, Hydraulik, viel Physik und Chemie. Für den Familienvater hieß es also: ab auf die Berufsschulbank. Aber auch dort unterstützen ihn Lehrer und Mitschüler: "Es war nicht so, dass die gesagt haben: ‚Was willst du alter Knacker hier? Du schaffst es ja eh nicht.‘ Die haben mir wirklich geholfen."

Er hat also keine negativen Erfahrungen wegen seines Alters gemacht – im Gegenteil: "Die fanden das echt toll, auch meine Geschichte, dass ich mich dazu entschieden habe – vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels."

Erfolgreicher Neustart

Vor sechs Wochen war es dann so weit: Uysal schrieb seine Gesellenprüfung – und bestand sie direkt beim ersten Mal. Das machte alle stolz: seine Ausbilder, seine Lehrer und seine Familie. Ihn auch, aber eine Sache bereut er: "Ich könnte mich in den Arsch beißen, dass ich das nicht früher gemacht habe." Der frisch gekürte Mechatroniker hofft, dass er andere inspirieren kann, einen Neustart zu wagen – auch mit 52.

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