Die Nutztierhaltung in Bayern geht weiter zurück: Von 2021 bis 2023 gaben über zwölf Prozent der Mastschweinehalter, über 13 Prozent der Zuchtsauenhalter und über sieben Prozent der Milchviehhalter auf. Das geht aus dem neuen Agrarbericht für Bayern (externer Link) hervor. Als Gründe nannte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) fehlende Planungssicherheit und Überforderung durch ständige Rechtsverschärfungen, aber nicht fehlende Wirtschaftlichkeit.
Kaniber: Gestiegene Auflagen durch Politik der Ampel Hauptursache
Für den Verlust vieler Nutztierhalter machte Kaniber das grün geführte Bundeslandwirtschaftsministerium und die Politik der Ampel verantwortlich. "Das heißt, die Urproduktion für Milch, Fleisch und Käse geht dadurch zurück. Und das ist unser Credo: Wir brauchen eine starke Nutztierhaltung, nicht nur um unsere Kulturlandschaft zu erhalten und Grünland zu verwerten."
Die Politik der Ampelregierung in den letzten drei Jahren habe gezeigt, "mit einem Hü und Hott kann man keine Politik machen." Im Vergleich zum letzten Agrarbericht haben mehr als 2.000 landwirtschaftliche Betriebe aufgehört. Laut Michaela Kaniber sind es durchschnittlich 2,5 Milchviehbetriebe pro Tag in Bayern, die aufgeben.
Landwirtschaftsministerin lobt eigene Förderpolitik
Die bayerische Landwirtschaftsministerin forderte deshalb einen Kurswechsel in der Agrarpolitik. Vor allem "einen echten Bürokratieabbau, die Schaffung von Planungssicherheit insbesondere in der Nutztierhaltung, die Wiedereinführung der Steuerbefreiung für Agrardiesel, die Einführung eines verursachergerechten Düngerechts und die Schaffung von Perspektiven für Biogas." .
Die bayerische Staatsregierung helfe, um möglichst viele Betriebe zu erhalten mit Tierwohlprämien, Umbauprämien für Ställe, bei denen die Höchstgrenze angehoben worden ist. Auch die Ökoförderung sei nirgendwo so stark wie in Bayern, betont Michaela Kaniber. Ein starkes Zeichen sei auch der Zukunftsvertrag mit insgesamt mehr als 60 Einzelmaßnahmen und bis zu 120 Millionen zusätzlichen Mitteln. Daraus entstand beispielsweise die Imagestudie zur Landwirtschaft in Bayern, die jüngst vorgestellt worden ist.
Kritik von Opposition: Konzeptlosigkeit
Doch auch in Bayern greift der Strukturwandel. Es sind vorwiegend kleine Betriebe, die verschwinden, die Anzahl von Betrieben, die mehr als 100 Hektar bewirtschaften, hat dagegen zugenommen. Neben Lob kam deswegen auch Kritik von der Opposition. Vor allem von Rednern der AfD und den Grünen. Mia Goller, die Landwirtschaftsexpertin der Grünen, lobte, dass das Landwirtschaftsministerium in Bayern von einer Frau geführt wird.
Die Politik der CSU dagegen, böte wenig eigene Konzepte, außer der Kritik an der Arbeit in Brüssel und Berlin, so Goller. "Wir haben eine Tourismusministerin und Landwirtschaftsministerin, die natürlich gerne nach außen tritt und immer die tollen grünen Weiden und die kleinen Betriebe und die superkleinen Betriebe nach vorne stellt." Aber diese kleinen Betriebe würden immer weniger. Das sei ein Riesenproblem.
Landwirtschaftsschülerinnen und -schüler im Landtag
Nur zehn Prozent der Landwirte in der EU sind unter 40 Jahre. Der Nachwuchs in der Landwirtschaft wird deshalb hoch geschätzt im Agrarausschuss. Aus drei Landwirtschaftsschulen waren interessierte junge Zuhörerinnen und Zuhörer im Publikum. Der Politstreit störte eine junge Frau, die sich mehr Einigkeit erhofft hatte.
Jungbauern aus dem Landkreis Bayreuth sagten BR24, dass sie hoffen, dass ihre Ställe in den nächsten Jahren ausreichen. Sie möchten weiter Milchwirtschaft betreiben und streben an, ihre Familien damit zu ernähren. "Das müsste reichen, mit 100 Milchkühen", sagte eine Jungbäuerin. Sie habe eigentlich nicht vor, den Betrieb zu erweitern.
Hoffnung auf Verbraucher und den neuen EU-Agrarkommissar
Allein Förderprogramme werden der regionalen Landwirtschaft nicht helfen, egal ob konventionell oder Bio, wenn nicht die Verbraucher auch zu den einheimischen Produkten greifen war allgemeiner Tenor. Die Landwirtschaftsministerin rechnete vor: "Wenn jeder Verbraucher in Bayern nur 30 Cent am Tag mehr für Lebensmittel ausgeben würde, würde das bedeuten, dass 13.000 Euro am Ende des Tages bei den Betrieben auch ankommen. Das ist nicht nur finanzieller Rückhalt, sondern es ist Schutz für unsere Lebensmittelhersteller, für unsere Urproduzenten, und vor allem bedeutet es auch, Sicherheit."
Die bayerische Landwirtschaftsministerin setzt große Hoffnungen in den neuen EU-Agrarkommissar, den Luxemburger Christophe Hansen, der habe gezeigt, "dass er wisse, worum es geht."
Im Video: Agrarbericht 2024 vorgestellt
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