Ein Moor-Entwässerungsgraben, der durch den Biber aufgestaut wurde.
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Der Biber sorgt im Maisacher Moos für einen erhöhten Grundwasserstand.

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Streit um hohes Grundwasser im Maisacher Moos

Streit um hohes Grundwasser im Maisacher Moos

Bayern hat es sich zur Aufgabe gemacht, Moore wiederzuvernässen. Doch wenn Moorböden tatsächlich nass sind, gibt es schnell Probleme mit der Landwirtschaft. Das zeigt sich momentan im Maisacher Moos. Dort sorgen Regen und der Biber für nasse Flächen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Mit einer Mistgabel schiebt Michael Kappelmeir seinen 55 Kühen Gras-Silage zu. Das Futter kommt von seinen eigenen Wiesen. Doch es wird knapp, denn die Wiesen waren dieses Jahr so nass, dass er zum Mähen nicht mehr hineinfahren konnte. Für ihn ist die Situation so nicht tragbar: "Wenn mir die Futtergrundlage fehlt, dann muss ich natürlich auch meinen Tierbestand abbauen und somit es praktisch auch existenzbedrohend", sagt der Landwirt.

Maisacher Moos ist das größte zusammenhängende Niedermoorgebiet Oberbayerns

Kappelmeirs Wiesen liegen im Maisacher Moos, einem Moorgebiet zwischen Dachau und Fürstenfeldbruck, das mit seinen 800 Hektar etwa zwei Mal so groß ist wie der Englische Garten in München. Entwässerungsgräben durchziehen das Gebiet und sorgen dafür, dass die Landwirte die Flächen bewirtschaften können. Eigentlich, denn dieses Jahr waren die Wiesen und Äcker teilweise nicht mehr befahrbar, "weil in gewissen Senken komplett das Wasser gestanden ist", berichtet Kappelmeir.

Schuld daran: der viele Regen im ersten Halbjahr und aus Sicht der Landwirte vor allem der Biber. Er baut fleißig Dämme in die Entwässerungsgräben. Das führt dazu, dass sich das Wasser staut, der Grundwasserpegel steigt und damit die Wiesen vernässen.

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Das Maisacher Moos ist mit 800 Hektar das größte zusammenhängende Niedermoorgebiet Oberbayerns.

Biber hilft dem Klimaschutz

Naturschutzverbänden kommt der Biber sehr gelegen, denn er erledigt, was sie als Umweltschützer nur sehr bedingt dürfen: die Vernässung der Moorflächen. Roderich Zauscher, Vorsitzender vom Bund Naturschutz Dachau, würde dem Biber am liebsten komplett freie Hand lassen. Damit würden sich "die Gräben von selber schließen, es gibt wieder Wasser im Moos und auch Lebensräume für moortypische Arten", erklärt er.

Moore sind wertvolle CO₂-Speicher

Das Moor ist ein wahres Klimawunder, allerdings nur, wenn es nass ist. Dann ist es in der Lage, große Mengen an CO₂ im Boden zu speichern. Obwohl nur rund drei Prozent der Erde von Mooren bedeckt ist, speichern sie laut Mooratlas [externer Link] so viel CO₂ wie alle Waldregionen der Welt zusammen. Bayern hat sich deswegen in seiner Klimaschutzstrategie als Ziel gesetzt, 55.000 Hektar Moorflächen wieder zu vernässen.

Stück für Stück wollen der Bund Naturschutz und andere Umweltverbände deswegen weitere Flächen im Maisacher Moos zukaufen und sie wiedervernässen.

Betroffene fordern klare Regeln im Umgang mit Biber

Landwirt Kappelmeir will seine Flächen aber nicht verkaufen, er benötigt sie als Futtergrundlage für seine Kühe. Er hat sich deswegen mit rund 100 anderen Betroffenen zusammengetan: Sie wollen klare Regeln im Umgang mit dem Biber. Man müsse den Wasserstand wieder auf ein verträgliches Maß senken, erklärt der Landwirt. Dazu müsse man "entweder Drainagen in die Biberdämme bauen oder diese regelmäßig so abzusenken, dass sich der Wasserstand nicht erhöht".

Runder Tisch soll vermitteln

Roderich Zauscher vom Bund Naturschutz spricht sich dagegen aus, die Biberdämme zu verändern und den Wasserstand zu senken. Er sieht das eigentliche Problem nicht in den Bibern, sondern vor allem im Niederschlag. Es wisse kein Mensch, wie viel es nächstes Jahr regnet. "Wenn es auch nur annähernd so viel regnet wie heuer, dann sind manche Flächen mit und ohne Biber oder Bund Naturschutz nicht mehr bewirtschaftbar", so Zauscher.

Wie es im Maisacher Moos mit dem hohen Grundwasserspiegel weitergeht, soll demnächst gemeinsam erarbeitet werden – die Zusage für einen runden Tisch zum Thema Biber gibt es schon.

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