Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld befindet sich im Rückbau (Symbolbild, Mai 2022)
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Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld befindet sich im Rückbau (Symbolbild, Mai 2022)

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AKW Grafenrheinfeld: Was der Rückbau den Mitarbeitenden bedeutet

AKW Grafenrheinfeld: Was der Rückbau den Mitarbeitenden bedeutet

Seit fast acht Jahren produziert das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld keinen Strom mehr. Stattdessen arbeiten 175 Leute am Rückbau - obwohl das teils sehr emotional für sie ist. Auch, weil viele von ihnen nach wie vor von der Technik überzeugt sind.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Die Warte im Kontrollbereich des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld ist weiterhin besetzt. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Auch wenn das Atomkraftwerk seit dem 27.6.2015 keinen Strom mehr erzeugt: Die PreussenElektra-Mitarbeiter überwachen hier die letzten aktiven Systeme.

Abriss einer Anlage, von der man überzeugt ist

Die Feuerlöschsysteme, die Ver- und Entsorgungssysteme, die Lüftungsanlage – alles muss weiter überwacht werden. Für den Rückbau zuständig ist Stefan Krieger. Er arbeitete bereits vor 25 Jahren in der Warte des KKW. Als Schichtführer. Jetzt muss er dem Atomkraftwerk das Herz "herausreißen": "Wir werden jetzt als nächstes Großgewerk den Reaktordruckbehälter, also das Gefäß selber, ziehen und zerlegen", so Krieger. Dieser sei so etwas wie das Herz der Anlage.

Über vier Jahre lang hat Krieger gelernt, wie man das KKW steuert. Unter anderem in einem baugleichen Simulator, wie ein Pilot. Seit ein paar Jahren ist der 54-jährige Elektroingenieur nun für den Rückbau des Kernkraftwerks verantwortlich - für den Abriss einer Anlage, von dessen Technik er bis heute überzeugt ist: "Das ist schon nochmal etwas, wo man am Abend darüber nachdenkt und sagt: Was macht man hier eigentlich?"

Akribische KKW-Abbaupläne

Nach dem Reaktorunglück von Fukushima am 11. März 2011 hatte die Bundesregierung den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Schon kurz nach der Entscheidung startete Krieger nüchtern mit den ersten Planungen für die Demontage der einzelnen Komponenten. Er beschäftigte sich geistig also schon rund vier Jahre vor der endgültigen Abschaltung mit dem Ende der Stromerzeugung durch Kernkraft in Grafenrheinfeld: "Insoweit war für mich dieser Wechsel nicht so krass, wie er vielleicht für manch andere Kollegen war", sagt er.

Mitarbeiterzahl nach und nach reduziert

310 Leute arbeiteten einst im Kernkraftwerk - als es noch lief. Aktuell sind es noch 175. BR24 begleitet Krieger und seine Kollegin Evamaria König in das Reaktorgebäude. Wir passieren mehrere Schleusen und müssen uns komplett umziehen. Mit extra Unterwäsche und einem orangenen Arbeitsanzug geht es mit Dosimeter (Messgerät zur Messung der Strahlendosis, Anmerkung der Redaktion) und Schutzhelm auf dem Kopf in die Anlage.

König kam als frischgebackene Maschinenbauingenieurin ins Kernkraftwerk. Auch sie arbeitete als Schichtführerin auf der Warte im Kontrollbereich. Hier im Reaktorgebäude ist es laut. Einzelne Systeme werden demontiert und zersägt. Kein leichter Anblick für die 38-Jährige. Jeder habe so sein Lieblingssystem und je nachdem, welches System demontiert werde, sei man mit einem weinenden Auge dabei, sagt sie. "Aber andererseits gibt es jetzt die Möglichkeit in Anlagenteile vorzurücken, wo ich vorher noch nie war", so König.

Liebe zur Technik, die nicht rostet

Dort wo einst die gebrauchten und damit abgebrannten Brennelemente im Nasslager unter Wasser ein wenig ihrer Radioaktivität verloren und abkühlten, werden jetzt Einbauten demontiert. Nach jedem Schritt wird mit Sonden überprüft, ob noch nukleare Partikel anhaften. Ist das der Fall, wird das Bauteil mit einem Hochdruckreiniger noch einmal unter Wasser "abgewaschen".

Wir schauen von einer Galerie von oben zu und sehen, wie auch an anderer Stelle Arbeiter andere Komponenten demontieren: "Zu Beginn war es natürlich schon schwierig. Und die Abschaltung war für uns auch ein sehr emotionaler Moment", erzählt König. Aber nach fünf Jahren Rückbau sei es gerade für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen an der Zeit, sich zu verändern, anderen Aufgaben nachzugehen", sagt sie.

Zukunft heißt: Neuer Job

König arbeitet jetzt als technische Referentin für den Kraftwerksleiter und macht die Pressearbeit. Ist das Kernkraftwerk wie geplant in etwa zehn Jahren verschwunden, muss sie sich einen neuen Job suchen. Aber sie ist sich sicher, schnell wieder etwas zu finden: "Mit meinem Ingenieursstudium, mit meiner Ausbildung, mit den Tätigkeiten, die ich hier mache, habe ich ein großes Fundament, auf das ich auch außerhalb der Branche setzen kann", sagt sie.

Ziel: Grüne Wiese neben "Atommüll-Zwischenlager"

Die beiden weithin sichtbaren, jeweils 143 Meter hohen Kühltürme sollen schon in einem Jahr gesprengt werden. Und auch wenn das KKW in rund zehn Jahren nicht mehr da ist: Der Atommüll nach 33 Jahren Laufzeit bleibt – verstaut in 54 Castoren im Atommüll-Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle. Vermutlich über Jahrzehnte, denn bislang gibt es weltweit kein Atommüll-Endlager.

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