Javier Lopez kommt aus Spanien und macht mit seiner Familie gerade in München Urlaub. Er sitzt in einer Münchner Gaststätte und wundert sich, dass sein 14-jähriger Sohn in Bayern theoretisch Bier trinken dürfte. "Bei uns dürfen sie nicht unter 18 Jahren trinken. Sie dürfen vielleicht mal probieren, aber eigentlich erlauben wir das nicht." Wirtshaus-Besucher Sebastian E., der selber eine 15-jährige Tochter hat, findet das übertrieben. "In meinem Beisein dürfte sie trinken. Das ist mir lieber, als wenn die alleine losziehen und dann unkontrolliert trinken."
Holetschek will Gesetz ändern - mit Unterstützung der SPD
Bier, Wein und Schaumwein – das alles können 14- und 15-Jährige in einer Bar oder einem Wirtshaus trinken, wenn ein Sorgeberechtigter dabei ist. Mit diesem sogenannten "begleiteten Trinken" soll aber jetzt Schluss sein. Im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk betont der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), welch große Schäden Alkohol gerade bei Jugendlichen anrichten könne: "Das begleitete Trinken ist überflüssig und das müssen wir abschaffen."
Laut eigener Aussage hat sich Holetschek schon mit dem Bundes-Drogenbeauftragten Burkhard Blienert (SPD) abgesprochen - dieser vertrete die gleiche Meinung. Holetschek will jetzt eine Gesetzesänderung erwirken. "Wir werden es anschieben, wenn der Bund nicht von selber sagt, wir ergreifen die Initiative."
Gegenwind vom bayerischen Hotel-und Gaststättenverband
Aus dem Gaststättengewerbe allerdings kommt Gegenwind. Bisher hätte man nicht einmal ein Problem gesehen, so Thomas Geppert vom bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bayern). Er ist der Meinung, dass Erziehungsberechtigte beim "begleiteten Trinken" ihren Kindern einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol beibringen können. "Ich bin selbst Familienvater und finde es allemal besser, wenn ein 15-Jähriger ein Bier im Wirtshaus trinkt, als unkontrolliert Hochprozentiges in irgendwelchen Kellern", so Geppert.
Deutschlandweite Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2021 belegen, dass zumindest bei den 16- und 17-Jährigen Alkoholkonsum ein Thema ist. Demnach haben fast 90 Prozent Alkohol zumindest schon mal probiert. Knapp ein Fünftel der 16- und 17-Jährigen konsumiere Alkohol sogar regelmäßig - also wöchentlich.
1.200 Sucht-Selbsthilfegruppen in Bayern
Laut Gesundheitsminister Holetschek setzt sich die bayerische Staatsregierung präventiv für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol ein: "Insbesondere die Sensibilisierung für das Thema und die Erhöhung des Einstiegsalters beim Alkoholkonsum sind maßgebliche Präventionsziele", so Holetschek. Er fordert, das Jugendschutzgesetz und das Gewerberecht konsequent zu vollziehen.
- Zum Artikel: "Jugendliche und Alkohol: 'Mir hat es sofort geschmeckt'"
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