Wer ins Hochgebirge geht, kann den Klimawandel hautnah miterleben. Gletscherwasser läuft über die Bergschuhe, vom tauenden Permafrost gelöste Felsbrocken donnern gefährlich nahe an Seilschaften vorbei. Gewitter entwickeln sich rasend schnell und erschweren die Tourenplanung. Symbolisch schmilzt das Eis deshalb nicht nur am Berg, auch im Alpinen Museum tropft es. Am Eingang der neuen Sonderausstellung "Zukunft Alpen. Die Klimaerwärmung" (externer Link) liegt ein Eisklotz, der von Minute zu Minute kleiner wird.
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Klimaerwärmung in den bayerischen Alpen
Ein Diagramm aus blauen und roten Farbstreifen zeigt, wie die Durchschnittstemperatur von Jahr zu Jahr steigt. Und zwar nicht weltweit, sondern – ganz neu berechnet – konkret in Bayerns Bergen (externer Link). Christopher Zier vom Bayerischen Landesamt für Umwelt sagt, ohne Klimaschutzmaßnahmen kann die Durchschnittstemperatur im Alpenraum um mehr als 5 Grad steigen. Würde die Menschheit konsequente Maßnahmen für den Klimaschutz ergreifen, könnte man die Klimaerwärmung auf 1,6 Grad begrenzen.
Konsequenzen für den Bergsport
Schon jetzt fehlt einigen Hochgebirgshütten des Deutschen Alpenvereins im Sommer das Wasser. Beliebte Hochtouren werden wegen heikler Verhältnisse immer schwieriger machbar oder sogar ganz unmöglich. Skigebiete werden zurückgebaut, weil nicht mehr genug Schnee fällt – der Klimawandel hat einschneidende Konsequenzen für den Bergsport. Die Ausstellung im Alpinen Museum will diese Veränderungen nicht nur darstellen, sondern fragt auch, wie angesichts düsterer Klimaprognosen die Nutzung und Erschließung der Alpen in Zukunft aussehen müsste. Außerdem sind Besucherinnen und Besucher aufgefordert, sich Gedanken zum eigenen Verhalten in Sachen Klimaschutz zu machen.
Rückbau von Skigebieten
Beispiele aus dem Alpenraum zeigen, wo bereits umgedacht wird. Am Gschwender Horn bei Immenstadt etwa hat man bereits vor 30 Jahren ein Skigebiet rückgebaut und das Gelände renaturiert. Ein positives Beispiel, findet Max Wagner vom Alpinen Museum, das als Muster dienen kann für alle Skigebiete, die mit Schneemangel konfrontiert sind und nach Alternativen für die Zukunft suchen.
Als Negativbeispiele zeigt die Schau auch aktuelle Neuerschließungsprojekte, wo aus Sicht des DAV, der ja nach eigenem Selbstverständnis zugleich Bergsteiger- und Naturschutzverein ist, eine rote Linie überschritten wurde. Beispielhaft sieht man das am Gepatschferner im Kaunertal in Tirol, meint Tobias Hipp vom Deutschen Alpenverein, wo trotz klarer Klimaprognosen auf einer bisher unberührten Gletscherlandschaft ein neues Skigebiet gebaut werden soll.
Hipp will bewusst nicht von einem Spagat sprechen, den man angesichts des Klimawandels zwischen Tourismus und Naturschutz hinbekommen müsse. Das Wort Spagat ist für ihn negativ behaftet. Er hofft stattdessen auf ein gemeinsames gesellschaftliches Umdenken, das als Chance wahrgenommen wird.
Platz für Diskussion und Reflexion
Eine Ausstellung über die Zukunft zu machen, sei keine leichte Sache, meint Friederike Kaiser, die die Ausstellung konzipiert hat. Objekte von morgen, die man heute zeigen könnte, gibt es nicht. Was genau passieren wird, weiß niemand. So bleibt Raum für eigenes Reflektieren und Denken.
Neben Hüttenwirten, Vereinsmitgliedern, Wissenschaftlern und Naturschutzverbänden hat sich auch der BR an der Ausstellung beteiligt. BR Data hat untersucht, wie viel weniger Schnee in den bayerischen Skigebieten in den letzten Jahren gefallen sind. Die Ergebnisse gibt es vor Ort zu sehen. Die Ausstellung läuft bis Ende August 2026.
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