Tausende Menschen beteiligen sich Jahr für Jahr an der großen Vogel-Zählaktion von LBV und NABU – rund 40.000 waren es vergangenes Jahr. In diesem Jahr sind auch die vierjährige Philippa und ihr elfjähriger Bruder Linus mit dabei. Fernglas, Tablet, Wintermütze und Gummistiefel – die beiden Nürnberger Vogelfans sind vor ihrer eigenen "Stunde der Wintervögel" bestens vorbereitet.
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Im Regen kommen weniger Vögel
"Für Vögel interessiere ich mich schon lange, warum, kann ich auch nicht genau erklären". Linus' Leidenschaft für die geflügelten Tiere hat wohl auch auf seine kleine Schwester abgefärbt. Sie ist schon richtig aufgeregt, ob sie überhaupt einen Vogel zu Gesicht bekommt. Schließlich ist das Wetter nass und es regnet leicht. Keine idealen Bedingungen also, um viele Vögel zu sichten. Philippa hofft dennoch vor allem auf Spatzen, Spechte und Blaumeisen, ihre Lieblingsvögel. Und sie wird nicht enttäuscht.
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Eine Stunde Vögel zählen – die Zeit läuft
Eine Stunde ist bei Linus und Philippa volle Konzentration angesagt. Schnell tauchen die ersten Vögel an den verschiedenen Futterstellen in ihrem Garten im Nürnberger Stadtteil Zerzabelshof auf. Linus und Philippa tragen die Arten auf dem Tablet ein. Der Landesbund für Vogelschutz will es den Teilnehmenden so einfach wie möglich machen. Notiert wird immer die höchste Anzahl einer gezählten Vogelart. Die beiden Geschwister sehen zunächst zwei Spatzen, später eine Vierer-Gruppe, also werden "vier Spatzen" eingetragen.
Trotz häufiger Sichtung: Haussperling ist ein Sorgenkind
Ohnehin scheinen sich besonders die Spatzen im Garten von Philippa und Linus wohl zu fühlen. Immer wieder tauchen die kleinen Haussperlinge hier auf. Das erweckt oft ein falsches Bild, sagt Markus Erlwein vom Landesbund für Vogelschutz. Zwar stehe der Spatz so gut wie jedes Jahr an der Spitze der Sichtungen, europaweit aber verringere sich die Population insgesamt.
Ende 2021, so Erlwein, habe eine wissenschaftliche Studie belegt, dass der Haussperling die in Europa am stärksten zurückgehende Art sei. Der Haussperling oder Spatz sei somit durchaus bedroht. Gründe für den Rückgang sieht Markus Erlwein zum Teil in den veränderten Lebensräumen des Vogels. So glichen Gärten oft mehr Steinwüsten, und auch moderne Gebäude böten oft wenig schützende Spalten oder Nischen, in denen sich der Spatz wohlfühle. Jeder könne also in seinem Garten oder sogar Balkon etwas für die heimische Vogelwelt tun, indem er heimische Gehölze pflanzt, die die Vögel lieben und nicht alles "aufräumt".
Spannende Vogelzählung: Kommt der Bergfink nach Bayern?
Wer sich konzentriert eine Stunde der Vogelzählung widme, habe gute Chancen, am Wochenende auch den ein oder anderen eher seltenen gefiederten Gast zu entdecken, sagt Markus Erlwein. In Norddeutschland seien die Bergfinken aus Skandinavien bereits sehr zahlreich gesehen worden, vielleicht, so die Hoffnung des LBV-Sprechers, finden die kleinen Vögel ihren Weg während der "Stunde der Wintervögel" auch nach Bayern.
Jeder der mitmache, liefere wichtige Daten für den Landesbund für Vogelschutz und seinen bundesweiten Partner, dem Naturschutzbund NABU. Es gehe darum, Tendenzen in der heimischen Vogelwelt festzustellen. Je mehr Menschen sich beteiligten, umso aussagekräftiger werde das Ergebnis, sagt Erlwein. Gezählt wird noch bis einschließlich Sonntag.
Spatzen, Meisen, Buchfinken, ein Specht und ein Kleiber
Einen Bergfink haben Philippa und Linus während ihrer persönlichen "Stunde der Wintervögel" nicht gesehen, dafür aber jede Menge Spatzen, Kohl- und Blaumeisen, einen Specht, Buchfinken, einen Kleiber und mindestens drei Eichhörnen. Eigentlich schade, dass die nicht mitgezählt werden, lacht Philippa und stellt das Fernglas ein bisschen müde auf den Tisch. Vogelzählen macht Spaß, so ihr Fazit, ist aber auch ganz schön anstrengend.
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