Im Untergeschoss des Pfarrheims in Bischofswiesen herrscht geschäftiges Treiben: Die Umschläge mit den Weihnachtskarten, die seit Tagen mit der Post eintrudeln, sollen neue Empfänger erhalten: Jeder, der eine Karte oder einen Brief geschickt hat, bekommt anonyme Weihnachtsgrüße zurück. Auf einem Tisch stapeln sich zig Briefe aus Bischofswiesen, aus Bayern und sogar aus dem hohen Norden Deutschlands. Denn die Initiatoren der Aktion "Weihnachtspostüberraschung" haben mächtig die Werbetrommel gerührt. Auch die Radioprogramme des Bayerischen Rundfunks hatten Anfang Dezember ausführlich darüber berichtet.
Suchen nach einem neuen Weihnachtsbrief-Empfänger
Rebecca, Anna und Franziska öffnen die Kuverts mit der 85-Cent-Briefmarke und einem Extra-Adresszettel. Sie lesen die größtenteils verzierten handgeschriebenen Briefe und Karten. Die drei jungen Frauen wählen nun aus, welche Karte zu welchem Briefeschreiber passt. Denn wer sich viel Mühe gemacht und zum Beispiel einen langen Brief an eine anonyme Person geschrieben hat, soll auch wieder einen mit viel Inhalt zurückbekommen.
Am nächsten Tisch werden die einheitlichen braunen Kuverts adressiert und am dritten von den Jugendlichen mit goldenen Sternen und Engeln verziert. Alle Jugendlichen, die sich an der Aktion beteiligen, machen nicht nur anderen, fremden Menschen eine Freude, sondern freuen sich auch selbst - über die liebevollen Gedichte und die guten Wünsche, die man jemandem schreibt, den man nicht kennt und wohl auch nie kennenlernen wird.
"Weihnachtspost", die Freude machen soll
Die Aktion "Weihnachtspostüberraschung" haben sich die Ministranten aus Bischofswiesen vor drei Jahren in der Hochphase von Corona ausgedacht, um – wie sie sagen – anderen Menschen eine Freude zu bereiten. Denn gerade handgeschriebene Weihnachtsgrüße sind in Zeiten von WhatsApp oder Skype eine Seltenheit geworden. Jeder, der mitgemacht hat, bekommt von den jungen Bischofswiesenern garantiert einen Weihnachts-Brief, rechtzeitig vor dem Heiligen Abend.
Inzwischen hat sich die Aktion mit der Überraschungspost über die Landkreisgrenze herumgesprochen. Und wenn es nach den Initiatoren geht, dann wären Nachahmer in anderen Kommunen durchaus erwünscht. Die jungen Bischofswiesener wollen ihre Aktion auf jeden Fall im nächsten Jahr fortsetzen - und es ist nicht die einzige Aktion in Oberbayern, um fremden Menschen zu Weihnachten eine Freude zu machen.
Wunschbäume für Bedürftige in Landsberg und Burghausen
Ein Herz mit einem Weihnachtswunsch beschriften, an den Christbaum hängen und hoffen, dass jemand den Wunsch erfüllt: Das ist die Idee des Wunschbaums, den es heuer in Landsberg am Lech erstmals gab. Die Weihnachtswunsch-Aktion sollte helfen, Kindern, Jugendlichen, Familien und Seniorinnen und Senioren aus finanziell schwächeren Haushalten zu Weihnachten eine kleine Freude zu bereiten – in Zeiten, in denen mancher Wunsch aufgrund von Inflation und hoher Energiepreise sonst vielleicht unerfüllt bliebe. Auch in Burghausen im Landkreis Altötting gab es eine ähnliche Wunschbaum-Aktion – dort ist das bereits Tradition.
So funktionieren die Wunsch-Aktionen
Die Bedürftigen in Landsberg konnten sich in der Stadtverwaltung ein nummeriertes Wunsch-Herz abholen und dort ihren Weihnachtswunsch im Wert von bis zu 30 Euro, ihr Alter und optional ihren Vornamen notieren. Vom Wunschbaum beim historischen Rathaus konnten sich alle, die etwas verschenken wollten, ein oder mehrere Herzen abmachen, die Geschenke besorgen und verpackt bei der Landsberger Tourist-Info abgeben.
In Burghausen haben rund zehn Einrichtungen, wie etwa die Suchtambulanz oder das Frauenhaus, Weihnachtswünsche gesammelt und an das Bürgerhaus weitergeleitet. Dort haben die Mitarbeitenden die Zettel an den weihnachtlichen Wunschbaum gehängt, wo die Schenkenden sie abholen konnten.
Einfache Weihnachtswünsche: Spielzeug, Hygieneartikel & Co.
In Landsberg kamen Wünsche zusammen von Leuten zwischen einem und 91 Jahren. Darunter waren Dinge wie eine Puppe, ein Fußball oder auch Winterschuhe von Kindern. Erwachsene haben sich zum Beispiel einen Friseurgutschein, eine Nachttischlampe oder frisches Obst und Gemüse gewünscht. Die Stadt versichert, dass sich für jeden der über 100 eingegangenen Wünsche auch jemand finden wird, der ihn erfüllt. Mitmachen konnte man bis 18. Dezember. In der Vorweihnachtswoche können die Geschenke abgeholt werden.
Bürger hätten auch mehr Wünsche übernommen
In Burghausen waren die rund 160 Wunschzettel innerhalb von vier Werktagen weg. Viele Bürgerinnen und Bürger haben laut der Sprecherin der Stadt gleich mehrere Wünsche übernommen. Auch danach hätten noch mehrere Menschen im Rathaus angerufen und gefragt, ob es noch weitere Zettel oder ähnliche Aktionen gebe. Die Stadt hat daraufhin auf den Bürgersozialfonds verwiesen, den sie dieses Jahr neu eingerichtet hat – um Menschen durch die Energiekrise zu helfen. Die abgegebenen Geschenke wurden am Montag den sozialen Einrichtungen übergeben, die diese bis Heiligabend an die Bedürftigen verteilen.
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