Mit einer Flugblattaktion vor den Werkstoren bei Audi in Ingolstadt macht die IG Metall seit heute Morgen auf einen befürchteten Stellenabbau aufmerksam. Die Absatzzahlen des Ingolstädter Autobauers Audi sind um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Seit längerem brodelt die Gerüchteküche, wie es mit Audi weitergehen wird. Nun macht die IG Metall auf die Krise aufmerksam.
Flugblattaktion vor den Werkstoren in Ingolstadt
Die IG Metall warnt auf ihren Flugblättern bereits vor einer "Schonungslos-Liste" des Managements. Karola Frank, Vorsitzende des IG Metall Vertrauenskörpers bei Audi in Ingolstadt, hebt einige Punkte hervor: "Da stehen Themen wie Verlagerung mit drauf. Da steht drauf, wie Angriffe klassisch für tarifvertragliche Leistungen, aber auch so etwas wie Abbau in Richtung Ausbildungszahlen. Am Ende des Tages ist es so, dass Audi tiefgreifende Einschnitte in Richtung Personalkosten haben will und somit auch Personalabbau mit einhergeht."
Bis zu 9.000 Arbeitsplätze bei Audi bedroht
Aktuell arbeiten bei Audi in Ingolstadt knapp 40.000 Menschen. Die Gewerkschaft spricht nun von einem Stellenabbau, der über den bereits erfolgten (von insgesamt 9.500 Stellen in den vergangenen Jahren in Deutschland) hinausgehen soll. Die Vertreterin der Gewerkschaft nennt keine konkreten Zahlen. Informanten sprechen von bis zu 9.000 Arbeitsplätzen in Deutschland, davon in Ingolstadt um die 5.000.
Gespräche zwischen Audi und Betriebsrat laufen
Ein Sprecher teilte auf BR-Anfrage mit: "Wir bestätigen weder den in den Medien spekulierten Stellenabbau noch die genannten Zahlen." Der Audi-Vorstand und der Betriebsrat seien in vertrauensvollen und geordneten Gesprächen im Sinne des Unternehmens und der Audi-Beschäftigten: "Wir halten an dem vereinbarten Grundsatz fest, diese Diskussionen intern zu führen."
Beschäftigungsgarantie soll bis 2029 bestehen
Während der Betriebsversammlung im Hebst bestätigte der Audi-Vorstand, dass die Beschäftigungsgarantie bis 2029 trotz verschärfter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen Bestand hat. Gleichzeitig sieht der Pakt Audi.Zukunft vor, dass bei verschlechterten unternehmerischen Rahmenbedingungen neue Verhandlungen aufgenommen werden. Der Audi Vorstand bestätigte, dass dies nun der Fall sei.
"Wirtschaftliches Umfeld weiter verschärft"
Laut Gewerkschaft plant das Audi auch die Streichung der Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter. Von Unternehmensseite heißt es dazu, dass die Erfolgsbeteiligung an den Unternehmensgewinn geknüpft sei und daher erst bei der Jahres-Pressekonferenz im März kommuniziert werde. Aktuell führt die Unternehmensleitung Gespräche mit dem Betriebsrat über die Frage, wie die angespannte wirtschaftliche Lage bei Audi stabilisiert werden kann.
Ein Audi-Sprecher teilt mit, dass bei einer verschärften Wirtschaftslage die Grundsatzvereinbarung Audi.Zukunft mit dem Betriebsrat neu aufgerollt werden könne. Gründe für das verschärfte Umfeld sind laut Audi die hohen Energiekosten und Steuern, der harte Wettbewerb mit China und eine eingeschränkte Teileverfügbarkeit: "Um trotz dieser massiven Herausforderungen in Zukunft weiterhin wirtschaftlich erfolgreich zu sein, will sich Audi effizienter aufstellen und an Schnelligkeit gewinnen", so ein Sprecher.
Starker Rückgang bei den Absatzzahlen
Wie tief Audi in der Krise steckt, verdeutlichen die rückläufigen Produktionszahlen. Danach lieferte die VW-Tochter im vergangenen Jahr weltweit rund 1,7 Millionen Fahrzeuge aus. Das sind fast zwölf Prozent weniger als im Vorjahr 2023. Auch am Standort Ingolstadt hat Audi im vergangenen Jahr noch einmal deutlich weniger produziert.
IG Metall: "Sparkurs bei VW keine Blaupause für Audi"
Die IG Metall möchte mit ihrer Flugblattaktion deutlich machen, dass der aktuelle Sparkurs bei VW keine Blaupause für Audi sein soll. Das hat Karola Frank, Vorsitzende des IG Metall Vertrauenskörpers bei Audi in Ingolstadt, heute Morgen vor den Werkstoren betont: "Für uns ist die Blaupause nicht VW, weil wir andere Grundvoraussetzungen haben. Wir haben 2019 mit Zukunft.Audi schon den ersten Schritt getan. Da bauen wir drauf auf. [...] Wir müssen den Audi-Weg gehen und der Audi-Weg ist eben nicht der VW-Weg, sondern wir werden den so machen, dass es für uns als Audianer und IG-Metall-Mitglieder auch mit passt."
Im Video: Audi - Gewerkschaft fürchtet Stellenabbau
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